Mit der richtigen Anlagestrategie können Eltern ihren Kindern dabei helfen, ein kleines Vermögen aufzubauen. Auch kleine Summen können sich schon lohnen - wenn man genug Geduld aufbringt.

Mehr zum Thema Verbraucher

Wickelkommode, Strampler und Beistellbett – vor der Geburt eines Kindes beschäftigen sich Eltern mit vielen Dingen. Die finanzielle Zukunft des Nachwuchses steht meist nicht auf dieser Liste. Dabei kann es sich lohnen, schon früh über das Sparen fürs Kind nachzudenken.

"Wenn es möglich ist, dann sollte man direkt nach der Geburt anfangen, Geld zurückzulegen", empfiehlt auch Ralf Scherfling, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Dann hat man 18 Jahre Zeit bis zur Volljährigkeit. Das eröffnet ganz andere Möglichkeiten bei der Geldanlage." Über einen längeren Zeitraum könne man zum Beispiel in Aktienfonds investieren.

Langen Zeithorizont nutzen

Nicht zu unterschätzen ist der Zinseszinseffekt. Je länger das angesparte Kapital liegt und verzinst wird, desto höher ist die Summe, die am Ende ausgezahlt wird. So lässt sich selbst mit kleinen Beträgen ein ansehnlicher Batzen bis zur Volljährigkeit zusammensparen.

Beispielrechnung

  • Wer jeden Monat bis zum 18. Geburtstag 25 Euro anlegt, zahlt insgesamt 5.400 Euro ein und kann dem Nachwuchs dann gut 9.500 Euro überreichen. Gerechnet mit einer durchschnittlichen Rendite von sechs Prozent. Wer sogar das Kindergeld in Höhe von 255 Euro erübrigen kann, kommt mit dieser Rechnung auf mehr als 97.000 Euro.

"Wenn es finanziell eng ist, können Familien natürlich auch weniger zurücklegen. Allerdings wird bei manchen Produkten eine Mindestsparsumme gefordert", so Scherfling.

Aktienfonds als Renditeturbo

Sechs Prozent Rendite pro Jahr – möglich, wenn auch nicht garantiert, sind solche Gewinne derzeit lediglich mit Aktien. Finanzexperte Scherfling rät deshalb bei einer langfristigen Geldanlage wie für den Nachwuchs zu einer Investition in Aktien-ETFs.

Was sind ETFs?

  • Das sind Fonds, die die Entwicklung vieler Unternehmen auf einen Schlag abbilden. So wird das investierte Geld breit gestreut und das Risiko eines Totalausfalls sinkt. Aktien-ETFs sind in der Regel kostengünstig und flexibel. Einzahlungen können jederzeit angepasst oder ausgesetzt werden.

Wer zwischen 2006 und 2023 damit monatlich für sein Kind gespart hat, konnte sogar im Durchschnitt 12,5 Prozent pro Jahr einfahren. Ob diese Gewinnstrecke so weitergeht, ist allerdings fraglich. Auch Verluste sind jederzeit möglich.

In der Regel wird deshalb bei solchen Börseninvestments von Finanzexperten etwas vorsichtiger gerechnet. Sechs Prozent durchschnittliche Rendite pro Jahr gelten als gute Orientierung für langfristige Anlagen in solche breit streuenden ETFs.

Von einer Börsenschwäche sollten sich Eltern deshalb nicht verunsichern lassen, so Scherfling. "Bei einer langen Laufzeit kann man schlechte Phasen aussitzen, das zeigt ein Blick in die Vergangenheit." Wer sich nicht so viel Risiko zutraut, muss nicht die volle Summe in Aktienfonds stecken.

Ausserdem sollte man laut Scherfling daran denken, das angelegte Geld im Bedarfsfall rechtzeitig umzuschichten. "Nach dem zehnten Geburtstag der Kinder sollte man anfangen, Gewinne mitzunehmen, indem man die Aktienquote nach und nach reduziert und das Geld sicher anlegt. Etwa auf einem Festgeldkonto." Sonst könne es sein, dass die Börsen rund um den 18. Geburtstag im Minus sind – gerade dann also, wenn das Ersparte an den Nachwuchs übergeben werden soll.

