Viele Schwangere erleben Hitze als sehr anstrengend. Sie kann sogar das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen. Daher ist es sinnvoll, sich zu schonen.

Viele Menschen stöhnen bei grosser Hitze – aber Schwangere empfinden hohe Temperaturen oft als besonders anstrengend. Und das ist auch keine Einbildung: Der Körper verändert sich in der Schwangerschaft stark, vor allem das Herz-Kreislauf-System passt sich an. Und das erhöht tatsächlich die Belastung bei Hitze.

So nimmt zum Beispiel das Blutvolumen in der Schwangerschaft um rund 1,5 Liter zu. Das Herz muss dadurch deutlich mehr leisten, um die zusätzliche Menge Blut durch den Körper zu pumpen. Zugleich verändert sich die Zusammensetzung des Blutes und die Gefässe weiten sich. Insgesamt arbeitet das Herz-Kreislauf-System dadurch in einer Art Turbomodus.

"Addiert sich nun Hitze dazu, die ja per se auch kreislaufbelastend ist, kommt es unter Umständen zu einer belastenden Situation", sagt John-Kilian Rehbein, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Besonders gefährdet sind laut dem Arzt Schwangere mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, starkem Übergewicht oder Nierenerkrankungen.

Was Schwangere bei Hitze tun können

An heissen Tagen ist es deshalb für Schwangere besonders wichtig, gut auf sich zu achten. Das bedeutet vor allem, sich zu schonen und viel zu trinken. "Hier sind kalte Getränke wie ungezuckerter Tee, verdünnte Fruchtsäfte und Mineralwasser empfehlenswert", sagt der Arzt. Auf eiskalte Getränke sollten Schwangere besser verzichten: Sie fördern nicht nur das Schwitzen, sondern können auch Magenschmerzen auslösen.

Auch leichte, wasserreiche Mahlzeiten wie Obst, Gemüse oder kalte Suppen entlasten den Körper. Auf körperliche Anstrengung und Sport sollten Schwangere bei Hitze besser verzichten oder sie zumindest in die kühleren Stunden des Tages verlegen und dann möglichst in den Schatten oder in gut belüftete Räume ausweichen.

Sonnenbäder sollten Schwangere besser vermeiden und immer auf ausreichenden Sonnenschutz mit einem hohen Lichtschutzfaktor achten. "Auch das Hochlegen der Beine, kühle Wickel oder Thrombosestrümpfe können Linderung verschaffen", sagt der Arzt.

Hitze kann Risiko für Frühgeburten erhöhen

Neben Kreislaufproblemen bringen hohe Temperaturen noch eine weitere, oft weniger bekannte Gefahr: Sie können das Risiko für Frühgeburten erhöhen. Besonders deutlich zeigt das eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) aus dem Jahr 2023. Das Forschungsteam analysierte dafür mehr als 42.000 Geburtsverläufe der letzten 20 Jahre und verknüpfte sie mit den Wetterdaten des Hamburger Wetterdienstes.

Das Ergebnis: An Tagen mit Temperaturen über 30 Grad stieg das Risiko für eine Frühgeburt um rund 20 Prozent, bei mehr als 35 Grad sogar um 45 Prozent. Besonders kritisch wurde es, wenn die Hitze mehrere Tage anhielt und mit einer hohen Luftfeuchtigkeit verbunden war. Ein oder zwei heisse Tage verkrafteten die meisten Schwangeren demnach gut. Aber wenn sich die Hitze über mehrere Tage zog, stieg das Risiko für vorzeitige Wehen deutlich.

Die Ursachen dafür sind komplex und noch nicht vollständig erforscht. Klar ist aber, dass die wachsende Gebärmutter auf die grosse Hohlvene im Bauch drückt, wodurch weniger Blut zum Herz fliesst. Weiten sich bei Hitze die Gefässe, wird die Plazenta weniger gut durchblutet, was das ungeborene Kind unter Stress setzen kann. Kommen dann bei der werdenden Mutter noch Faktoren wie schlechter Schlaf durch die Wärme, zu wenig Flüssigkeit oder hormonelle Veränderungen hinzu, kann das dazu führen, dass der Körper die Geburt vorzeitig einleitet.

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Der Grossteil dieser Frühgeburten sind sogenannte späte Frühgeborene, die zwischen der 33. und 36. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen. Sie haben meist gute Chancen, brauchen aber dennoch häufiger medizinische Hilfe als Kinder, die später auf die Welt kommen.

Panik ist bei Hitze für Schwangere nicht angebracht, eine gewisse Vorsicht aber schon. "Eine Mehrbelastung der Schwangeren durch Hitze ist normal", sagt Rehbein. Wer sich an die einfachen Empfehlungen halte, komme in der Regel gut durch den Sommer. Wenn Schwangere aber unter Beschwerden wie Kreislaufproblemen, Herzrasen, Wassereinlagerungen oder gar Anzeichen für vorzeitige Wehen leiden, sollte sie nicht zögern, ärztlichen Rat einzuholen oder sich in ihrer Klinik vorzustellen.

Über den Gesprächspartner

  • Dr. John-Kilian Rehbein ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Chefarzt der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Schön Klinik in Rendsburg. Seine Schwerpunkte sind spezielle Geburtshilfe, Perinatalmedizin und gynäkologische Onkologie.

Verwendete Quellen