Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Mythen, Umwelt, grün, Lüge, Mythos, Irrglaube
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Grosse Unternehmen und multinationale Konzerne springen gerne auf den aktuell beliebten Nachhaltigkeits-Zug auf. Sie zeigen sich umweltbewusst und fair. Doch bei genauerem Hinsehen erweisen sich diese Nachhaltigkeits-Konzepte im Hinblick auf das Gesamtwerk der Unternehmen nur als halbe Wahrheiten. Ein Beispiel für die Pseudo-Nachhaltigkeit von Unternehmen: recycelte Kaffeekapseln.
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Auch wenn das Recycling-System für verbrauchte Kaffeekapseln aus Aluminium ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, wird dadurch der massenhaft produzierte Müll durch die Kapseln nicht wirklich "grüner". Denn vor allem bei der Aluminiumherstellung ist die Umweltzerstörung durch die Schwermetalle sehr gross. Eine Tasse Filterkaffee wäre die nachhaltigere Wahl.
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Auch viele grosse Mode-Unternehmen folgen dem Nachhaltigkeits-Trend und etablieren ihre eigenen "grünen" Kollektionen aus biologischen Materialien - aber dennoch zu einem sehr erschwinglichen Preis. Als Kunde sollte man vor dem Kauf vermeintlicher Bio-Mode immer kritisch fragen: Kann eine Klamotte so billig sein und dennoch Bio-Standards entsprechen?
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Neben dem Preis orientiert man sich bei Fair-Fashion am besten an etablierten Gütesiegeln. Denn anders als bei Bio-Lebensmitteln, die immerhin in Europa anhand eines einheitlichen EU-Siegels ausgewählt werden können, gibt es bei der Bio-Mode noch keine international verbindlichen Standards hinsichtlich Materialien, Transparenz der Lieferkette sowie gerechter Löhne für Arbeiter.
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Zu den verlässlichen Siegeln, die sozial-ökologische und -ökonomische Produkte ausweisen, zählen Global Organic Textile Standard (GOTS), Fair Wear Foundation (FWF), Fairtrade sowie Naturtextil IVN zertifiziert BEST - das bisher strengste Öko-Siegel. Auch viele kleine Labels produzieren nachhaltige Mode. Doch da Zertifizierungen teuer sind, tragen Produkte kleiner Bio-Marken oft keine Siegel.
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Auch bei landwirtschaftlichen Bio-Erzeugnissen herrscht verwirrender Siegel-Dschungel. Denn hinter dem Deckmantel "Bio" verstecken sich Produktionsbedingungen und Inhaltsstoffe mit grossen Unterschieden. Ein Beispiel: Während in der europäischen biologischen Landwirtschaft (EU-Bio-Logo) rund 20.000 Hühner pro Stall erlaubt sind, sind es beim strengen Demeter-Siegel nur 3.000.
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Oft werden Produkte auch mit verschleierten Begriffen wie "natürliche Herstellung" oder "naturnahe Haltung" als Bio-Ware ausgegeben, um dem Kunden ein augenscheinlich nachhaltiges Produkt anzubieten. Doch ausser, dass diese Produkte durch Werbebotschaften besser klingen, haben sie mit Bio nichts zu tun.
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Viele Verbraucher rechtfertigen ihren Einkauf konventionell hergestellter Produkte mit dem Argument, biologisch erzeugte Lebensmittel seien viel teurer. Doch diese pauschale Aussage stimmt nicht ganz. Einige Bio-Produkte wie Obst und Gemüse liegen preislich auf ähnlichem Niveau wie minder nachhaltige Produkte aus dem Supermarkt.
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Vor allem Markenprodukte ohne Bio-Siegel zeigen zu Vergleichs-Produkten aus dem Bio-Markt kaum preisliche Unterschiede. Zudem wird bei billigen Lebensmitteln oft mehr gekauft als gebraucht wird - im Vergleich zu einem bewussten Einkauf "teurer" Bio-Lebensmittel. Die Folge: Die billigen Lebensmittel landen häufiger im Müll und sind unterm Strich genauso teuer wie Bio-Produkte.
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Bio ist immer klimaschonend? Leider nein! Nicht immer ist der Kauf von Bio-Produkten besser für das Klima, zum Beispiel wenn Regenwald für Monokulturen abgeholzt wird, Bio-Importe Pestizidrückstände enthalten oder einen hohen CO2-Fussabdruck durch weite Importstrecken aufweisen. Am besten orientiert man sich beim Lebensmittel-Einkauf am saisonalen Kalender.
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Oft wird gepredigt, nur regionale Lebensmittel zu konsumieren. Das stimmt im Prinzip, doch nicht, wenn es um deutsche Äpfel im Sommer geht. Da diese Früchte nach der Herbsternte aufwendig unter hohem Energieaufwand gelagert werden, sind im Sommer Äpfel aus Neuseeland oder Chile mit Erntezeit im Frühjahr umweltfreundlicher.
