• Präsident Selenskyj geht davon aus, dass Russland weiterhin auf die ukrainische Energieversorgung zielt.
  • Unterdessen hat Deutschland dem Land weitere Waffen zugesagt.
  • Putin wird erstmals keine internationale Pressekonferenz geben - der Tag im Überblick.

Mehr News zum Krieg in der Ukraine

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rechnet mit weiteren russischen Angriffen gegen die Stromversorgung seines Landes. "Nach jedem russischen Angriff stellen wir das System wieder her, so weit wie möglich", sagte er am Montagabend in seiner täglichen Videoansprache. Es werde alles getan, um neue Ausrüstung ins Land zu bringen, um die Schäden zu reparieren. Dennoch sei zu bedenken, dass Russland seine Terrortaktik nicht aufgegeben hat. "Das Ausbleiben massiver Raketenangriffe bedeutet nur, dass sich der Feind auf neue vorbereitet und jederzeit zuschlagen kann", sagte Selenskyj.

"Obwohl es offensichtlich ist, dass wir auch ohne Licht wissen, wohin wir schiessen müssen, setzt Russland immer noch auf Blackouts", so der Präsident weiter. Dies sei aber "die letzte Hoffnung der Terroristen". Er rief die Bevölkerung auf, Luftangriffsalarme ernst zu nehmen, um auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. "Und wir werden alles tun, um diesen Winter zu überstehen."

Nach Einschätzung des ukrainischen Militärgeheimdienstes verfügt Russland noch über ein Arsenal von rund 360 Marschflugkörpern. Dies reiche für mindestens fünf Angriffswellen, sagte Sprecher Vadim Skibizkyj.

Die russischen Militärs greifen seit Wochen die gesamte energetische Infrastruktur gezielt mit Raketen und sogenannten Kamikaze-Drohnen an. Dadurch sind massive Ausfälle der Wasser- und Stromversorgung an der Tagesordnung. Mit dieser Taktik soll vor allem die Zivilbevölkerung im Winter unter Druck gesetzt werden.

Deutschland schickt weitere Waffen in die Ukraine

Mit einer Zusage für weitere Waffen hat Deutschland seine anhaltende Unterstützung für die Ukraine im Kampf gegen die russische Invasion bekräftigt. Der Forderung aus Kiew nach Kampfpanzern kommt Berlin aber weiterhin nicht nach. Es gebe ausschliesslich Unterstützung "entlang dessen, was Deutschland seit Beginn des Krieges liefert", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag in Berlin.

Deutsche Waffensysteme, die in der Ukraine eingesetzt werden, können aber künftig fachmännisch in der Slowakei gewartet werden. Militärvertreter der beteiligten Staaten und der deutsche Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann (KMW) nahmen dafür am Montag einen Stützpunkt ("Hub") in Michalovce nahe der ukrainischen Grenze in Betrieb.

Deutschland hat der Ukraine bisher 14 Stück der Panzerhaubitze 2000, 5 Mehrfachraketenwerfer Mars und 30 Flugabwehrkanonenpanzer Gepard übergeben. Es sollen noch 7 weitere Gepard geliefert werden. Zudem wurden 50 gepanzerte Mannschaftransporter vom Typ Dingo überlassen.

Reparaturzentrum für Ukraine-Waffen nimmt Betrieb auf

Dass die aus Deutschland gelieferten Waffen auch funktionieren, soll künftig in einem neuen Reparaturzentrum in der Slowakei nahe der Grenze zur Ukraine sichergestellt werden. Der Stützpunkt habe den Betrieb aufgenommen, sagte Brigadegeneral Christian Freuding, Leiter des Sonderstabes Ukraine im Verteidigungsministerium, der Deutschen Presse-Agentur in der Stadt Kosice.

Der Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann (KMW) organisiert in der Region nun die Instandsetzung der bei Gefechten in der Ukraine verschlissenen oder beschädigten Grosswaffen, wie der Panzerhaubitze 2000. Rechtliche Grundlage für den "Hub" ist ein Regierungsabkommen zwischen der Slowakei und der Bundesregierung.

Indirekte Unterstützung erhält Kiew auch aus dem Nachbarland Polen. Dort sollen rund 550 Ärzte und Sanitäter in der medizinischen Luftrettung geschult werden. Nach Angaben des Leiters der polnischen medizinischen Luftrettung hat die erste Gruppe der auch in Frontnähe arbeitenden Mediziner ebenfalls am Montag ihre Ausbildung aufgenommen. Der zehntägige Kurs umfasst einem Bericht der Nachrichtenagentur PAP zufolge theoretische und praktische Inhalte und medizinische Verfahren.

Putin sagt Jahrespressekonferenz mit internationalen Medien ab

Erstmals seit zehn Jahren lädt Russlands Präsident Wladimir Putin in diesem Dezember die internationalen Medien nicht zur traditionellen Jahrespressekonferenz. "Was die grosse Pressekonferenz angeht, nein, die wird es bis Neujahr nicht geben", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Agentur Interfax zufolge. Einen Grund nannte er nicht. Beobachter sind überzeugt, dass Putin die Fragen der internationalen Journalisten in diesem Jahr vermeiden will - angesichts des seit mehr als neun Monaten andauernden Kriegs gegen die Ukraine, wo seine Armee immer wieder Niederlagen einstecken musste.

Putins grosse Jahrespressekonferenz fand seit 2001 insgesamt 17 Mal statt. Unterbrechungen gab es nur im Jahr 2005 sowie in den Jahren 2008 bis 2012, als Dmitri Medwedew das Präsidentenamt bekleidete. Zu der Veranstaltung reisten stets Hunderte russische und ausländische Medienvertreter an.

Kreml: Keine rasche Änderung von Nukleardoktrin

Russland beabsichtigt eigenen Angaben zufolge keine rasche Änderung seiner Nukleardoktrin über den Einsatz von Massenvernichtungswaffen. "Es ist keine Rede von irgendwelchen schnellen Handlungen in dieser Hinsicht", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Agentur Interfax zufolge.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuletzt Andeutungen gemacht, wonach Moskau seine Nukleardoktrin verschärfen könnte. Bislang ist der Einsatz von Atomwaffen nicht als Erstschlag vorgesehen, sondern nur möglich, wenn zuerst ein Gegner nukleare oder andere Massenvernichtungswaffen gegen Russland oder seine Verbündeten einsetzt. Möglich ist demnach die Anwendung der Atomwaffen auch, wenn die Existenz Russlands durch konventionelle Waffen bedroht ist. Putins Sprecher Peskow erklärte dazu nun, dass es einen steten Prozess von Überlegungen und Analyse auf Expertenebene zur Lage in der Welt gebe.

London: Russland fehlt Schlagkraft für Gebietsgewinne

Britische Geheimdienstexperten halten die Möglichkeiten der Russen in der Ukraine für eingeschränkt. Die Invasionstruppen verfügten derzeit nicht über die Fähigkeit, bedeutende Gebietsgewinne zu machen, hiess es in dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London am Montag. Russland halte zwar weiter an seinem Minimalziel - vollständige Kontrolle über die süd- und ostukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja - fest. Eine dafür notwendige schlagkräftige Truppe könne Moskau aber zurzeit nicht aufstellen, so die Mitteilung auf Twitter. (dpa/cgo)

Ukraine-Krieg: Woher bekommt Russland seinen Waffen-Nachschub?

Im Angriffskrieg gegen die Ukraine verheizt Russland täglich Unmengen an Munition. Das Land ist vom Westen jedoch mit Sanktionen belegt. Woher bekommt es also seinen Nachschub an Waffen?
JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.