- Leere Gemüseregale bereiten Verbrauchern in Grossbritannien Sorgen.
- Die schwierige Lage hat nun Folgen bei ersten Handelsketten.
- Die Gründe liegen nicht nur im Ausland.
Mehrere Supermarktketten in Grossbritannien wie Aldi und Tesco begrenzen wegen Nachschubproblemen den Verkauf einiger Gemüse- und Obstsorten. So gibt es beim Marktführer Tesco und bei Aldi nur noch drei Gurken und ein strenges Limit an Tomaten und Paprikas je Kunde, wie die BBC am Mittwoch berichtete. Es handele sich um eine Vorsichtsmassnahme. Der Sender Sky News berichtete, der grösste britische Tomatenzüchter APS Produce warne vor Engpässen bis mindestens Ende April.
Bereits zuvor hatte der britische Bauernverband vor sinkender heimischer Lebensmittelherstellung gewarnt. Zuletzt machten in sozialen Netzwerken Bilder von leeren Gemüseregalen die Runde. Die Einzelhändler machen Extremwetter in Spanien und Nordafrika verantwortlich, das grosse Teile der Ernte zerstört habe. Andere Wettbewerber wie Sainsbury's und Lidl haben bisher nicht rationiert.
Keine Engpässe in Deutschland
In Deutschland drohen nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bislang keine vergleichbaren Engpässe. Deutschlands grösster Lebensmittelhändler Edeka betonte: "Wir können die Versorgung unserer Märkte mit ausreichenden Mengen weiterhin sicherstellen." Ähnlich äusserte sich die Discount-Tochter Netto.
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Bei Aldi hiess es am Abend, das Unternehmen sehe die "momentanen Herausforderungen" im Markt: "Dennoch existiert bei Aldi derzeit kein generelles Verfügbarkeitsproblem bei Obst und Gemüse." Man stehe in engem Kontakt mit Lieferanten und beobachte die aktuellen Entwicklungen.
Auch die Rewe-Gruppe, zu der auch der Discounter Penny gehört, betonte: "Es gibt bei Rewe und Penny ausreichend Tomaten & Co. zu kaufen. Auch zukünftig." Die Angebotsstörungen im Beschaffungsmarkt würden sich allerdings auf die Bandbreite des Angebots und die Preise auswirken. Der Discounter Lidl versicherte: "Aufgrund der langjährigen Partnerschaften mit unseren Lieferanten ist die Warenversorgung der Lidl-Filialen trotz aktueller Engpässe in den genannten Regionen grundsätzlich sichergestellt."
Klimawandel macht Landwirten zu schaffen
Vor allem wegen des Brexits haben sich die Lebensmittelpreise in Grossbritannien deutlich erhöht. Den Unternehmen entstanden wegen Zollkontrollen höhere Kosten, die sie an die Verbraucher weiterreichten. Zudem verschärfte sich der Personalmangel - so gibt es deutlich weniger Erntehelfer als vor dem EU-Austritt. Auch der russische Krieg gegen die Ukraine hat die Preise stark in die Höhe getrieben. Heimische Landwirte nutzen wegen gestiegener Energiepreise deutlich seltener Gewächshäuser. Grossbritannien importiert einen Grossteil seiner frischen Lebensmittel aus der EU.
Zu schaffen macht den Landwirten auch der Klimawandel. So litt Grossbritannien im Sommer 2022 unter einer Hitzewelle, im Dezember unter langem, hartem Frost. Wegen des schlechten Wetters seien Karotten, Pastinaken, Kohl und Blumenkohl in Mitleidenschaft gezogen worden, sagte Tim O'Malley vom britischen Lebensmittelproduzenten Nationwide Produce. Er rechnet mit weiteren Preissteigerungen. (br/dpa)

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