• Nachdem die Ukraine berichtete, der Chef des von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerks Saporischschja, Ihor Muraschow, sei verschleppt worden, meldet sich nun Russland zu Wort.
  • Der Generaldirektor wurde laut russischer Behörden "vorübergehend festgenommen".
  • Er solle "Fragen beantworten", heisst es.

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Der Chef des von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja, Ihor Muraschow, ist festgenommen worden. Russische Behörden informierten die Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) am Samstag, dass der Generaldirektor des grössten europäischen Kernkraftwerks "vorübergehend festgenommen wurde, um Fragen zu beantworten", wie ein IAEA-Sprecher in Wien am sagte.

Nach ukrainischen Angaben war Muraschow von Moskauer Truppen entführt worden. Das teilte der Präsident der Betreibergesellschaft Enerhoatom, Petro Kotin, am Samstagvormittag mit. Der Generaldirektor des grössten europäischen Kernkraftwerks wurde demnach am Vortag von einer russischen Patrouille am AKW-Standort Enerhodar auf der Strasse gestoppt, aus dem Auto gezerrt und mit verbundenen Augen an einen unbekannten Ort gebracht. Eine Erklärung von russischer Seite gab es zunächst nicht.

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Kotin fordert Freilassung Muraschows

"Es gibt keine Erkenntnisse zu seinem Schicksal", teilte Kotin im Nachrichtenkanal Telegram mit. Er warf Russland atomaren Terrorismus gegen das Management und gegen die Mitarbeiter des Kraftwerks vor. Muraschow, der die Hauptverantwortung für das sichere Funktionieren und die nukleare Sicherheit der Anlage trage, müsse sofort freigelassen werden. Kotin forderte auch den Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, auf, sich für Muraschows Freilassung einzusetzen.

Das AKW war immer wieder beschossen worden. Sowohl die russischen Besatzer als auch die ukrainischen Behörden warnten mehrfach vor einem möglichen atomaren Zwischenfall mit massiven Auswirkungen für ganz Europa. Die IAEA setzt sich für rasche weitere Gespräche über eine Waffenstillstandszone um das AKW ein. Der staatliche russische Atomkonzern Rosatom, der das Kraftwerk gemeinsam mit russischen Einheiten kontrolliert, ist nach Angaben seines Managements bereit, über technische Aspekte einer Schutzzone zu reden. (sbi/dpa)


Wladimir Putin gibt Annexion ukrainischer Regionen bekannt

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