• In der kalten Jahreszeit kann sich in Wohnungen verstärkt Schimmel bilden.
  • Wer die Innentemperaturen zu stark absenkt, um Energie zu sparen, erhöht das Risiko.
  • Ausreichendes Heizen und regelmässiges Lüften können Schimmelbildung verhindern.

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Aufgrund der Energiekrise sollen die Menschen beim Verbrauch von Strom und Gas sparen. Damit die Nebenkosten nicht zu stark steigen, wird vielerorts die Heiztemperatur in Wohnräumen oder Büros abgesenkt.

"Das kann vor allem in älteren, schlecht gedämmten Gebäuden zu baulichen und gesundheitlichen Problem führen", warnt Rita Maria Jünnemann, Referentin für Wärmeschutz und Schimmelsanierung bei der Verbraucherzentrale NRW e.V. "An Aussenwänden, Fenstern und Raumecken sinkt die Oberflächentemperatur unter Umständen so weit ab, dass dort die Gefahr von Schimmel besteht."

Regelmässiges Lüften ist wichtig

Die Ursache für Schimmel in der Wohnung ist oft die in der Raumluft vorhandene Luftfeuchtigkeit. Diese entsteht jeden Tag durch Kochen, Waschen oder Duschen, selbst im Schlaf gibt ein Mensch pro Nacht bis zu einen halben Liter Feuchtigkeit ab. Je nach Anwesenheitszeit, Aktivität und Anzahl der Menschen im Haus entstehen so in einem Vier-Personen-Haushalt gut zehn bis zwölf Liter Wasserdampf, der zumeist von der Luft aufgenommen wird.

Diese feuchte Luft muss regelmässig und ausreichend aus dem Raum entfernt werden, da sie sich sonst an kühlen Oberflächen niederschlägt. Das passiert insbesondere an ungedämmten Wänden, in Ecken oder an Fenstern.

"Schimmel kann aber schon entstehen, wenn die Luft vor einer Wandoberfläche über einen längeren Zeitraum über 70 bis 80 Prozent mit Wasserdampf gefüllt ist, also bevor diese Feuchtigkeit sichtbar oder spürbar wird", erklärt Jünnemann im Gespräch mit unserer Redaktion.

Wenn Feuchtigkeit durch Duschen oder Kochen entsteht, sollte diese daher möglichst zeitnah durch weit geöffnete Fenster in Form von Stoss- oder Durchzuglüftung schnell wieder rausgelüftet werden. "Bei Wind oder starken Temperaturunterschieden im Winter geht das oft innerhalb von drei bis fünf Minuten, so dass die Wände sich nicht so schnell abkühlen können."

Der Luftaustausch funktioniert im Winter aufgrund der kalten Aussenluft sehr gut. "Wird diese frische Luft im Raum aufgewärmt, kann sie neue Feuchtigkeit aus den Wohnräumen aufnehmen", zeigt Jünnemann die Notwendigkeit des Lüftens auf. "Schon aus hygienischen Gründen sollte mindestens dreimal am Tag gelüftet werden."

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Nicht jeder hat die Möglichkeit seine Wäsche an der frischen Luft oder auf einem Dachboden zu trocknen. Wer auch nicht auf einen Wäschetrockner zurückgreifen möchte oder kann, der muss seine frisch gewaschene Wäsche wohl oder übel in der Wohnung aufhängen.

Gegen Schimmel: Mindesttemperatur von 16 Grad einhalten

Neben regelmässigem Lüften ist auch ausreichendes Heizen wichtig, um Schimmel zu vermeiden. Der Grund: Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. In weniger oder gar nicht beheizten Räumen schlägt sich daher die überflüssige Feuchtigkeit an den kältesten Stellen im Raum nieder und in den Ecken, hinter Bildern und Möbeln an der Aussenwand oder hinter den Gardinen kann sich Schimmel bilden. Besonders in älteren und schlecht gedämmten Gebäuden mit zahlreichen Wärmebrücken muss daher ausreichend geheizt werden, um Schimmel zu vermeiden.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt, in bewohnten Räumen eine Mindesttemperatur von 18 bis 20° C anzustreben. In Schlafräumen sollte ebenfalls tagsüber eine Mindesttemperatur von 18 °C erreicht werden. Dort hat sich über Nacht oft viel Feuchtigkeit in Raumoberflächen oder Textilien angereichert, die nur bei ausreichend warmer und trockener Luft daraus wieder entweichen kann. In weniger genutzten Räumen oder bei längerer Abwesenheit liegt die optimale Temperatur über 16 °C , um die Schimmelgefahr möglichst gering zu halten.