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Menschen wird oft suggeriert, dass der Beitrag jedes Einzelnen zählt, wenn es um Klimawandel geht und darum, die "Welt zu retten". Diese Haltung ist per se richtig, aber auch kritisch zu sehen. Denn obwohl jeder Mensch durch sein tägliches Konsumverhalten sicherlich einen Beitrag für eine bessere und gesündere Welt leisten kann, muss dennoch auf globaler Ebene gehandelt werden.
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Somit ist neben dem individuellen Handeln jedes Menschen vor allem wichtig, dass Regierungen Gesetze und Verordnungen erlassen, die den Klimawandel stoppen und dem Konsumenten (nur) nachhaltige Optionen liefern. So werden ab Sommer 2021 Einwegprodukte wie Strohhalme, Besteck oder Wattestäbchen aus Plastik grundsätzlich verboten - und der Einkauf gar nicht erst ermöglicht.
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Klischees vom ursprünglichen Leben auf dem Land sind überholt. Denn das Leben in Städten findet oft in kleineren Wohnungen oder in Hochhäusern mit besserer Klimabilanz als im Eigenheim mit Garten und Doppelgarage statt. Städter sind weniger mit dem Auto und eher mit dem Rad, Bahn oder Bus unterwegs. Somit emittieren deutsche Grossstädter weniger CO2 als der Bundesbürger-Durchschnitt.
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E-Autos werden als zukunftsweisende Lösung für Verkehrsprobleme gehandelt. Doch wirklich nachhaltig wären weniger Autos auf den Strassen, die geteilt genutzt werden. Zudem ist die Produktion von oftmals schweren und teuren Karosserien nicht nachhaltig. Die Akkus werden unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen und zulasten der Umwelt produziert und entsorgt.
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Der Irrglaube, dass Altglas egal welcher Farbe letztlich in einem einzigen Container des Entsorgungsfahrzeugs landet, ist immer noch weit verbreitet. Fakt ist jedoch, dass innerhalb des Fahrzeugs einzelne Kammern für die jeweilige Farbe des Altglases vorgesehen sind. Mit einer Ausnahme: blaue oder rote Glasflaschen dürfen in die Grün-Glascontainer oder Buntglas-Tonnen.
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Vor dem Recycling im gelben Sack oder in der gelben Tonne sollten alle Verpackungen gesäubert werden? Stimmt nicht! Das wäre nicht nur Wasserverschwendung, sondern zudem unnötig. Es reicht Verpackungen "löffelrein" zu verwerten. Wichtiger ist: Deckel zu trennen und Verpackungen nicht zu stapeln. Denn sonst werden diese vom Infrarotscan, der Plastikarten trennt, nicht erfasst.
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Bioplastiktüten dürfen in die Biotonne? Nein! Denn Bioplastik-Produkte zersetzen sich im Rahmen der normalen Kompostierung von Bio-Material nicht schnell genug und haben deshalb nichts in der Biotonne zu suchen. Die Folge wäre, dass auch kleinere Plastikpartikel nicht immer aussortiert werden und diese in Form von belastender Mikroplastik wieder in Böden und Gewässern landen.
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Oft wird Vegetariern und Veganern mit einem hohen Tofu-Konsum vorgeworfen, damit den Regenwald zu zerstören. Zwar werden tatsächlich riesige Flächen gerodet, um Soja anzupflanzen. Doch 98 Prozent der angebauten Bohnen landen im Tierfutter - vor allem für Tiere in Massentierhaltung. Somit werden mit billigem Fleischgenuss wichtige Ökosysteme zerstört und nicht mit Tofu.
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Stoffbeutel werden erst nachhaltiger als Plastiktüten, wenn sie mehr als 130-mal öfter zum Einsatz kommen. Auch bei der Produktion schneidet ein Stoffbeutel im Vergleich zur Tüte schlechter ab: denn der hohe Wasserverbrauch und Einsatz von Pestiziden belastet die Umwelt enorm. Also gilt: nicht unnötig viele Stoffbeutel kaufen. Ein Beutel aus Bio-Baumwolle reicht völlig aus.
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Zero Waste wird oft als kurzlebiger Trend abgestempelt. Doch das Gegenteil stimmt: Die Null-Müll-Bewegung wächst stetig durch immer mehr Unverpackt-Läden sowie einem Umdenken im Alltag, Haushalt und Büro. Einwegprodukte werden ausgespart, Verpackungen wiederverwendet, weniger konsumiert und weggeschmissen, sondern verschenkt oder mit klugen Upcycling-Tricks überarbeitet.