• Am dritten Tag nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien schwindet die Hoffnung, noch viele Überlebende zu finden.
  • Dennoch geschehen immer wieder kleine Wunder.
  • Helfer haben eine Mutter und ihre Tochter lebend aus den Trümmern geborgen.

Mehr Panorama-News

Deutsche und britische Helfer haben in der Nacht zu Donnerstag in der türkischen Stadt Kahramanmaras eine Mutter und ihre sechsjährige Tochter aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses befreit. Das teilte die Hilfsorganisation @fire am Donnerstag in Wallenhorst bei Osnabrück mit. Die Organisation ist nach Angaben ihres Sprechers Sebastian Baum mit insgesamt 40 Helfern aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland in der Erdbebenregion tätig. Zuvor seien bereits am frühen Mittwochmorgen zwei Menschen von @fire-Helfern gerettet worden.

Mutter und Kind seien in den Trümmern des Hauses geortet worden. Fast 20 Stunden hätten sich die Helferinnen und Helfer von @fire und der britischen Organisation Saraid durch die Trümmer gearbeitet, berichtete Baum. Bei Minustemperaturen drohten Mutter und Kind zu erfrieren. Mit schwerem Gerät und in Handarbeit sei es gelungen, einen Tunnel durch die Trümmer zu legen, um beide retten zu können. Gegen 0:30 Uhr am Donnerstagmorgen sei die Rettung dann gelungen.

"Das ist das, worauf unsere Helfer all die Jahre hinarbeiten und sich vorbereiten und viel persönliches Engagement hineinstecken. Der Moment, ein Leben zu retten, ist genau das, wofür wir das machen", sagte Baum.

Ausmass des Erdbebens in der Türkei und Syrien

Drei Tage nach Erdbeben: Überlebenswahrscheinlichkeit ist niedrig

Weitere Hilfskräfte wolle die Organisation erst einmal nicht in das Katastrophengebiet schicken, sagte Baum. "Wir gehen davon aus, dass unser Einsatz am Wochenende enden wird." Dann werde vor Ort die Such- und Rettungsphase weitestgehend abgeschlossen sein; die Überlebenswahrscheinlichkeit liege dann nahe null.

Die Rettungskräfte kämpfen gegen die Zeit. Mit jeder Stunde, die seit dem Erdbeben verstreicht, sinken die Chancen, noch Lebende unter den Trümmern zu finden. Mehr als drei Tage nach dem katastrophalen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet schwindet die Hoffnung. Mehr als 100.000 Helfer sind in der Türkei nach Regierungsangaben im Einsatz. Sie werden von Suchhunden unterstützt.

Die Zahl der Toten steigt unaufhörlich. Unter den Trümmern der vielen Tausend eingestürzten Gebäude in beiden Ländern sind vermutlich noch Zehntausende Opfer zu befürchten. Bislang sind insgesamt mehr als 17.000 Tote gemeldet worden. Hinzu kommen mehr als 66.000 Verletzte in der Türkei und in Syrien.

Am frühen Montagmorgen hatte ein Beben, dessen Stärke das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) mit 7,7 angibt, das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert. Montagmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,6 in derselben Region.

Mehr als 14.000 Todesopfer allein in der Türkei

In der Türkei gebe es laut Präsident Recep Tayyip Erdogan inzwischen 14.014 bestätigte Tote. Mehr als 63.000 Menschen seien verletzt worden. In Syrien kamen bei dem Beben nach Angaben der syrischen Staatsagentur Sana und der Rettungsorganisation Weisshelme mindestens 3.200 Menschen ums Leben.

Zur Unterstützung der nur schwer erreichbaren Erdbeben-Opfer in Nordwesten Syriens sind am Donnerstag sechs Lastwagen mit Hilfsgütern der Vereinten Nationen eingetroffen. Die Transporter seien aus der Türkei gestartet und hätten den einzigen noch offenen Grenzübergang Bab al-Hawa passiert, hiess es von den UN. Wegen Schäden an Strassen konnten Lastwagen Bab al-Hawa bisher nicht erreichen. Inzwischen konnten die Strassen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge aber teilweise wieder repariert werden. (dpa/tas)