- Der an der ETH Lausanne tätige Epidemiologe Marcel Salathé verlässt die wissenschaftliche COVID-Taskforce des Bundes.
- Nun gründet der Basler mit anderen Wissenschaftlern eine gemeinnützige Organisation.
Ein weiterer Wissenschaftler kehrt der wissenschaftlichen COVID-Beratergruppe des Bundes den Rücken. Wie die "Sonntagszeitung" berichtet, ist der an der ETH Lausanne tätige Epidemiologe Marcel Salathé der nächste prominente Abgang der Taskforce. Seinen letzten Arbeitstag hatte er bereits am vergangenen Freitag (19. Februar).
Aus seinem Frust über die Verwaltung in der Pandemie und den technischen Rückstand der Schweiz machte der Basler nie einen Hehl. "Wir sind im Daten-Blindflug. Statt mit schnellen IT-Systemen versuchen wir rasanten Entwicklungen mit Fax-Übermittlung beizukommen", erklärt er. Wenn es um moderne Technologien geht, sei die Schweiz etwa zwei Jahrzehnte im Rückstand.
Salathé gründet Organisation CH++
Zurückziehen wird er sich aber keineswegs: Marcel Salathé will nun selbst am technischen Fortschritt des Landes arbeiten. Der in der Corona-Pandemie prominent gewordene Epidemiologe beteiligt sich gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern und Wirtschaftsvertretern an der Gründung einer gemeinnützigen Organisation namens "CH++".
Diese will die wissenschaftlichen und technologischen Kompetenzen von Politik, Behörden und Gesellschaft stärken. "Unsere Hauptaufgabe sehen wir darin, technisches Know-how überall dort zu fördern, wo es der Gesellschaft als Ganzes nützt", erklärt Salathé.
Enttäuschung über "Land der Ingenieurskunst"
Der politisch, ideologisch und finanziell unabhängige Verein soll kommende Woche offiziell gegründet werden, nehme die Arbeit aber sofort auf, bestätigte Hannes Gassert, Vorstandsmitglied und Stiftungsrat der Kulturstiftung von Pro Helvetia, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Der Unternehmer sei enttäuscht darüber, dass "das Land der Ingenieurskunst und der Zuverlässigkeit" die Pandemie nicht besser habe meistern können. Die neue Organisation CH++ wolle sich für eine Schweiz, die wieder "handlungsfähiger" werde, einsetzen. Finanzieren will CH++ sich über Mitgliederbeiträge und Spenden, um unabhängig bleiben zu können.
Neben Marcel Salathé und Hannes Gassert sitzen die Getdiversity-Geschäftsführerin Esther-Mirjam de Boer, SP-Waadt-Generalsekretärin Olga Baranova, Risiko-Dialog-Geschäftsführerin Nathalie Stübi, "Frauen für Wikipedia"-Gründerin Muriel Staub und Medizin-Informatiker Serge Bignens im Vorstand der Organisation. © 1&1 Mail & Media/spot on news