Bei einem gezielten israelischen Luftangriff auf Ziele im Gazastreifen sollen auch drei ranghohe Dschihadisten getötet worden sein. Sowohl die Hamas als auch die Gruppierung Islamischer Dschihad kündigten Konsequenzen an.

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Israel hat drei ranghohe Mitglieder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen gezielt getötet. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums kamen bei den Luftangriffen in der Nacht zu Dienstag in der Stadt Gaza und in Rafah insgesamt 13 Menschen ums Leben, darunter auch vier Frauen und vier Kinder. Rund 20 weitere seien verletzt worden, einige davon lebensgefährlich.

Die israelische Armee begründete die Operation "Schild und Pfeil" mit Raketenangriffen aus dem Gazastreifen auf das israelische Grenzgebiet in den vergangenen Wochen. Der massive Angriff kam allerdings überraschend, weil seit knapp einer Woche eine Waffenruhe herrschte.

Die israelische Armee teilte mit, bei den drei Dschihad-Mitgliedern handele es sich um Chalil Bahitini, einen Kommandeur im nördlichen Teil des Gazastreifens, der für die jüngsten Raketenangriffe auf Israel verantwortlich gewesen sei. Dschahed Ahnam, Leiter des Militärrats, sowie Tarek Az Aldin, der Anschläge im Westjordanland koordiniert habe, seien ebenfalls getötet worden. Ausserdem seien Waffenfabriken zur Herstellung von Raketen in Chan Junis sowie weitere Einrichtungen der Gruppierung angegriffen worden.

Palästinenser rächen gestorbenen Häftling mit Raketenangriff auf Israel

In der vergangenen Woche hatten militante Palästinenser im Gazastreifen nach dem Tod eines palästinensischen Häftlings Dutzende Raketen und mehrere Mörsergranaten auf Israel abgefeuert.

Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Chader Adnan, ranghohes Mitglied des Islamischen Dschihad, war nach fast drei Monaten Hungerstreik in israelischer Haft gestorben. Adnan war laut Gefängnisbehörde wegen mutmasslicher Mitgliedschaft in einer Terrororganisation sowie Unterstützung von Terror und Hetze inhaftiert gewesen.

Israelischer Armeesprecher: Armee hat Ziele erreicht

Der israelische Armeesprecher Richard Hecht sagte während eines Gesprächs mit Journalisten, insgesamt seien 40 Flugzeuge an den Angriffen beteiligt gewesen. Die Armee habe ihre Ziele erreicht. Das Verteidigungsministerium habe das Militär allerdings angewiesen, sich auf die mögliche Mobilisierung von Reservisten vorzubereiten.

Zu dem Tod von Frauen und Kindern sagte Hecht, man prüfe die Berichte. "Wir zielten auf die Terroristen ab. Falls es einige tragische Todesfälle gab, werden wir das prüfen." Die Angriffe seien seit vergangener Woche geplant gewesen. Zu der Frage möglicher Vergeltungsangriffe aus dem Gazastreifen und vielleicht auch aus den nördlichen Nachbarländern Libanon und Syrien sagte Hecht, man sei "an allen Schauplätzen" bereit. "Wir hoffen, dass dies so schnell wie möglich beendet ist."

Die Zivilbevölkerung im Süden Israels wurde angewiesen, bis Mittwoch in der Nähe eines ausgewiesenen Schutzraums zu bleiben. Die Grenzübergänge zum Gazastreifen wurden nach Medienberichten geschlossen, auch Schulen blieben zu. Der Zugverkehr in die Grenzstadt Sderot wurde in Erwartung möglicher Gegenangriffe gestoppt. Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete, Israel habe der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas die Botschaft übermittelt, sie sei "nicht im Visier".

Ein Hamas-Sprecher sagte nach den Luftangriffen Israels, das palästinensische Volk wisse, wie es auf das "Verbrechen" der gezielten Tötung der Dschihad-Mitglieder zu reagieren und "die Besatzungsmacht anzugreifen" habe. Ein Dschihad-Sprecher sagte, Israel habe "alle Initiativen der Vermittler ignoriert". Man werde den Tod der drei Führungsmitglieder rächen.

Der Gazastreifen gilt als Krisenregion im Nahen Osten

Israel hat in der Vergangenheit bereits mehrfach Dschihad-Anführer im Gazastreifen gezielt getötet. Im August vergangenen Jahres kam etwa Militärchef Chalid Mansur bei einem Luftangriff Israels ums Leben. Dabei wurden zwei weitere Dschihad-Mitglieder getötet, darunter auch Mansurs Stellvertreter. Damals kam es zu massiven Raketenangriffen aus dem Palästinensergebiet und weiteren israelischen Luftangriffen. Nach drei Tagen trat dann eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe in Kraft.

Im Gazastreifen leben etwa zwei Millionen Menschen unter sehr schlechten Bedingungen. Die Hamas hatte dort 2007 gewaltsam die Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten mitgetragen wird.

Die Hamas und der Islamische Dschihad werden von den USA, der EU und Israel als Terrororganisationen eingestuft. Beide Gruppierungen haben sich die Zerstörung Israels auf die Fahne geschrieben. Der Islamische Dschihad gilt allerdings als noch radikaler als die Hamas.

Nach Angaben des "CIA World Factbook" wird die Anzahl der Dschihad-Kämpfer auf zwischen 1.000 und mehreren Tausend geschätzt. Die Hamas gilt als militärisch deutlich stärker, die Zahl der Kämpfer wird den Angaben zufolge auf 25.000 geschätzt. Anders als die Hamas hat der Islamische Dschihad kein Interesse an einer Regierungsbeteiligung, sondern konzentriert sich auf den bewaffneten Widerstand gegen Israel. (dpa/the)

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