Die Freude über den elften Meistertitel in Folge war schnell verflogen. Der FC Bayern feuerte über Nacht seine Vorstandsmitglieder Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic. Und trat ungewollt die Debatte los, wie kaputt die Bayern-Familie wirklich ist.
Was Bayern München am Samstag getrieben hat, ist weder anständig noch Bayern-like. Und dabei geht es in keiner Sekunde darum, ob die Vorstandsmitglieder Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic zurecht gefeuert wurden; dafür gibt es sehr gute Gründe. Es geht um das Wie: Zeitpunkt und Art der Umsetzung sind Demütigung und Selbstgefälligkeit in einem.
Es fängt bei der Terminierung der Aufsichtsratssitzung an, wo das Urteil über die Vereinsführung gesprochen werden sollte. Zuerst war die Abstimmung vom 23. auf den 30. Mai verlegt worden, damit die Mannschaft vor dem letzten Bundesliga-Spieltag nicht von Nebengeräuschen gestört wird. Und plötzlich wollte man doch keine Rücksicht mehr nehmen.
Aus bisher unerfindlichen Gründen fand die Aufsichtsratssitzung unter Leitung des Vorsitzenden
Kahn wurde Reise zum letzten Spiel vom Klub untersagt
Er sass ja nicht mehr auf Tribüne, weil man ihm, wie man heute weiss, die Dienstreise nach Köln untersagt hatte. In der anschliessenden Presseerklärung durfte der ebenso gefeuerte
Das Echo übertönt jetzt alle Freude über die elfte Meisterschaft in Folge, die erstens unerwartet kam (weil Borussia Dortmund patzte) und zweitens den Super-Gau mit einer titellosen Saison verhinderte. Allein das sagt einiges über das Selbstverständnis der Bayern aus: So ein nationaler Titel ist weniger wert als der hausgemachte Vorstandszoff. Das ist: eine Selbstgefälligkeit.
Was wir staunend lernen: Der FC Bayern 2023 tritt die eigenen Werte mit Füssen. Der Aufsichtsrat als höchstens Vereinsgremium mag so mit seinem leitenden Personal umgehen, weil man unzufrieden mit der Arbeit und den Ergebnissen ist. Nur verliert der Rekordmeister jetzt jeden Anspruch, eine Bayern-Familie zu sein. Am Samstag starb das "Mia San Mia" des FC Bayern.

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