Die Distanzierung des Vereins vom Becherwerfer in Bochum passierte prompt und reflexartig und konnte vehementer nicht sein: Wer Gegenstände auf Schiedsrichter oder Spieler wirft und damit eine Verletzung billigend in Kauf nimmt, hat in einem Fussballstadion nichts verloren.
Aber: Sobald Menschen von Menschen in einem Stadion gefährdet werden, sei es durch Wurfgeschosse, Bengalische Feuer oder Handgreiflichkeiten auf der Tribüne, muss sich auch der zuständige Verein hinterfragen. Nicht nur in Bochum.
Es ist jedenfalls nicht mehr mit der Stellungnahme getan, dass der einzelne Täter keinesfalls den VfL Bochum repräsentiert. Erst kürzlich klagte
Sogenannte Fans haben ihre Klubs im Würgegriff
Was stimmt: Die Dankbarkeit, dass Fussballspiele wieder vor vollen Rängen stattfinden, führte bei zu vielen Anhängern eben nicht zu Demut und Zurückhaltung. Schon in Hamburg kam es beim Düsseldorf-Spiel zum Eklat, in Essen flogen Raketen, Dortmunder provozierten Krawall.
Wenn Hassplakate als Ausdruck von Fankultur öffentlich akzeptiert werden, Pyrotechnik zur Selbstinszenierung angesteckt werden darf und alle Gegenmassnahmen als Kollektivstrafe empfunden werden, entsteht ein Klima, das mit Fussball am allerwenigsten zu tun hat.
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Bleiben wir beim VfL Bochum: Was tut der Verein gegen den Klimawandel im eigenen Stadion? Ja, es wird eine saftige DFB-Strafe geben, vielleicht ein Spiel ohne Zuschauer; womöglich findet man den Täter und überführt ihn an den Rechtsweg. Und dann?
Was wird sich wirklich ändern? Die sogenannten Fans haben ihre Klubs seit geraumer Zeit im Würgegriff. Jeder, der das Wort dagegen erhebt, sieht sich Anfeindungen ausgesetzt. Eigentlich will man nur ein gutes Fussballspiel sehen. Aber darum geht's zu vielen ja längst nicht mehr.