- Der FC Bayern macht die Liga spannend. Nach dem vierten sieglosen Liga-Spiel geht's verkatert aufs Oktoberfest.
- Ist die neue Spielidee schon entschlüsselt? Trainer Nagelsmann ist genervt.
- Vorstandschef Kahn kündigt eine intensive Analyse an - und ein starkes Comeback.
Julian Nagelsmann rang sich vor dem Festzelt mit einer Mass Bier in der Hand ein gequältes Lächeln ab. Das Prosit mit seinen in Tracht gekleideten Bayern-Stars hätte sich der Münchner Coach am Tag nach der ersten Saison-Niederlage am liebsten erspart.
Immerhin durfte sich der junge Trainer nach dem 0:1 beim FC Augsburg beim traditionellen Oktoberfestbesuch des FC Bayern über wohlwollende Worte seines Chefs freuen. "Wir beschäftigen uns jetzt nicht mit irgendwelchen anderen Trainern. Wir sind von Julian total überzeugt", sagte Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn am Sonntag auf dem Weg ins Bierzelt, wenige Meter von Nagelsmann entfernt.
Frusttrinken war in Käfers Wiesn-Schänke, wo die Profis mit ihren Partnerinnen und Familien gemütliche Stunden erlebten, trotz nun schon vier Ligaspielen ohne Sieg nicht angesagt. "Wenn wir nicht Tabellenführer sind, ist die Situation immer prekär", konstatierte
Nagelsmann hat "keine Lust" auf Wiesn
Das liess auch
"Der Trainer gibt den Spielern genug Lösungen mit", sagte Kahn. Er nahm damit das Ensemble um den aktuell so glücklosen Sadio Mané in die Verantwortung: "Wir sind jederzeit fähig, wieder ganz nach vorn zu kommen, da wo wir hingehören, nämlich an die Tabellenspitze."
Müller: "Fassungslos und bedröppelt"
Zwölf Punkte aus sieben Spielen lautet die magere Auftakt-Ausbeute der Münchner, die zuletzt vor zwölf Jahren so schwach starteten. Damals wurde Borussia Dortmund am Saisonende Meister. "Der Trend ist katastrophal, wenn man aus vier Spielen keines gewinnt", sagte
Vier Liga-Spiele ohne Bayern-Sieg gab es zuletzt vor über 20 Jahren.
Gereizt reagierte Nagelsmann auf die Debatte um den nach dem Abgang von Weltfussballer
Salihamidzic nimmt Spieler in die Pflicht
Bei den Münchnern ist der Zauber des bestaunten Saisonstarts mit rauschenden Siegen verflogen. Der neue, flexible Offensivstil scheint decodiert. "Entschlüsselt weiss ich nicht, aber pariert schon einige Male", sagte Sportvorstand
Nagelsmann beklagte einen "Laissez-faire"-Auftritt seiner Profis, Salihamidzic nahm Trainer und Mannschaft gemeinsam in die Pflicht. "Wir alle sind jetzt gefragt, nicht nur Julian Nagelsmann", sagte der 45-Jährige. Die Münchner verliessen sich in Augsburg zu sehr auf ihre spielerischen Qualitäten und nahmen nicht den Kampf der giftigen, ekligen und grandios kämpfenden Augsburger an.
"So wie wir gespielt haben, kann man in der Bundesliga nicht gewinnen", stellte Salihamidzic klar. Man habe "brutale Probleme gegen Mannschaften, die körperlich gegen uns spielen, die uns sozusagen auf die Socken hauen".
Die Niederlage wird länger nachwirken. "Jetzt wird es erstmal eine ungemütliche Länderspielpause", sagte Nationalspieler Leon Goretzka voraus. Danach kann es noch unruhiger werden, aber auch schnell wieder bayern-like: Bayer Leverkusen daheim Borussia Dortmund auswärts und der SC Freiburg wieder zu Hause lauten die nächsten Hausaufgaben in der Bundesliga.
"Die Bayern sind nach wie vor Topfavorit auf den Meistertitel", sagte Augsburg Manager Stefan Reuter nach dem FCA-Sieg durch das Tor von U21-Europameister Mergim Berisha. Ein Wiedersehen gibt's ziemlich schnell: In einem Monat treffen beide im Pokal wieder aufeinander. © dpa