Der Aufritt des FC Bayern gestern Abend in der Champions League war wirklich sehr beeindruckend: Besser konnte die Mannschaft nicht zeigen, dass sie einen neuen Trainer braucht. Also einen noch neueren als den neuen Interimscoach Hansi Flick.
Gut, die Bayern hatten beim 2:0 gegen Olympiakos Piräus geschätzte 99 Prozent Ballbesitz (nein, es waren 70) und gefühlte 95 Torchancen (tatsächlich: 14), allerdings nur, weil Olympiakos seinem Namen Ehre machte: Dabei sein war für die Griechen alles, sie stellten sich hinten rein und beteten, dass sie nicht zehn Stück kassieren.
Irgendwie war allen klar, die zusahen: Das ist nix, kein Neuanfang, hier muss schleunigst ein neuer Mann auf die Bank. Also ein richtiger Trainer mit Format.
Keine Inspiration beim Rekordmeister
Zum Glück für den FC Bayern. Denn oft betreten garantiert nicht mehr so dermassen gelangweilte Gegner den Platz. Und schon gar nicht wird das am kommenden Samstag der Fall sein, wenn in der Liga das Duell gegen die wiedererwachten Mentalitätsmonster aus Dortmund ansteht.
Klar, die Bayern kombinierten gestern unter Reservemann
Ansonsten kickte der Rekordmeister, der jetzt immerhin im Achtelfinale steht, wie man das halt zuletzt von ihm kannte, kontrolliert roboterhaft gut, null inspiriert, da war kein Kampfgeist, da ging kein Ruck durchs Stadion. Und Philippe Coutinho, der potentielle 100-Millionen-Mann, sass auf der Bank, damit Thomas Müller seine Minuten bekommen konnte.
Der FC Bayern braucht mehr Mentalität
Die Stimmung war entsprechend, erschütternderweise: Anstatt die Hölle losbrechen zu lassen beim Neuanfang nach der Entlassung von Niko Kovač, wirkte es zwischendurch, als würden die Fans in der Allianz-Arena die ganze Zeit im Stadionmagazin blättern. Sehr eigenartig, das alles. Selten war besser zu erkennen als gestern Abend, dass da ein Team mit grossem Potenzial spielt, das echte Führung braucht, Strategie, Konzept und – ja: Mentalität.
Das alles konnte der Mannschaft ja in solchen Situationen früher einer wie der Dauersonderbeaufragte der Bayern, Jupp Heynckes, blitzschnell injizieren. Der 74-Jährige hat darauf aber keine Lust mehr, dafür umso mehr womöglich Wenger – und der ist ein echter Youngster im Vergleich zu Heynckes: Der Franzose wurde im Oktober 70 Jahre alt.

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