Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den internationalen Corona-Gesundheitsnotstand nach mehr als drei Jahren aufgehoben. Besiegt ist das Coronavirus damit noch nicht.

Mehr Panorama-News

Die Corona-Pandemie gilt nicht mehr als internationaler Gesundheitsnotstand. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, verkündete am Freitag in Genf die Aufhebung der höchsten Alarmstufe, die bei einer Bedrohung verhängt werden kann.

"Die Pandemie folgt seit einem Jahr einem nachlassenden Trend", sagte Tedros und verwies auf die gestiegene Immunität durch Impfungen und Infektionen. Konkrete Auswirkungen hat die Entscheidung nicht, weil jedes Land für sich bestimmt, welche Schutzmassnahmen es verhängt.

Coronavirus ist noch nicht besiegt

Das Virus Sars-CoV-2 ist damit nicht besiegt, wie Tedros betonte. Es zirkuliert weiter in der Welt, ist gefährlich und kann jederzeit noch gefährliche Varianten entwickeln. Dennoch folgte die WHO der Empfehlung eines unabhängigen Expertenausschusses, weil sie überzeugt ist, dass die Welt gute Werkzeuge hat, um die Menschen vor dem Virus zu schützen. Dazu gehören neben den Impfstoffen und Medikamenten auch Schutzmassnahmen wie das Tragen von Masken oder das Abstand halten in vollen und schlecht belüfteten Innenräumen.

Coronavirus
Die weltweite Corona-Pandemie gilt nicht mehr als internationaler Gesundheitsnotstand. © Getty Images/iStockphoto/RoMiEg

Allein das solidarische UN-Impfprogramm Covax hat einer Analyse zufolge bis Ende 2022 in Ländern mit niedrigen Einkommen 2,7 Millionen Menschenleben durch Corona-Impfungen gerettet.

Durch die Corona-Pandemie sind nach neuen WHO-Angaben weltweit mindestens 20 Millionen Menschen ums Leben gekommen. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus nannte die neue Opferzahl, die fast drei Mal so hoch ist wie die bisherigen offiziellen Angaben, ebenfalls am Freitag in Genf. Mitte März hatte Tedros noch gesagt, es gebe "fast sieben Millionen gemeldete Corona-Tote", die tatsächliche Opferzahl sei aber viel höher.

Deutlich weniger Menschen erleben schweren Covid-19-Verlauf

Nach WHO-Statistiken erleben deutlich weniger Menschen einen schweren Verlauf der Krankheit Covid-19 als zu Beginn der Pandemie, als es noch keine Impfstoffe und Medikamente gab. Dennoch wurden der WHO allein vom 3. bis 30. April dieses Jahres nahezu 2,8 Millionen neue Infektionen und über 17.000 Todesfälle gemeldet. Da aber in vielen Ländern kaum noch getestet wird, gilt dies nicht als akkurates Bild der Lage.

Wenn die WHO einen Gesundheitsnotstand ausruft, will sie Regierungen und die Öffentlichkeit aufrütteln, damit sie eine Bedrohung ernst nehmen und sich vorbereiten. Welche konkreten Empfehlungen oder Einschränkungen verhängt werden, entscheidet jede Regierung für sich. Die WHO gibt lediglich Empfehlungen ab. Die WHO appelliert nach wie vor an die Regierungen, nicht zur Tagesordnung überzugehen. Seit Monaten bittet sie, dass mehr Corona-Tests durchgeführt und Viren genetisch untersucht werden. Nur so sei eine Übersicht über die Verbreitung möglicher neuer Varianten möglich.

Hohe Dunkelziffer bei Infektionen und Todesfällen

Als die WHO den Corona-Gesundheitsnotstand am 30. Januar 2020 ausrief, waren ausserhalb Chinas rund 100 Infektionen in rund 20 Ländern bekannt und keine Todesfälle. Inzwischen wurden der WHO zufolge weltweit rund 765 Millionen Infektionen und gut 6,9 Millionen Todesfälle gemeldet. Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer viel höher ist. Unter anderem werden Todesursachen nicht überall korrekt zugeordnet.

Die WHO hat seit 2005 sieben Mal einen Gesundheitsnotstand ausgerufen – offiziell eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" (PHEIC – Public Health Emergency of International Concern). Der Corona-Notstand war der zweitlängste. Der längste gilt für Polio und besteht seit 2014. Seit Juli 2022 gilt auch eine Notlage wegen Affenpocken. Notlagen wurden auch wegen des Influenza-A-Virus H1N1 (2009-2010), wegen Ebola in Westafrika (2014-2016), Zika (2016) und Ebola in der Demokratischen Republik Kongo (2019-2020) ausgerufen.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) führt mehr als 173.000 Todesfälle in Deutschland auf eine Corona-Infektion zurück. Die meisten der vielfältigen Corona-Schutzmassnahmen wurden hierzulande bereits vor Monaten aufgehoben. (dpa/AFP/tas)

JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © Getty Images/iStockphoto/RoMiEg