Der FC Bayern München hat etwas getan, das man seit Monaten quasi für unmöglich gehalten hat - er hat beim 1:4 in Hoffenheim menschliche Züge gezeigt. Nun ist zwar noch nicht ganz entschieden, ob die pausenlose Beanspruchung über den Sommer zu Ermüdungserscheinungen geführt hat oder die TSG Hoffenheim unter ihrem neuen Trainer Sebastian Hoeness einfach den besseren Spielplan offenbarte. Jedenfalls wissen wir jetzt aber: Die Bayern sind schlagbar.

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TSG Hoffenheim, FC Augsburg und Eintracht Frankfurt mit RB Leipzig auf den vier Champions-League-Plätzen: Der Blick auf die Tabellenspitze weckt Erinnerungen an eine Zeit, als Bayern München nicht die Liga dominierte und befeuert die Fantasie, was wohl wäre, wenn ein bisschen mehr und öfter Chancengleichheit in der Bundesliga bestünde. Man sollte den Moment jetzt geniessen. Bayern bleibt nicht lange auf Platz sieben.

Schon in den vergangenen zwei Jahren leistete sich der Rekordmeister im Herbst eine Schwächephase, die beim ersten Mal zu einer unvergleichlichen Aufholjagd auf Borussia Dortmund und beim zweiten Mal zu einem rigorosen Personalwechsel auf der Trainerbank führte. In beiden Fällen hiess am Ende der Meister Bayern München; es waren die Titel Nummer 7 und 8 in Folge. Man sollte ergo dem Braten, der dampfend in der Küche steht, nicht trauen.

Flicks Forderung nach Verstärkungen sind nachvollziehbar

Die Bundesliga wird nicht spannender, wenn die notariell beglaubigten Titelfavoriten, allen voran Borussia Dortmund und Mönchengladbach, ihre Punkte leichtfertig gegen vermeintlich leichte Gegner verschenken. Dafür können die Bayern ja nix, wenn dem BVB auswärts nichts Gewinnendes einfällt. Dem 3:0 daheim gegen Gladbach darf kein 0:2 in Augsburg folgen. Aber man kennt das von Dortmund: Zu oft fehlt der Killer-Instinkt.

Anders die Bayern. Womöglich hilft Hansi Flick sogar die überraschende Pleite von Hoffenheim. Immer und immer wieder hat der Trainer beklagt, dass der Kader zwar Qualität hat (sonst wäre er ja nicht Triple-Sieger geworden), aber in seiner Quantität nicht den jüngsten Belastungen genügt. Er fordert, um es kurz zu machen, mehr Spieler. Sein Begehren ist sehr wohl nachvollziehbar. Nie musste ein Meister mehr Spiele bestreiten.

Alle vier, fünf Tage ein Spiel

"Bild" rechnete aus, dass schlimmstenfalls 57 Spiele in 254 Tagen anstehen. Also rechnerisch alle vier, fünf Tage ein Spiel. Was das konkret heisst, kann man aktuell erkennen. Freitag in München Liga-Auftakt gegen Schalke. Donnerstag in Budapest UEFA-Supercup gegen Sevilla. Sonntag Bundesliga in Hoffenheim. Mittwoch in München DFL-Supercup gegen Dortmund. Sonntag wieder Bundesliga gegen Hertha. Das Programm klingt schon mörderisch.

Hansi Flick, seit dem Triple Klublegende, möchte die letzten Tage vor dem Transferschluss am 5. Oktober genutzt wissen und neue Spieler auf dem Trainingsplatz sehen. Man wird ihm den Wunsch nicht verwehren können.

Worin sonst die Gefahr besteht, zeigte die Hoffenheim-Pleite zu deutlich. Die Bayern werden sich nicht darauf verlassen können, dass die Verfolger ein drittes Mal über die eigenen Beine stolpern. Sie werden nachlegen, wetten?

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Pit Gottschalk ist Journalist und Buchautor. Seinen kostenlosen Fussball-Newsletter Fever Pit’ch erhalten Sie hier: http://newsletter.pitgottschalk.de/.
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