Gar keine Frage, Jürgen Klopp hat diese Auszeichnung verdient. Welttrainer des Jahres: Damit ist der ehemalige Trainer von Mainz 05 und Borussia Dortmund auf einer Stufe mit Jupp Heynckes und Joachim Löw und durfte sich gestern bei der Ehrung in Mailand in einer Liga mit Lionel Messi fühlen. Jürgen Klopp ist Deutschlands Bester.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Seit vier Jahren arbeitet Jürgen Klopp jetzt beim FC Liverpool in der Premier League und weist dort mit 1,98 den besten Punkteschnitt seiner 18-jährigen Trainerkarriere aus. Nur zwei deutsche haben mit einem Verein im Ausland die Champions League gewonnen. Er und Jupp Heynckes. Ist es nicht merkwürdig, dass die besten Vereinstrainer nie Bundestrainer waren?

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Nicht Jupp Heynckes. Nicht Ottmar Hitzfeld. Und Udo Lattek nur ein bisschen. Er war Co-Trainer von Helmut Schön, bevor ihn Bayern München vom DFB weg holte. Jürgen Klopp, seit gestern Welttrainer, ist der letzte aus dieser Reihe, der noch Bundestrainer werden kann und vermutlich will. Er ist erst 52 Jahre alt. Sieben Jahre jünger als Joachim Löw.

Mit dem 15. Sieg in Folge (saisonübergreifend) hat er sich in der Premier League den ersten Platz mit einem Vorsprung von jetzt fünf Punkten auf Manchester City gesichert. Das muss nichts heissen. Schon in der vergangenen Saison verspielte Liverpool mit dem Vorsprung eine sicher geglaubte Meisterschaft. Klopp ist da ganz Dortmunder.

Seit Klopp ist Liverpool so gut wie nie

Aber gesetzt den Fall, er führte die Reds zum ersten Meistertitel seit 1990: Man würde ihm an der Anfield Road ein Denkmal setzen. Championship, Champions League - wie soll Klopp das steigern? Nie spielte der FC Liverpool besser. Nie war die Mannschaft wertvoller. Klopp muss seinen Arbeitsvertrag nicht bis zum 30. Juni 2022 erfüllen.

Es wird kein Zufall sein, dass Joachim Löws Vertrag beim DFB fast zeitgleich endet, direkt nach der WM 2022 in Katar. Man wird sich im Verband aber kaum ein zweites Mal den Branchengesetzen widersetzen können, wenn das EM-Turnier nächstes Jahr schiefläuft. Das heisst: Man soll die Löw-Nachfolge nicht erst diskutieren, wenn es brennt.

Jürgen Klopp: Der neue Bundestrainer?

Es wäre doch fahrlässig, sollte der DFB nicht zumindest die Option erarbeitet haben, dass der eine Welttrainer des Landes auf den anderen folgen kann. Klopp wäre die beste Wahl. Er kann Spieler und Fans mitreissen, er hat eine Idee für attraktiven Fussball - urplötzlich wäre jede Tristesse, die auf der Nationalelf lastet, verflogen. Aber das ist nur ein Gedanke.

Am kommenden Wochenende wird Fritz Keller zum neuen DFB-Präsidenten gewählt. Mit seiner Wahl geht eine Umstrukturierung einher, die das Ziel hat, die Nationalmannschaft in einer GmbH zu professionalisieren. Im Fussball, sagt man, sei der Trainerposten die wichtigste Personalie. Auch in einem Verband.

Zur Professionalität dürfte folglich gehören, das Spitzenpersonal rechtzeitig anzusprechen. Nicht weil man Löw Böses will, ganz gewiss nicht. Sondern weil es fahrlässig wäre, einen Spitzenmann wie Jürgen Klopp nicht beizeiten anzusprechen. Auch die Weitsicht gehört zu den neuen Aufgaben eines modernen DFB.

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Pit Gottschalk, 50, ist Journalist und Buchautor. Seinen kostenlosen Fussball-Newsletter Fever Pit’ch erhalten Sie hier: http://newsletter.pitgottschalk.de.
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