Ein ganzes Jahr lang war die Unzufriedenheit mit der deutschen Nationalmannschaft nicht zu überhören. Die Löw-Truppe lieferte seit der historischen WM-Blamage 2018 genügend Anlässe zur Kritik: Die Leistungen waren bisweilen unbeständig und versprachen zunächst keine Besserung. Man muss nur an das 2:4 gegen die Niederlande denken.

Eine Kolumne
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Jetzt, am Ende des Jahres, sollte man fairerweise festhalten: Die Bilanz von Bundestrainer Joachim Löw fällt weitaus besser aus, als es die öffentliche Wahrnehmung vermuten lässt. Sieben Siege, zwei Unentschieden und eine Niederlage, eben jene gegen Holland: Das kann sich für eine Mannschaft, die einen Umbruch meistern muss, sehen lassen.

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In der EM-Qualifikationsgruppe C erzielte Deutschland die meisten Tore, nämlich 30, was einem Schnitt von 3,75 Treffern pro Spiel entspricht, und kassierte nur sieben Stück. In allen Gruppen weisen nur vier Nationen eine bessere Tordifferenz auf: Belgien (+37) und Italien (+33), England (+31) und Spanien (+26), die erklärten Titelfavoriten.

Bundestrainer Löw tauscht sein Personal aus

Längst behauptet eine neue Generation das Spielfeld, vorneweg Serge Gnabry, mit jetzt 13 Toren in 13 Länderspielen der beste deutsche Fussballspieler des Jahres.

Die Art, wie Gnabry seine Tore schiesst, gibt dem deutschen Spiel etwas Unvorsehbares, Tempo und Tiefe, kurzum: eine Zielstrebigkeit, wie man sie voriges Jahr in Russland noch vermisst hat.

Wenn man also alles schlechtredet, weil vielleicht die Abwechslung auf der Trainerbank ausfällt, dann ist das schwerlich mit Fakten zu belegen. Der Bundestrainer tut ja, was man von ihm erwartet hat, er tauscht sein Personal aus. Nur drei Weltmeister von 2014 sind noch dabei, Manuel Neuer, Toni Kroos und Matthias Ginter. Ihre Daseinsberechtigung ist unumstritten.

Es gibt deshalb wahrscheinlich keinen zwingenden Grund, mit düsteren Gedanken ins EM-Jahr 2020 zu gehen. Die Historie spricht eh für eine Überraschung. Den WM-Blamagen von 1978 und 1994 folgte jeweils der EM-Sieg, 1980 und 1996. Wer in der Qualifikation die Niederlande hinter sich lässt, muss einem erneuten Duell nicht bange entgegensehen.

Pit Gottschalk, 51, ist Journalist und Buchautor. Seinen kostenlosen Fussball-Newsletter Fever Pit’ch erhalten Sie hier: http://newsletter.pitgottschalk.de/.
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Anm. d. Red.: In einer vorigen Version der Kolumne war zu lesen, dass nur noch zwei Weltmeister von 2014 dem aktuellen DFB-Kader angehören. Dies ist nicht korrekt, tatsächlich sind es drei (Manuel Neuer, Toni Kroos und Matthias Ginter).
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