Nur schleichend setzt sich im Profifussball die 2G-Regel durch. Denn nicht jeder will mitspielen - Tim Wiese und die Querdenker wettern.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Die Sache mit dem G-Punkt wird reichlich kompliziert in Deutschland. Bisher war ich ganz froh, dass ich ein Handy habe, das 5G kann, und darf dann hierzulande froh sein, wenn ich 4G-Empfang habe. Die 3G-Regel in der Bundesliga, wonach Geimpfte und Genesene in den Stadien Rücksicht auf Getestete nehmen sollen, lehne ich schon deshalb ab, weil mich 3G an das G3-Gewehr bei der Bundeswehr erinnert. Bliebe also 2G.

Im Profifussball setzt sich die Einsicht nur langsam durch, dass 2G die Mutter aller Lösungen sein könnte. St. Pauli-Präsident Oke Göttlich geht so weit, dass er dem kickenden Personal und allen Übungsleitern ganz grundsätzlich die 2G-Regelung auferlegen will, wenn sie ihrem Beruf nachgehen wollen. Dagegen schiessen Querdenker und Impfgegner, weil sie sich bestenfalls zurückgesetzt fühlen und schlimmstenfalls um ihre Freiheit beraubt.

So geht das die ganze Zeit. Eigentlich will man nur mit dem einigermassen guten Gefühl ins Stadion, dass man den Sitznachbarn nicht als Superspreader verdächtigt. Aber schon Tim Wiese war nicht vom smarten Hygienekonzept im Weserstadion überzeugt, wonach man in seiner Zone bleiben sollte, damit mögliche Infektionsketten nachverfolgt werden können. Er wollte, dass ihm als Werder-Legende Logentüren offen stehen, und motzte hinterher.

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Die uneinheitlichen Corona-Regelungen: Jeder macht, was er will

Was hat Tim Wiese in den vergangenen anderthalb Jahren verpasst? Eine Jugendfreundin hatte für solche Situationen die einfache Erklärung: "Jeder macht, was er will; keiner macht, was er soll; aber alle machen mit." Ist es wirklich so schwierig, sich bundesweit eine einheitliche Regelung zu verpassen, die erstens verständlich ist, zweitens Mehrheiten überzeugt und drittens zur Versöhnung statt Spaltung beiträgt?

Hier wäre jetzt ein Leader gefragt, der im deutschen Profifussball Einigung schafft. So wie Bundesliga-Boss Christian Seifert auf dem Höhepunkt der Coronakrise. Aber vom DFB: nix zu hören. Bei der DFL: die Seifert-Nachfolgerin noch nicht im Amt. In diesem Vakuum entstehen plötzlich Insellösungen in den Stadien, die munter diskutiert werden und Verwirrung stiften. 5G, 3G oder doch 2G - alles gaga.

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Pit Gottschalk ist Journalist und Buchautor. Seinen kostenlosen Fussball-Newsletter Fever Pit’ch erhalten Sie hier.
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