- Denise Herrmann-Wick ist die grösste deutsche Medaillenhoffnung bei der Biathlon-WM.
- Und sie hält dem Druck stand.
- Sie krönt sich zur Besten der Besten im Sprint.
Denise Herrmann-Wick hat ihre Goldmission erfüllt. Angepeitscht von 11.000 Biathlon-Fans krönte sich die 34-Jährige bei den Heim-Weltmeisterschaften in Oberhof zur Weltmeisterin im Sprint und liess die Arena am Rennsteig zum Tollhaus werden. "Das wagt man sich kaum zu träumen, dass so etwas hier passieren kann. Dass ich das heute erleben darf, ist umso schöner, mit Familie und Freunden am Streckenrand, das ist unglaublich", sagte die erste deutsche Sprint-Siegerin seit
Druck auf Herrmann-Wick war immens
Der Druck auf
Ein Jahr nach ihrem Olympiasieg im Einzel in Peking sicherte sich Herrmann-Wick auch dank einer fulminanten Schlussrunde ihren zweiten WM-Titel nach 2019 in der Verfolgung. Am Ende hatte sie ganze 2,2 Sekunden Vorsprung vor der Schwedin Hanna Öberg, deren Teamkollegin Linn Persson Dritte wurde. Sophia Schneider schaffte es bei ihrem WM-Debüt als starke Siebte auch in die Top Ten.
14.42 Uhr startete Startnummer 24 ihre Goldmission
Um 14.42 Uhr startete Herrmann-Wick mit Startnummer 24 ihre Goldmission. Überlegt ins Rennen gehen und nur nicht überziehen - das war die Marschroute vor dem ersten Schiessen, die sie wie geplant umsetzte. Zwar dauerte ihr Liegendschiessen 32,6 Sekunden - doch am Ende fielen alle fünf Scheiben. Vor dem finalen Stehendschiessen hiess es dann Nerven bewahren - einige der Favoritinnen hatten da schon Zeit eingebüsst. Doch Herrmann-Wick zog durch, eine Patrone nach der anderen setzte sie ins Ziel.
Nach Herrmann-Wick kam Schwedens Olympiasiegerin Öberg und räumte auch alles ab - 9,4 Sekunden lag sie vor ihrer Schlussrunde vor Herrmann-Wick. Doch die Sächsin flog förmlich über die Strecke. Dann hiess es warten, ehe sie nach dem Zieleinlauf Öbergs den ersten Gratulanten in die Arme fiel und die Stimmung in der Arena hochkochte.
Nun schliesst sich ein Kreis
Für Herrmann-Wick schliesst sich nun ein Kreis. Olympiasiegerin, Gold bei einer Heim-WM, dazu noch ein weiterer Weltmeistertitel. Nach ihrem Umstieg vom Langlauf 2016 hat sie endgültig ihre Spuren in der deutschen Biathlon-Geschichte hinterlassen.
Neben ihrem Hang zur Perfektion - sich selbst bezeichnet sie als ihren "Endgegner" - ist es vor allem ihre Akribie und Leidenschaft für den Sport, die die 34-Jährige nach dem späten Wechsel zu den Skijägerinnen zu einer ganz Grossen werden liessen. So liess sie sich nach ihrem Olympia-Triumph im Einzel vor einem Jahr in Peking von Waffenmeister Sandro Brislinger einen neuen Schaft bauen, weil auch in diesem Punkt immer noch was rauszuholen sei, wie sie sagte.
Und der grösstmögliche Erfolg im Sport beeinflusste auch ihr Denken: Alles kann, nichts muss, ist jetzt ihr Motto. Diese Lockerheit im Kopf überträgt sie auf ihre Leistung. "Mit dieser Einstellung fährt sie super, sie hat das richtige Setup für sich gefunden", sagte Sportdirektor Felix Bitterling.
Locker und gelöst tritt Herrmann-Wick schon seit Saisonbeginn auf. Auch Tage, an denen es nicht wie erhofft läuft, werfen sie nicht aus der Bahn, sind eher Motivation. Die gibt ihr auch ihre grosse Liebe - Ehemann Thomas Wick. Er gebe ihr Sicherheit und Halt im Leben, zudem ist der früherer Langläufer (31) wichtiger Ratgeber.
Planungen für den Hausbau laufen
Nach der Hochzeit im vergangenen September und der Veröffentlichung ihres Buches laufen nun die Planungen für den Hausbau in ihrer Wahlheimat Ruhpolding, im Sommer soll es losgehen. Und vielleicht hat dann auch Herrmann-Wick mehr Zeit.
Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass Oberhof ihre letzte WM ist. Auch wenn die Leidenschaft für den Sport nach wie vor ungebrochen ist. "Das Gefühl wird eines Tages kommen", hatte Herrmann-Wick, angesprochen auf einen möglichen Rücktritt, vor der WM in einem Interview des Weltverbandes IBU gesagt. Denn der grösste Traum ihres Lebens, das sind nicht Goldmedaillen, sondern Familie und Haus. "Mein Leben wird weitergehen. Vielleicht nicht mehr so schnell und mit so viel Laktat." © dpa

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