Ist E-Bike-Fahren eigentlich gesund? Eine deutsche Studie hat untersucht, wie sich das elektrisch unterstützte Radfahren auf die körperliche Fitness auswirkt und welche Unterschiede zum herkömmlichen Fahrrad es gibt.
E-Bikes werden nicht nur in Deutschland immer populärer: Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2024 besitzt hierzulande mittlerweile rund jede:r vierte Erwachsene ein elektrisch betriebenes Fahrrad, also fast 25 Prozent. Vier Jahre zuvor waren es nur rund 15 Prozent gewesen.
Die Vorteile eines E-Bikes scheinen auf der Hand zu liegen: Es ermöglicht Mobilität im Stadtverkehr, ist günstiger als ein Auto und dabei auch umweltfreundlicher. Durch den elektrischen Motor ist das Fahren zudem weniger anstrengend als bei einem konventionellen, mit Muskelkraft betriebenen Fahrrad.
Aber ist das überhaupt ein Vorteil? Oder geht es zu Lasten der körperlichen Fitness? Deutsche Forscher:innen haben dazu eine Studie veröffentlicht.
E-Bike-Fahren und körperliche Aktivität
2022 erschien im BMJ Open Sport & Exercise Magazine, einem sportmedizinischen E-Journal, eine Studie zum E-Bike-Fahren als sportlicher Betätigung. Das Interesse des deutschen Forschungsteams galt darin neben den Auswirkungen des E-Bike-Fahrens auf die körperliche Fitness auch dem Unfallrisiko von E-Bike-Fahrer:innen.
Wie die Autor:innen betonen, steht in der Studie der E-Bike-Gebrauch unter realen Alltagsbedingungen im Vordergrund, denn dazu habe die Forschungslage bislang nicht viel hergegeben. Unter anderem schlossen sie deshalb professionelle Radsportler:innen von der Teilnahme aus.
Obwohl es schon Daten gegeben habe, die einen grundsätzlichen positiven Effekt auf die Gesundheit nahelegen, sei vor Durchführung der Studie ausserdem wenig Genaues zur körperlichen Intensität des E-Bike-Fahrens bekannt gewesen. Im Fokus der Forschungen stand deshalb die Frage, wie bewegungsfördernd das Elektrofahrrad im Alltagsgebrauch sein kann – und ob es sich in Hinblick auf den Fitnessfaktor vom konventionellen Radfahren unterscheidet.
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Studie: E-Bike und Fahrrad im Fitness-Vergleich
Das sind die Fakten der Studie im Überblick:
- Teilnehmer:innen: Insgesamt nahmen an der Studie 1.250 E-Bike-Fahrer:innen und 629 konventionelle Radfahrer:innen teil.
- Zeitraum: Über einen Zeitraum von vier Wochen dokumentierten die Forschenden die körperliche Aktivität der Testpersonen anhand von Fragebögen und tragbaren elektronischen Geräten (Activity Trackern).
- Leitfrage: Die Leitfrage dabei war, ob die Teilnehmer:innen die von der WHO empfohlenen Grenzwerte für moderate bis intensive körperliche Aktivität (Moderate to Vigorous Physical Activity, kurz MVPA) erreichen konnten.
- Messungen: Gemessen wurden dafür unter anderem die Dauer der sportlichen Aktivität und die Herzfrequenz. Die WHO empfiehlt wöchentlich mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Aktivität (oder eine Kombination aus beidem). Bei der Messung der Herzfrequenz richtete sich das Forschungsteam nach dem American College of Sports Medicine, das für moderate Aktivität eine Herzfrequenz von 64 bis 76 Prozent der Maximalfrequenz festlegt. Bei über 77 Prozent der Maximalfrequenz spricht man von intensiver Aktivität.
Das Ergebnis: Die E-Bike-Fahrer:innen erreichten im Schnitt eine geringere MVPA-Wochenzeit als die Radfahrer:innen ohne elektrische Unterstützung. Unter dem Strich fiel auch die reine Fahrzeit der konventionellen Radfahrer:innen höher aus als die der E-Bike-Fahrer:innen. Letztere fuhren im Allgemeinen seltener, für kürzere Dauer und mit geringerer Intensität, so das Fazit der Studie.
Übrigens: Was das Risiko für einen Fahrradunfall betrifft, gibt es zwischen E-Bike und herkömmlichem Fahrrad keine nennenswerten Unterschiede. Das jedenfalls haben die Beobachtungen der Forschenden im vierwöchigen Studienzeitraum ergeben.
Ist E-Bike-Fahren zu bequem?
Aufgrund der gesammelten Daten kommt das Forschungsteam zu dem Schluss, dass konventionelle Radfahrer:innen mit mehr gesundheitlichen Vorteilen rechnen können als E-Bike-Fahrer:innen.
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Das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass E-Bike-Fahren überhaupt keine positiven Auswirkungen auf Fitness- und Gesundheitsziele hat. Die Autor:innen heben das E-Bike vor allem als sinnvolle Bewegungsoption für Personen hervor, die zum Beispiel krankheits- oder altersbedingt in ihren körperlichen Möglichkeiten eingeschränkt sind. Ihnen könnte es das elektrische Fahrrad erlauben, trotzdem regelmässig Rad zu fahren und mobil zu bleiben. Weitere Forschungen in diesem Bereich könnten deshalb lohnenswert sein.
Auch in Hinblick auf die Umwelt legt die Studie nahe, dass mehr Bequemlichkeit nicht immer schlecht sein muss: Die Auswertung der Fragebögen ergab, dass viele E-Bike-Fahrer:innen ihr Fahrrad hauptsächlich als Möglichkeit sehen, sich die Fahranstrengung zu erleichtern. Deshalb sei die Bereitschaft bei ihnen oft grösser als bei normalen Radfahrer:innen, im Alltag auf das Fahrrad statt auf das Auto zurückzugreifen.
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