• Ein Video soll den kremlnahen Oligarchen Jewgeni Prigoschin bei einer Ansprache an Häftlinge in einem Gefängnis zeigen.
  • Darin versucht er Gefängnisinsassen als Kämpfer für den Krieg in der Ukraine zu rekrutieren.
  • Dafür verspricht er ihnen Strafmilderung oder sogar Straferlass.

Mehr News zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier

Mehr als ein halbes Jahr nach dem Einmarsch in die Ukraine sorgt in Russland ein Video für Aufsehen, das angeblich den kremlnahen Oligarchen Jewgeni Prigoschin beim Rekrutieren von Gefängnisinsassen als Kämpfer zeigen soll. Prigoschin gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

In dem Video, das Anhänger des Kremlkritikers Alexej Nawalny und einige Medien verbreiteten, ist ein Mann zu sehen, der vor Gefangenen auftritt und ihnen die Freilassung verspricht, wenn sie sich für ein halbes Jahr als Söldner in der Ukraine verpflichten. Er warnt jedoch, dass der Krieg schwerer sei als in Tschetschenien oder Afghanistan.

In seiner Rede erklärt er ausserdem, welche Regeln für die Rekrutierung zum einen und das Verhalten im Kampf zum anderen gelten sollen. Die Männer sollten zwischen 22 und 50 Jahren alt sein. Beide Grenzen schränkt er jedoch selbst ein: Die Männer dürften auch jünger sein, sofern Angehörige nicht widersprächen. Nach oben hin gibt es die Ausnahme, dass physische Stärke letztlich entscheidend sei. Diese würde vorab getestet. Die Männer würden als Infanteristen, also einfache Soldaten, gebraucht.

Prigoschin zählt drei Sündenfälle für den Kampfeinsatz auf

Der mutmassliche Prigoschin zählt drei Sündenfälle für den Kampfeinsatz auf: Desertieren, Alkohol oder Drogen sowie Plünderungen und sexuelle Kontakte zu Frauen. Zum Desertieren sagte er, dass keiner zurückbleibe oder sich ergebe und in Gefangenschaft lande. Die Kämpfer würden lernen, dass sie zwei Handgranaten bei sich tragen müssten, wenn sie sich ergeben. Damit könnte gemeint sein, dass die Soldaten sich selbst und gegnerische Soldaten mithilfe der Granaten in die Luft sprengen sollten.

Den dritten Sündenfall schränkt er selbst ein und sagt "Fehler passieren". Damit spielt Prigoschin womöglich auf den vielfach gegen russische Soldaten vorgebrachten Vorwurf der Vergewaltigungen an.

Matthew Luxmoore, Reporter vom "Wall Street Journal", berichtet laut "ntv", die Männer hätten fünf Minuten Zeit gehabt, um sich für oder gegen die Rekrutierung zu entscheiden. Prigoschin habe ihnen nach ihrer Rückkehr eine Strafmilderung oder gar Straferlass zugesagt.

Laut Prigoschin sind bereits Häftlinge für Russland im Einsatz

Prigoschin gab ausserdem bekannt, dass schon Häftlinge auf russischer Seite im Einsatz sind. "Die ersten Gefangenen, die mit mir gekämpft haben, waren am 1. Juni beim Sturm des Wärmekraftwerks Wuhlehirsk dabei. 40 Leute aus Piter (St. Petersburg), Schwerverbrecher, rückfällig", sagt er in dem Video.

Eindeutig zur Echtheit des Videos äussern wollte sich Prigoschins Gastronomieunternehmen Konkord am Donnerstag nicht, teilte laut staatlicher Nachrichtenagentur Ria Nowosti aber mit: "Wir können bestätigen, dass der Mann in dem Video Jewgeni Prigoschin verdammt ähnlich sieht." Der Mann unterstütze die russische "Spezialoperation" und sei ein hervorragender Redner, hiess es weiter.

In der Vergangenheit hatten Medien immer wieder darüber berichtet, dass Prigoschin die berüchtigte Söldnereinheit "Wagner" finanzieren soll. In der in dem Video gezeigten Rede gibt der mutmassliche Prigoschin jedoch zu, dass er das private Militär-Unternehmen Wagner leitet.

Söldnergruppe "Wagner" werden Folter und gezielte Tötungen vorgeworfen

Die Söldnergruppe "Wagner" gilt als Russlands "Schattenarmee" und wird mit Krisenregionen wie Syrien, Libyen und Mali in Zusammenhang gebracht. Den Söldnern werden schwere Menschenrechtsverstösse vorgeworfen, darunter Folter und gezielte Tötungen. Moskau bestreitet jegliche Verbindungen zu der Gruppe.

Seit Wochen gibt es Berichte darüber, dass Russland wegen zunehmenden Personalmangels an der Front auch in den Gefängnissen Kämpfer rekrutiert. Eine Generalmobilmachung in Russland hat der Kreml bislang ausgeschlossen – wohl auch aus Imagegründen.

Der inzwischen mehr als ein halbes Jahr laufende Krieg wird in Moskau immer noch "militärische Spezial-Operation" genannt. Informationen zu Verlusten gibt es seit Monaten nicht, den jüngsten Rückzug im ostukrainischen Gebiet Charkiw hat der russische Generalstab als "Umgruppierung" bezeichnet. (lh/dpa/AFP)

Diese hochwertige Ausrüstung liessen die Russen panisch zurück

Britische Geheimdienste berichten, dass die russischen Truppen unterschiedlich die besetzten Charkiw aufgegeben haben. Einige Soldatengruppen verhielten sich beim Abzug ruhig, andere sollen panisch geflüchtet sein. Dabei liessen sie hochmoderne Militärausrüstung zurück.