• Russland droht wegen der Teilblockade der Exklave Kaliningrad mit einer "harten Antwort". Man bereite sich auf "das Schlimmste" vor, hiess es aus dem Kreml.
  • Polen und Litauen geben sich unbeeindruckt. Die Menschen in der Grenzregion zu Kaliningrad seien sicher, sagte Polens Präsident Duda.

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Russland bereitet sich wegen der EU-Sanktionen nach Kremlangaben in seiner Ostseeregion Kaliningrad auf das "Schlimmste" vor. Es würden über verschiedene Kanäle Gespräche geführt, um das Problem des Warentransits durch das baltische EU-Land Litauen in das russische Gebiet zu lösen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag. "Natürlich hoffen wir auf das Beste, aber bereiten uns auf das Schlimmste vor", sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Güter müssen auf dem Landweg in die russische Exklave Kaliningrad EU-Gebiet passieren. Litauen lässt keine mit Sanktionen belegte Waren mehr durch. Betroffen sind etwa Luxusgüter und Stahlerzeugnisse, die einen Grossteil der blockierten Waren ausmachen. Andere Güter und auch Passagiere könnten das Land weiter durchqueren.

Moskau spricht von "harter Antwort"

Russland sieht die Versorgung der von EU-Staaten umgebenen Region gefährdet. Die Vorsitzende des russischen Föderationsrates, Valentina Matwijenko, warf Litauen "Wahnwitz" vor. Wenn keine Lösung des Problems gefunden werde, falle die Antwort Russlands hart aus. Sie kritisierte die Strafmassnahmen des Westens gegen Russland wegen des Einmarsches in die Ukraine insgesamt als unrechtmässig.

"Aber die Einführung von Sanktionen auf den Transit von einem Teil Russlands in einen anderen Teil Russlands – das ist schon der äusserste Wahnsinn, der in den internationalen Beziehungen nicht zulässig ist", sagte sie. Litauen und die EU seien gewarnt. Matwijenko äusserte sich nicht dazu, welche Gegenmassnahmen Russland ergreifen will, wenn der Transit nicht wieder freigegeben wird.

Polens Präsident Duda: Suwalki-Lücke ist sicher

Die Präsidenten Polens und Litauens haben im Grenzgebiet zu Kaliningrad währenddessen die Verteidigungsbereitschaft ihrer Länder hervorgehoben. Viele Menschen würden sich heute fragen, ob die von der Nato als "Suwalki-Lücke" bezeichnete Region sicher sei, sagte Polens Präsident Andrzej Duda am Donnerstag nach einem Besuch bei der Multinationalen Division Nord-Ost im polnischen Szypliszki. "Sie ist sicher, und das liegt daran, was man hier heute beobachten kann: den täglichen, ruhigen, aber absolut wachsamen Dienst der polnischen, litauischen und Nato-Soldaten." Mit der geplanten Verstärkung der Ostflanke der Nato werde sich die Zahl der in der Region stationierten Soldaten von derzeit 40.000 auf 300.000 erhöhen.

Als "Suwalki-Lücke" bezeichnet die Nato einen Korridor auf polnischem und litauischem Gebiet zwischen Belarus und Kaliningrad. Mit dessen Einnahme könnte Russland die Baltenstaaten von den übrigen Nato-Ländern abschneiden. Benannt ist der Korridor nach dem polnischen Ort Suwalki.

Litauen hat wegen der Sanktionen der EU im Zuge von Russlands Krieg gegen die Ukraine den Warentransit nach Kaliningrad eingeschränkt. Betroffen sind etwa Luxusgüter und Stahlerzeugnisse, die einen Grossteil der blockierten Waren ausmachen. Andere Güter und auch Passagiere könnten das Land weiter durchqueren.

Der Kreml drohte dem Baltenstaat mit "praktischen" Gegenmassnahmen und stellte Litauens Staatsgrenze infrage. In russischen Talkshows wurde die Eroberung eines "Korridors" nach Kaliningrad gefordert. Dies schürte in der Region Ängste vor einer russischen Aggression. (dpa/fab)

Kremlsprecher Peskow

Kremlsprecher Peskow: "Werden dem Westen nie wieder vertrauen"

Vier Monate nach dem Überfall auf die Ukraine hat Russland die Beziehungen zum Westen als langfristig beschädigt bezeichnet. "Ja, es wird eine lange Krise werden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in einem in der Nacht zum Dienstag ausgestrahlten Interview des US-Fernsehsenders MSNBC. "Wir werden dem Westen nie wieder vertrauen." Russland erhebt seit Beginn seines Kriegs gegen die Ukraine immer wieder Vorwürfe gegen westliche Staaten - etwa wegen der militärischen Unterstützung für das angegriffene Land.