- Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie findet das Weltwirtschaftsforum wieder in Davos statt.
- Doch das Treffen der Reichen und Mächtigen hat an Glanz verloren.
US-Präsident Joe Biden hat abgesagt, der chinesische Staats- und Regierungschef
Auch wenn man so wieder Stiefel und Pelzmäntel in Davos erwarten kann, scheint das Treffen der Reichen und Mächtigen in den vergangenen Jahren an Glanz verloren zu haben. Vor der Corona-Pandemie elektrisierte noch der Besuch des damaligen US-Präsidenten Donald Trump und sein Aufeinandertreffen mit Klimaaktivistin Greta Thunberg. 2017 hielt der Chinese Xi in den Schweizer Bergen eine viel beachtete Rede für freien Welthandel. Diesmal verkünden die Organisatoren zwar eine Rekord-Beteiligung, doch ohne Superstars.
Bundeskanzler
Weltwirtschaftsforum: Krieg in der Ukraine wohl erneut im Mittelpunkt
Insgesamt wollen fast 2.700 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bei dem Treffen bis Freitag über Lösungen für internationale Probleme diskutieren. Im Mittelpunkt werden wie im vergangenen Jahr wohl der Krieg in der Ukraine und seine weltwirtschaftlichen Auswirkungen stehen.
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Schwab spannt einen grossen Bogen: Die Welt sei derzeit wie in Krisen gefangen, sagte er vor Beginn der Tagung. Davos solle helfen, dass sie darin nicht verhaftet bleibe. Lösungen gebe es aber nur, wenn Regierungen, Wirtschaft und Organisationen zusammenarbeiteten. Darauf zielt auch das Motto der diesjährigen Tagung: "Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt".
Die Weltwirtschaft steht durch den Ukraine-Krieg unter enormem Druck: Energiekrise, hohe Inflation, gestörte Lieferketten. Dazu die Corona-Pandemie in China. "Wirtschaftliche, umweltspezifische, soziale und geopolitische Krisen kommen zusammen und schaffen eine extrem unvorhersehbare und unsichere Zukunft", beschreibt es Schwab.
Themen beim Weltwirtschaftsforum
- 1. Inflation und drohende Rezession: Steigende Inflationsraten setzen Politik und Wirtschaft unter Druck. Beim WEF diskutiert deshalb etwa Finanzminister Christian Lindner über den Anstieg der Lebenshaltungskosten, Wirtschaftsminister Robert Habeck über die Wiederbelebung von Handel, Wachstum und Investitionen. Es gibt Podien zur drohenden Rezession und der Zukunft der Geldpolitik. Die 56 teilnehmenden Finanzminister, 30 Handelsminister und 19 Notenbankchefs lassen auf Debatten etwa über das umstrittene Subventionsprogramm für US-Firmen ("Inflation Reduction Act") hoffen.
- 2. Energie- und Ernährungskrise contra Klimaschutz: Beide Themen sind im Programm breit vertreten – und über allem schwebt die Frage, ob Klimaschutz angesichts von Gasmangel, Wiederbelebung von Kohlekraftwerken und Atomdebatte nicht mehr und mehr ins Hintertreffen gerät. Die Jahrestagung selbst will klimaneutral sein und ruft zur Anreise per Bahn auf – doch Greenpeace befürchtete bereits eine Flotte von Privatjets in den Schweizer Alpen.
- 3. Geopolitik: Die Zukunft der Ukraine und das bald wohl beginnende zweite Jahr des russischen Angriffskriegs bestimmen zahlreiche Podien in Davos. Es wird erwartet, dass die ukrainische Delegation erneut um Unterstützung beim Wiederaufbau wirbt. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wird sprechen. Und der frühere US-Aussenminister Henry Kissinger, 99 Jahre alt, präsentiert "historische Perspektiven auf den Krieg".
- 4. Arbeitsmarkt und Fachkräftemangel: Wie arbeiten wir in der Post-Corona-Welt? Dieser Frage widmen sich in Davos ebenfalls mehrere Panels. Es geht um faire Löhne, den Erfolg von Vier-Tage-Wochen, einen globalen Mindestlohn und das Phänomen des "Quiet Quitting", das in der Arbeitswelt als Schlagwort dafür steht, dass Beschäftigte am Arbeitsplatz nur so viel leisten, wie es vertraglich vorgesehen ist und entlohnt wird. Das Weltwirtschaftsforum war immer ein Ort des Austauschs für Befürworter eines wachsenden Welthandels und offener Märkte – die beide seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr rund laufen. Hat sich der Fokus verschoben? Starinvestor George Soros, eigentlich viel gefeierter Stammgast in Davos, reist in diesem Jahr stattdessen zur Münchner Sicherheitskonferenz.
(Theresa Münch, dpa/tas)

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