Probiotischer Joghurt soll die Lösung für viele Verdauungsprobleme sein. Aber ist er wirklich besser als herkömmlicher Joghurt? Wir zeigen dir, was in probiotischem Joghurt steckt.

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Sogenannter probiotischer Joghurt ist ein Joghurt, der mit besonderen probiotischen Milchsäurebakterien versetzt wird. Im Grunde enthält jeder Joghurt Bakterienkulturen: Sie sind dafür da, den Milchzucker – die Laktose – in der Milch zu fermentieren, damit Joghurt entsteht. Die Mikroorganismen verleihen dem Joghurt seine dickflüssige Konsistenz und den typischen säuerlichen Joghurtgeschmack.

Der Unterschied zwischen "normalem" und probiotischem Joghurt liegt darin, dass letzterer mit zusätzlichen lebenden Bakterienstämmen angereichert wird. Dies soll ihn gesünder machen: Denn so können angeblich mehr Bakterien deine Magensäure überleben und sich in deinem Darm ansiedeln.

Das soll positiv auf die Gesundheit wirken. Doch Herstellern von "probiotischem" Joghurt ist es untersagt, mit einigen Gesundheitsversprechen zu werben, zum Beispiel, dass "probiotische" Joghurts positiv auf das Immunsystem wirken würden. Denn viele der angeblichen Effekte auf die Gesundheit konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Verschiedene Studien zeigen zwiespältige Ergebnisse. Wie viel Wahrheit steckt also wirklich hinter den Werbeversprechen?

Wirkt probiotischer Joghurt tatsächlich?

Probiotische Lebensmittel sollen verschiedenen Darmkrankheiten vorbeugen und für eine gesunde Darmflora sorgen. Doch gelangen die Bakterienkulturen aus dem probiotischen Joghurt wirklich in deinen Darm? Und bleiben sie dort?

Wissenschaftler:innen sind bei diesem Thema gespalten:

Laut einer Studie mit gesunden Frauen zwischen 20 und 30 Jahren soll probiotischer Joghurt keine Langzeitwirkung auf deine Darmflora haben: Die Bakterienkulturen aus dem Joghurt veränderten die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm nicht nachweislich.

Labormäuse, die in einer keimfreien Umgebung aufgezogen werden, können nach Zufuhr von genau bestimmbaren Bakterienkulturen besser analysiert werden als Menschen, deren Darmflora ihr Leben lang von unzähligen Faktoren beeinflusst wird. Doch auch bei Mäusen konnten in derselben Studie keine probiotischen Joghurtkulturen im Darm nachgewiesen werden.

Die Bakterien aus dem probiotischen Joghurt hatten jedoch einen anderen positiven Effekt auf die Darmmikroben der Mäuse: Die Enzyme, die zur Verarbeitung von verschiedener Kohlenhydrate verantwortlich sind, waren deutlich aktiver. Dieser Effekt zeigte sich nach weiteren Tests auch beim Menschen. Probiotischer Joghurt kann also eventuell dabei helfen, Kohlenhydrate besser zu verdauen.

Darmreinigung und Darmsanierung: Das sind die Unterschiede

Probiotischer Joghurt: Was bringt er wirklich?

Für gesunde Personen bringt der Verzehr probiotischen Joghurts keine gesundheitlichen Vorteile, so die Verbraucherzentrale mit Verweis auf die bisherigen Untersuchungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, EFSA.

Einen Effekt von probiotischen Lebensmitteln sieht die EFSA bei Personen, die wegen einer Laktoseintoleranz Probleme mit der Laktoseverdauung haben. Ist Joghurt ausreichend mit Lebendkulturen angereichert, darf er die Werbung "fördert die Laktoseverdauung" tragen. Für drei spezielle Stämme von Milchsäurebakterien sieht die EFSA diese Wirkung als nachgewiesen an, so die AOK.

Heumilch und Weidemilch – was hat es damit auf sich?

Möglicherweise können probiotische Bakterien auch im Rahmen einer Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie dem Reizdarm-Syndrom helfen. Doch in solchen Fällen kommt nach ärztlicher Beratung ein zugelassenes probiotisches Arzneimittel zum Einsatz – kein probiotischer Joghurt oder probiotische Nahrungsergänzungsmittel.

Probiotischer oder herkömmlicher Joghurt?

Ist es unbedingt notwendig, dass du probiotischen Joghurt verzehrst? Oder hat "normaler" Joghurt ähnliche Effekte? Da beide Sorten mit Milchsäurebakterienkulturen hergestellt werden, sind sowohl "probiotischer" Joghurt als auch Naturjoghurt gut für deine Darmflora.

Herkömmliche Naturjoghurts enthielten laut einer Ökotest-Untersuchung aus dem Jahre 2010 deutlich weniger Zucker als sogenannte "probiotische" Joghurts. Vielen Produkten wurde eine grosse Menge an Zucker für zusätzlichen Geschmack beigefügt. Es sei zudem nicht notwendig, probiotischen Joghurt zu essen, da er nicht gesünder sei als herkömmlicher Naturjoghurt. Wer aber auf die probiotischen Kulturen schwört, sollte den Joghurt möglichst schnell verzehren: Laut Ökotest nimmt die Zahl der gesunden Keime mit der Zeit stetig ab.

Bist du laktoseintolerant, kannst du übrigens auch zu Kefir greifen: Aufgrund des Gärungsprozesses ist Kefir weitgehend laktosefrei.

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Falls du dich vegan ernährst, aber trotzdem nicht auf darmfreundlichen Joghurt verzichten möchtest, kannst du einfach zu Soja- oder Kokosjoghurt greifen. Für deren Fermentierung kommen ebenfalls Milchsäurebakterien zur Anwendung.

Überarbeitet von Annika Reketat

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