An schlecht gedämmten Aussenwänden sollten darüber hinaus keine grösseren Möbel direkt an der Wand platziert werden, denn sie verhindern, dass die Heizungsluft dahinter gelangen und die Wände erwärmen kann. Hilfreich ist es auch, die Türen zu allen beheizten Räumen zu schliessen, damit die warme Luft dort verbleibt.

Neben der Temperatur sollten Bewohnerinnen und Bewohner die relative Luftfeuchte an den kritischen Wandbereichen im Blick haben. Dabei helfen sogenannte Thermo-Hygrometer, die sowohl die Raumtemperatur als auch die relative Luftfeuchte in Prozent anzeigen. Bei einem schlecht gedämmten Gebäude sollten in der Raummitte 40 bis 50 Prozent relative Luftfeuchte nicht längere Zeit überschritten werden. Da die relative Luftfeuchte aber auch von der Raumtemperatur abhängig ist, wird es für viele Wohnungen in ungedämmten Gebäuden selbst durch mehrfaches Lüften schwierig, Heizenergie einzusparen.

Mieter müssen Schimmel melden

Feuchte und Schimmelschäden können auf Dauer der Gesundheit und dem Bauwerk schaden. Mieterinnen und Mieter sind daher in der Pflicht, entsprechende Schäden umgehend zu melden, damit diese rasch beseitigt werden können. Ursachen können neben Bau- und Leitungsschäden auch im Nutzerverhalten oft in Verbindung mit einem schlechten Bauzustand sein. "Oftmals ist die Suche nach der Ursache nicht so leicht, daher ist es wichtig, den Schaden zu fotografieren und sich Zeitpunkt und die Umstände zu notieren", rät Rita Maria Jünnemann.

"Schimmelschäden haben immer auch eine emotionale Komponente, und die Angst vor gesundheitlichen Auswirkungen ist gross. Wir raten dazu, schnell fachlichen und mietrechtlichen Rat einzuholen, bevor es zu Streitigkeiten kommt." Dabei helfen lokale Beratungsstellen wie Mietervereine oder Verbraucherzentralen und örtliche Beratungsnetzwerke.

Energetische Sanierung langfristig sinnvoll

Hauseigentümer können dem Schimmel durch Renovierungen vorbeugen und gleichzeitig Energie einsparen. Beispiele für mögliche Massnahmen sind eine Dämmung der Aussenhülle des Gebäudes, die Optimierung der Heizung zur Verbesserung der Wärmeabgabe sowie eine kontrollierte Wohnungslüftung mit einer intelligenten Regelung und Wärmerückgewinnung.

Eine Planung solcher Massnahmen beispielsweise im Rahmen eines "individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP)" lohnt sich, damit die Zusammenhänge und Einsparziele berücksichtigt werden können, wenn bauliche Massnahmen anstehen. Zu den kurzfristigen Massnahmen gehören ein Check der Heizungsanlage inklusive Optimierung, eine Entlüftung der Heizkörper oder programmierbare Thermostatventile. Sinnvoll kann auch das Anbringen einer Innendämmung an besonders kalten Wandecken oder Heizkörpernischen durch eine Fachfirma sein.

Um weniger Heizenergie zu verlieren, können auch Heizungsleitungen oder die oberste Geschossdecke gedämmt werden. Das geht teilweise sogar in Eigenleistung.

Verwendete Quellen:

  • Anfrage an Rita Maria Jünnemann, Sachverständige für Wärmeschutz und Schimmelsanierung bei der Verbraucherzentrale NRW e.V. (24.10.2022)
  • verbraucherzentrale.nrw: Wohnen ohne Schimmel
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