Phubbing: Wenn das Smartphone mit am Tisch sitzt

Sie sitzen mit einem Freund beisammen und unterhalten sich. Doch plötzlich schauen Sie Ihrem Gegenüber nicht mehr in die Augen, sondern auf die Stirn. Warum? Weil der Blick Ihres Freundes wieder einmal am Smartphone klebt: Nur mal "kurz" tippen, scrollen, weiterleiten. Und plötzlich sind Sie allein im Raum, obwohl die andere Person eigentlich noch da ist.
Von unserer Gastautorin Jessica
Lesedauer: 3 Min.


Was zunächst nur nervtötend ist, kann auf Dauer belasten. Denn wer ständig zum Handy greift, sendet eine klare Botschaft an sein Gegenüber: Das Smartphone ist mir gerade wichtiger als du. Dieses Verhalten nennt sich Phubbing und es begegnet uns heute öfter, als uns lieb ist.

Was genau ist Phubbing?

Der Begriff setzt sich aus Phone und Snubbing (englisch für "jemanden brüskieren") zusammen. Er beschreibt eine Alltagssituation, in der jemand das Smartphone dem Gegenüber vorzieht, z. B. während eines Gesprächs, beim gemeinsamen Essen oder Treffen.
Phubbing: Wenn das Handy wichtiger als der Partner ist
Phubbing: Wenn das Handy wichtiger als der Partner ist
Das passiert häufig unbewusst: Eine neue Nachricht, eine Push-Mitteilung oder einfach die Gewohnheit, das Handy in die Hand zu nehmen – und schon ist die Aufmerksamkeit für die andere Person weg. Der Drang, immer auf dem Laufenden zu sein, spielt dabei eine große Rolle.

Viele greifen aus Angst, etwas zu verpassen (Stichwort FOMO), fast automatisch zum Smartphone. Hinzu kommt: Wer sein Handy ständig griffbereit hat, nimmt es oft auch unbewusst, fast automatisch zur Hand.
 
Was genau bedeutet FOMO?
FOMO ist ein Akronym aus dem Englischen und setzt sich aus der Redewendung "Fear of missing out" zusammen. 1:1 übersetzt bezeichnet es die eben gesagte Angst, etwas zu verpassen.

Warum Phubbing problematisch ist

Phubbing ist nicht bloß unhöflich: Es unterbricht Gespräche und beeinträchtigt die Kommunikation. Wer gephubbt wird, fühlt sich oft nicht wahrgenommen oder sogar zurückgewiesen. Der ständige Blick aufs Handy signalisiert: "Du bist gerade weniger wichtig als das, was hier auf meinem Bildschirm passiert."

Besonders in engen Beziehungen kann dieses Verhalten langfristige Folgen haben. Studien zeigen, dass Gespräche seltener und oberflächlicher werden. Vertrauen leidet, Nähe geht verloren und die Wahrscheinlichkeit für Konflikte steigt.

Nicht jeder Blick aufs Handy ist gleich Phubbing

Wichtig ist: Es kommt auf den Kontext an. Wenn das Smartphone bewusst als Teil der Unterhaltung genutzt wird (etwa um Urlaubsfotos zu zeigen oder schnell einen Namen zu googeln) kann es Gespräche sogar bereichern. Phubbing beginnt folglich dort, wo der Griff zum Handy vom Gegenüber ablenkt und gegen dessen Willen geschieht.

Was Sie gegen Phubbing tun können

Die gute Nachricht: Phubbing ist kein Schicksal. Hier sind fünf bewährte Strategien, um gegen den Griff zum Handy vorzugehen:
 
  1. Sprechen Sie das Thema an. Offen und ohne Vorwurf.
  2. Vereinbaren Sie handyfreie Zonen oder Zeiten.
  3. Legen Sie das Smartphone außer Sichtweite. Wenn wir es nicht sehen, ist die Versuchung, es in die Hand zu nehmen, geringer.
  4. Üben Sie Achtsamkeit. Bleiben Sie bewusst im Hier und Jetzt.
  5. Seien Sie ein Vorbild. Wer selbst präsent bleibt, schafft Nähe.

Fazit: Bewusste Präsenz statt ständiger Ablenkung

Phubbing mag ein Phänomen unserer Zeit sein. Aber es muss nicht zur Normalität werden. Wer sein Smartphone hin und wieder bewusst aus der Hand legt, setzt ein Zeichen für ein gutes und respektvolles Miteinander. Denn manchmal ist ein ausgeschaltetes Handy die wertvollste Nachricht, die Sie an andere senden können.
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