UN-Menschenrechtsexperten sind besorgt über Berichte aus der autonomen Region Tibet in China. Hunderttausende Menschen aus ländlichen Regionen sollen seit 2015 in Berufsbildungszentren und schlecht bezahlte Jobs gesteckt worden sein, womöglich gegen ihren Willen, berichteten Berichterstatter des UN-Menschenrechtsrats, unter anderem für moderne Formen der Sklaverei, für Menschenhandel und für Minderheitenrechte, am Donnerstag in Genf. Berichterstatter sind unabhängige Expertinnen und Experten. Sie erstellen ehrenamtlich Berichte für den Menschenrechtsrat.
In den "Berufsbildungszentren" liege den Berichten zufolge der Fokus nicht auf beruflichen Fertigkeiten. Vielmehr würden die Menschen dort in einer militarisierten Umgebung politischer und kultureller Indoktrination unterzogen. Viele würden direkt an Arbeitsplätze transferiert, und es sei unklar, ob es sich um Zwangsarbeit handele.
Das erinnert an die Region Xinjiang, in der die muslimischen Uiguren und andere Minderheiten leben. Dort wurden nach Angaben der UN und von Menschenrechtsorganisationen hunderttausende Menschen in angebliche Ausbildungslager gezwungen und ähnlich behandelt.
Die Programme in Tibet würden als freiwillig bezeichnet, "aber in der Praxis ist die Teilnahme nach diesen Berichten zwingend", so die Experten. Unter dem Vorwand der Ausbildung oder Beschäftigung werde nach den Berichten die religiöse, linguistische und kulturelle Identität der Menschen untergraben. Sie dürften dort angeblich nicht ihre eigene Sprache benutzen und würden abgehalten, ihre Religion zu praktizieren.
Die Berichterstatter haben auf einen ersten Brief an die chinesische Regierung vom 6. Februar nach eigenen Angaben eine Antwort erhalten, deren Inhalt sie nicht wiedergaben. Sie seien weiter mit der chinesischen Regierung in Kontakt. © dpa

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