11.000 Euro für sauberes Blut: So viel soll Schauspieler Orlando Bloom bezahlt haben, um sein Blut von Plastikpartikeln und Ewigkeitschemikalien zu reinigen. Die Behandlung ist wissenschaftlich fragwürdig. Kann man die Aufnahme im Alltag senken?

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Hollywoodschauspieler Orlando Bloom hat laut Standard umgerechnet rund 11.000 Euro für eine Blutreinigung zur "Entgiftung" von Mikroplastik und Ewigkeitschemikalien bezahlt. Dabei kam die sogenannte Apherese zum Einsatz, bei der Blut abgenommen, gefiltert und gereinigt wieder zugeführt wird. Diese Art von Behandlung wird normalerweise zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt, etwa des Autoimmunsystems.

Mikroplastik bezeichnet winzige Kunststoffpartikel, Ewigkeitschemikalien (PFAS) sind bestimmte synthetische Verbindungen, die extrem stabil sind. Beide Stoffgruppen können sich in Umwelt, Mensch und Tier anreichern und werden mit diversen Gesundheitsschäden in Verbindung gebracht.

Orlando Bloom: Wie sinnvoll ist eine Blutreinigung gegen Mikroplastik?

Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit dieser Methode gegen Mikroplastik gibt es nicht. Eine Studie, die 2023 im Fachblatt "Environmental Toxicology and Pharmacology" erschien, deutet eher auf einen gegenteiligen Effekt hin. Demnach gebe es bei Blutwäschen ein hohes Risiko, dass Patient:innen mit Mikro- und Nanokunststoffen kontaminiert werden.

Die Studie untersucht zwar Hämodialyse, nicht Apherese. (Beide Verfahren werden als "Blutwäsche" bezeichnet.) Doch einige der Risikofaktoren treffen auch auf die Apherese zu. Unter anderem können genutzte Filter, Plastikschläuche und Co. selbst Plastikpartikel abgeben. Ausserdem können im Rahmen der Behandlung Flüssigkeiten auf Wasser-Basis, das ebenfalls belastet sein kann, direkt mit Blut in Kontakt kommen. So können sich der Studie zufolge Plastikpartikel anreichern.

Die Autor:innen weisen jedoch selbst darauf hin, dass ihre Studie auf Daten basiert, die sie nicht selbst erhoben haben – es brauche weitere Forschung vor Ort, um das genaue Ausmass der Kontamination zu bestimmen.

Mikroplastik aus Leitungswasser filtern: Macht es in Deutschland Sinn?

Eine Blutreinigung kann also mit Risiken einhergehen – auch wenn sie für medizinische Zwecke eingesetzt wird. Durch invasive Methoden wie Infusionen, Blutabnahmen und Operationen werden die Schutzbarrieren des Körpers umgangen, zitiert der Standard Eleonore Fröhlich von der Medizinischen Universität Graz. Bei wichtigen Prozeduren überwiege jedoch der Nutzen.

Luiza Campos und Rosa Busquets, die beide an der Studie beteiligt waren, kritisierten Blooms Behandlung in einem Beitrag der US-Plattform The Conversation. Ihr Fazit: "Anstatt sich ausschliesslich auf Möglichkeiten zu konzentrieren, Kunststoffe aus dem Blutkreislauf zu entfernen, könnte es langfristig effektiver sein, unsere Exposition von vornherein zu reduzieren."

Kann man sich anders vor Mikroplastik und PFAS schützen?

Über Verbreitung und Risiken von Ewigkeitschemikalien, Mikroplastik und Nanoplastik ist noch wenig bekannt. Neuste Forschungsergebnisse fasst dieser Artikel zusammen:

Neue Erkenntnisse: Wie schädlich ist Mikroplastik für Mensch und Umwelt?

Gibt es Möglichkeiten, sich wirksam vor der Aufnahme von Mikroplastik zu schützen? Der WWF stellt verschiedene Methoden vor, um die Aufnahme zu limitieren – unter anderem könne man auf Wasser aus Plastikflaschen verzichten, Lebensmittel in Glas- oder Edelstahlbehältern aufbewahren, keine Plastik-Teebeutel verwenden, Tetrapaks und Konservendosen sowie hochverarbeitete Lebensmittel meiden.

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Doch es ist davon auszugehen, dass wir Mikroplastik aktuell nicht ganz vermeiden können. Es befindet sich in der Atemluft, in Lebensmitteln, in Kosmetik und in unserem Trinkwasser, so das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Auch PFAS sind weit verbreitet, unter anderem als Imprägnierung auf Textilien, als Antihaft-Beschichtung auf Pfannen, auf Zahnseide, in Farben und Lacken. Auch in Böden und Wasser wurden die Stoffe schon gefunden.

Am effektivsten wäre eine strengere Regulierung von Kunststoffen und PFAS. Diverse Organisationen setzen sich zurzeit für solche Abkommen und Verbote ein.

Verwendete Quellen: Standard, Studie aus "Environmental Toxicology and Pharmacology", WWF, BfR, The Conversation

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