Es ist allerdings auch möglich, dass die Kinder dieses Depot als Grundstock für ihren weiteren Vermögensaufbau nutzen, statt das Geld auszugeben. Dann können die Fondsanteile getrost darin verbleiben. Angenommen, sie sparen gleich selbst weiter, dann kommen sie mit monatlich 25 Euro bis zum 30. Geburtstag auf ein Vermögen von gut 24.000 Euro. Kann der Nachwuchs sogar 255 Euro pro Monat zurücklegen, besitzt er bis dahin bei einer Rendite von sechs Prozent knapp 250.000 Euro.

Sparkonten eignen sich kaum

Allein auf ein Fest- oder Tagesgeldkonto sollten Eltern und Grosseltern nicht setzen, zumindest nicht, wenn langfristig gespart werden soll. Die Verzinsung ist in der Regel so niedrig, dass diese kaum die Inflation schlägt. Bietet eine Bank spezielle Konditionen für Kinder, kann es sich schon eher lohnen.

Scherfling empfiehlt solche Sparkonten aber vor allem für die kurzfristige Geldanlage. Etwa, wenn für schon ältere Kinder gespart werden soll, die das Geld bereits in wenigen Jahren benötigen. Dann bleiben Sparer mit einem Tagesgeldkonto flexibel und laufen nicht Gefahr, Verluste zu machen.

Lesen Sie auch

Auch Banksparpläne, wo für einen gewissen Zeitraum monatlich ein bestimmter Betrag auf ein Sparkonto überwiesen wird, seien nicht das erste Mittel der Wahl. "Die bieten oft sehr überschaubare Zinsen. Aber wer grundsätzlich keine Kursrisiken eingehen will, kann alternativ auch einen Banksparplan abschliessen.", so das Urteil des Finanzexperten.

Von speziellen Versicherungen, mit denen Eltern oder Grosseltern für ihre Sprösslinge sparen sollen, rät Scherfling dagegen ganz ab. Die seien nicht für den Kapitalaufbau geeignet, ausserdem zu teuer und unflexibel.

Auf welchen Namen sollte das Konto laufen?

Bevor das erste Geld für Kinder auf ein Konto eingezahlt wird, müssen sich Eltern Gedanken machen, auf welchen Namen dieses Konto laufen soll. Ist das Kind der Kontoinhaber, kann es ab der Volljährigkeit frei über das Geld verfügen. Und es im Zweifel auch für Dinge ausgeben, die seine Familie nicht gutheisst. Vorher haben Eltern eine Vollmacht, um das Geld im Interesse des Nachwuchses zu verwalten.

Steuerlich kann es aber vorteilhaft sein: Denn wie jeder Sparer hat auch ein Kind einen eigenen Sparerpauschbetrag. Aktuell beträgt dieser 1.000 Euro. Das heisst, dass Zinsen bis zu dieser Summe pro Jahr nicht versteuert werden müssen. Legen Eltern oder Grosseltern das Geld auf ihren eigenen Namen an, kann es damit eng werden, falls sie mit ihren Ersparnissen diesen Rahmen schon ausschöpfen.

Dafür behalten sie die Kontrolle über das Geld, denn alles, was auf ihren Konten liegt, gehört ihnen, auch wenn sie für ein Kind sparen. Zum 18. Geburtstag müssen sie das angesparte Guthaben also dem Nachwuchs schenken, damit es darüber verfügen kann.

Das kann ungeplante Folgen haben. Werden Eltern oder Grosseltern zum Beispiel pflegebedürftig oder melden Privatinsolvenz an, muss auch dieses Geld dafür eingesetzt werden. Das Kind erhält dann nichts von diesen Ersparnissen. "Aus meiner Sicht überwiegen die Vorteile, wenn das Konto sofort auf den Namen der Kinder läuft. Deshalb würde ich diese Variante empfehlen", so Scherfling.

Über den Gesprächspartner

  • Dr. Ralf Scherfling ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gruppe Finanzen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale NRW.

Verwendete Quellen