• Bei einem russischen Angriff auf einen Bahnhof sterben mindestens 22 Menschen.
  • Zum Unabhängigkeitstag des Landes gibt es massenhaft Appelle an die Adresse Moskaus, die Invasion zu beenden.
  • Mehr als 50 Länder verurteilten den Angriffskrieg.

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Nach dem russischen Beschuss eines Personenzugs in der Ukraine ist die Zahl der Todesopfer nach offiziellen Angaben auf mindestens 22 gestiegen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Mittwochabend zum Ende des ukrainischen Nationalfeiertags in einer Videoansprache, fünf Tote seien aus einem Auto an den Bahngleisen geborgen worden. Die Rakete war am Bahnhof des Ortes Tschaplyne des zentralukrainischen Gebietes Dnipropetrowsk eingeschlagen. Mehr als 50 Menschen wurden nach ersten Angaben verletzt. Die Informationen liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Selenskyj: "Die Ukraine wird ewig bestehen."

"Tschaplyne ist heute unser Schmerz", sagte Selenskyj zum 31. Jahrestag der Unabhängigkeit seines Landes von der Sowjetunion. Die Ukraine werde die russischen Angreifer aber vertreiben. "Unsere Unabhängigkeit endet nicht und wird niemals enden. Der Präsident versicherte, es werde auch einen 32. Unabhängigkeitstag und einen 33. und alle folgenden geben. "Die Ukraine wird ewig bestehen."

Sechs Monate nach dem russischen Überfall geben sich beide Seiten siegesgewiss - trotz eines weitgehenden militärischen Patts an der Front. Selenskyj das Ziel, alle von Russland besetzten Gebiete zurückzuholen. Die USA kündigten weitere Waffenhilfe im Wert von drei Milliarden Euro an. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz bekräftigte die Unterstützung für die Ukraine. Zusammen mit mehr als 50 anderen Ländern forderten Deutschland und die USA Moskau auf, den Krieg zu beenden.

Russland hatte die Ukraine am 24. Februar angegriffen und hält inzwischen rund ein Fünftel des Landes besetzt. Nach Angaben der britischen Regierung sollen mehr als 80.000 russische Soldaten getötet oder verwundet worden oder desertiert sein. Moskau selbst nennt dazu schon länger keine Zahlen mehr. Die Ukraine sprach zuletzt von 9000 getöteten Soldaten in den eigenen Reihen, Beobachter gehen aber auch hier von höheren Zahlen aus. Generell sind viele Aussagen der Kriegsparteien kaum unabhängig zu überprüfen.

Russland verteidigt Angriff auf die Ukraine

Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu rechtfertigte das Vorgehen Russlands mit der Ablehnung des Minsker Friedensplans für den Donbass durch die Ukraine. "Alle Ziele werden erreicht", sagte Schoigu laut Interfax über den von Moskau als "Militäroperation" bezeichneten Krieg. Experten vermerken, dass die russischen Truppen nur schleppend vorankommen. Am Abend meldete die Ukraine, dass mehrere Regionen mit russischen Raketen beschossen worden seien.

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"Wir werden kämpfen bis zum Schluss"

Selenskyj sagte in einem Videoclip zum 31. Jahrestag der Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion: "Wir werden kämpfen bis zum Schluss." Der 44-Jährige schloss Zugeständnisse und Kompromisse aus. Russische Soldaten nannte er "Mörder, Vergewaltiger und Plünderer". Der Krieg habe die Ukraine geeint. In einem Videoauftritt vor dem UN-Sicherheitsrat warnte Selenskyj, wenn Russland jetzt nicht aufgehalten werde, würden "russische Mörder" wahrscheinlich in anderen Ländern landen.

UN-Generalsekretär António Guterres zog ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn ein bitteres Fazit. "Trotz Fortschritten an der humanitären Front gibt es keine Anzeichen für ein Ende der Kämpfe in der Ukraine - und es gibt neue Gebiete für eine potenzielle gefährliche Eskalation", sagte er. "Der heutige Tag markiert einen traurigen und tragischen Meilenstein".

Waffen aus Deutschland und den USA

Kanzler Scholz hatte erst am Dienstag ein weiteres Rüstungspaket im Umfang von 500 Millionen Euro angekündigt, darunter drei weitere Flugabwehrsysteme des Typs Iris-T, ein Dutzend Bergepanzer und 20 auf Pick-ups montierte Raketenwerfer erhalten. Die US-Regierung legte ihrerseits weitere Militärhilfen für drei Milliarden Dollar (rund drei Milliarden Euro) nach. "Damit kann die Ukraine Luftabwehrsysteme, Artilleriesysteme und Munition, unbemannte Luftabwehrsysteme und Radare erwerben, um sich langfristig verteidigen zu können", erklärte Präsident Joe Biden. Die USA seien entschlossen, das ukrainische Volk im Kampf um die Verteidigung seiner Souveränität zu unterstützen.

Vielfache Forderungen nach Kriegsende

Mehr als 50 Länder - darunter die USA, alle EU-Staaten und Grossbritannien - verurteilten den Angriffskrieg. "Wir fordern die Russische Föderation auf, ihre völlige Missachtung ihrer völkerrechtlichen Verpflichtungen, einschliesslich der Charta der Vereinten Nationen, des humanitären Völkerrechts und der internationalen Menschenrechtsgesetze, zu beenden", sagte der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kislizia in New York im Namen der beteiligten Staaten. Auch Papst Franziskus äusserte die Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe.

Nato-Generalsekretär: "Ukraine muss sich durchsetzen"

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte: "Die Ukraine muss sich durchsetzen, und die Ukraine wird sich durchsetzen." Die Nato werde so lange wie nötig Unterstützung leisten. Kanzler Scholz sagte in einer Videobotschaft: "Liebe Ukrainerinnen und Ukrainer, ihr Land wird den Schatten des Kriegs vertreiben, weil es stark ist und mutig und weil es Freunde hat in Europa und überall auf der Welt. Wir sind stolz uns zu diesen Freunden zählen zu dürfen, heute und in unserer gemeinsamen europäischen Zukunft."

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprach der Ukraine Hilfe beim Wiederaufbau. Der scheidende britische Premier Boris Johnson besuchte Kiew am Jahrestag der Unabhängigkeit. Er versicherte, Grossbritannien stehe weiter an der Seite der Ukraine. "Und ihr könnt und werdet gewinnen." (dpa/jr)