• Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes offenbaren sich beim Krieg in der Ukraine Schwächen der russischen Luftwaffe.
  • Die Luftstreitkräfte würden Risiken vermeiden und seien nicht ausreichend ausgebildet, vermuten Londoner Experten.

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Die Schwierigkeiten Russlands bei seinem Vormarsch in der Ukraine liegen nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten auch an den Schwächen seiner Luftwaffe. Es sei sehr wahrscheinlich, dass diese einer der wichtigsten Faktoren hinter den sehr begrenzten russischen Erfolgen seien, hiess es am Montag in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums.

Die Luftstreitkräfte hätten bisher bei ihren Manövern Risiken eher vermieden und keine Lufthoheit erlangen können. Dies habe den Druck auf die russischen Bodentruppen erhöht, die mittlerweile zunehmend erschöpft seien.

Nicht für moderne Einsätze ausgebildet?

Nach Einschätzung der Briten verfügen die Russen zwar über kampffähige Flugzeuge, sind aber nicht entsprechend für moderne Luftwaffeneinsätze ausgebildet. Die russische Ausbildung bei der Luftwaffe habe sich mutmasslich jahrelang stärker darauf konzentriert, hochrangige Militärs zu beeindrucken als dynamische Einsatzszenarien verschiedener Truppen zu trainieren, hiess es.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor rund vier Monaten veröffentlicht die britische Regierung regelmässig Geheimdienstinformationen zum Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

Berichte über Fahnenflucht auf beiden Seiten

Am Sonntag hatte der britische Geheimdienst zum Beispiel über Fahnenflucht vor allem in der russischen Armee berichtet: "Es gibt weiterhin Fälle, in denen gesamte russische Einheiten Befehle verweigern, und es kommt weiterhin zu bewaffneten Konfrontationen zwischen Offizieren und Soldaten", hiess es in einer Mitteilung.

Gründe der niedrigen russischen Moral seien unter anderem eine als schlecht wahrgenommene Führung, begrenzte Möglichkeiten zur Ablösung von der Front, sehr schwere Verluste, Stress, schlechte Logistik und Probleme mit der Bezahlung. Die intensiven Gefechte im Donbass setzen nach Einschätzung der britischen Experten allerdings auch der Kampfmoral ukrainischer Truppen zu: Auch dort sei es in den vergangenen Wochen zu Desertionen gekommen. (dpa/fab)