• Die Geschichte von Alexandra Popp hätte zum EM-Märchen werden können.
  • Doch am Ende muss sich von der Bank zusehen, während ihre Teamkameradinnen gegen England kämpfen bis zum Umfallen und am Ende doch mit leeren Händen dastehen.
  • Es ist das bittere Ende einer eigentlich traumhaften EM der Alexandra Popp.

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Die Traumreise von Kapitänin Alexandra Popp bei der Fussball-EM endete verletzt auf einem Sitzplatz auf der unteren Tribüne - statt auf dem Rasen von Wembley. Den Pokal durfte die deutsche Torjägerin auch nicht mehr hochhalten, als das hochspannende Finalspektakel am Sonntag vor 87 192 Zuschauern zu Gunsten von England entschieden war. Mit sechs Toren hatte die 31-Jährige ihr Team ins Finale geführt. Bei der Titelvergabe und beim 1:2 (1:1, 0:0) nach Verlängerung durfte sie nur zuschauen.

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EM 2022: Die Reaktionen auf das EM-Finale

Deutschland muss sich im EM-Finale in der Verlängerung England geschlagen geben. Doch der wahre Schock ereilt das DFB-Team schon vor Anpfiff mit der Verletzung von Alexandra Popp. Das macht auch Bundestrainerin Voss-Tecklenburg noch einmal deutlich. Die Reaktionen. (Mit Material von AFP und dpa)

Schock vor Anpfiff: Popp muss zusehen

Nur acht Minuten vor dem Anpfiff hatte der DFB vermeldet, dass Popp wegen muskulärer Probleme passen muss und Lea Schüller in die Startelf rückt. Mit traurigem Gesicht verfolgte die Wolfsburgerin das Geschehen. Schon da war klar: Damit gehört die Auszeichnung als Torschützenkönigin Englands Beth Mead, die wie Popp sechs Turniertore, aber mehr Vorlagen aufweist. Wobei Popp diesen Titel ganz weit hinter einem möglichen EM-Triumph angestellt hatte.

Das Gesicht ihrer Mannschaft war Popp spätestens nach ihren beiden Halbfinal-Toren gegen Frankreich - und wurde es endgültig, als sie zwei Tage vor dem Traumfinale mit einem aufgeklebten Schnauzer zur Pressekonferenz erschien. Das Foto ging viral.

Die EM als Triumph für Poppi

Bis dahin war für "Poppi" oder "Alex", wie sie meist genannt wird, jedes Spiel eine Erfolgsgeschichte: Joker und ein spätes Tor im ersten Spiel gegen Dänemark, dann Ersatz für Lea Schüller (Corona-Quarantäne) und fünf weitere Treffer bis zum bitteren Finale. Im Endspiel nahm Bundesliga-Torschützenkönigin Schüller vom FC Bayern, die am Sonntag auch noch Deutschlands Fussballerin des Jahres wurde, Popps Platz ein - sie rieb sich in ihren 67 Spielminuten auf, traf aber nicht.

Am Tag vor dem grossen Finale in London hatte Martina Voss-Tecklenburg nochmal eine mehrminütige Lobrede auf ihre Führungsspielerin gehalten: "Alex ist ein absoluter Teamplayer", sagte die Bundestrainerin. Sie erinnerte dabei nicht an die Tore Popps, sondern an ein Detail aus dem Halbfinal-Sieg gegen Frankreich: "Meine Lieblingsszene ist die 85. Minute, als sie ein 60-Meter-Sprint zurückmacht und an der Ecke vom 16er den Ball klaut. Das zeigt genau den Wert und die Einstellung, die jede andere Spielerin hier auch hat."

Popp als Kopfballmonster

Voss-Tecklenburg hatte Popp in den vergangenen Monaten wieder auf ihre ursprüngliche Position in die Sturmspitze zurückversetzt, was nicht von heute auf morgen ging. Beim VfL Wolfsburg spielte die Olympiasiegerin von 2016 schon länger im Mittelfeld, vielseitig einsetzbar war sie schon immer. Und so wurde Popp in England plötzlich zum "Kopfballmonster" (Voss-Tecklenburg).

Noch viel mehr gehören zur Geschichte der Alexandra Popp - wie auch an diesem denkwürdigen Abend im Fussball-Tempel Londons - ihre Verletzungen. Die EM-Turniere 2013 und 2017 verpasste sie deshalb. Nach einem Knorpelschaden im vergangenen Jahr war lange nicht klar, ob sie überhaupt wieder in die DFB-Auswahl zurückkehrt. Im Januar musste sie sich nochmal einem Eingriff unterziehen, in der Vorbereitung in Herzogenaurach war sie auch noch wegen eines positiven Corona-Tests zwischendurch raus. Und schaffte es trotzdem zur EM. Mit bitterem Ende. (dpa/ska)

Teaserbild: © dpa / Sebastian Christoph Gollnow/dpa