Mit Venedig als Vorbild wird in einem beliebten Urlaubsort am Gardasee gerade über eine Eintrittsgebühr diskutiert. Auslöser war ein kaum zu bewältigender Touristenandrang Anfang Mai. Auch eine andere Gemeinde am Gardasee ergriff Massnahmen gegen die Folgen von Overtourism.
Immer wieder berichten verschiedene Medien über Städte, die mit Massen an Touristinnen und Touristen zu kämpfen haben. Es kommt zu Demonstrationen gegen den Overtourism, unter dem sowohl die Bevölkerung als auch die Umwelt in einigen Orten leidet. Manche Städte verlangen für ihre beliebtesten Touristenattraktionen Eintritt, um dem grossen Andrang gegenzusteuern.
Doch nicht nur bestimmte Attraktionen können Eintritt kosten – auch für die gesamte Stadt kann für einen Tagesbesuch Geld verlangt werden, so wie es in Venedig bereits der Fall ist. Nach Venedigs Vorbild überlegt nun eine weitere Stadt bzw. Gemeinde in Italien ebenfalls eine Tagesgebühr zu verlangen: Sirmione am Gardasee.
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Sirmione: Massenansturm am ersten Mai-Wochenende
Auslöser für die Überlegung, es Venedig gleichzutun, war ein Massenansturm auf die Altstadt am ersten Mai-Wochenende. In Scharen versuchten Besucherinnen und Besucher über die Brücke, welche der einzige Zugang in die Altstadt ist, zu gelangen. Wie das italienische Nachrichtenportal "Bresciaoggi" berichtet, musste die Brücke teilweise geschlossen werden. Durch den Stau entstanden Wartezeiten von bis zu 40 Minuten, bis jemand in die Stadt hinein- oder herauskam.
Hoteliers, Anwohner und Ladenbesitzer sind verärgert. Und auch der Stadtrat verlangt sofortige Massnahmen, um eine Wiederholung eines solchen Chaos zu vermeiden. Denn auch wenn an diesem Freitag alles glimpflich verlaufen ist, ist die Sicherheit in derartigen Situationen sowohl für Touristen als auch für Anwohner nicht gewährleistet. Für Rettungskräfte wäre bei diesem Andrang kein Durchkommen gewesen.
Sirmione will Tagesgebühr diskutieren
Als Reaktion auf den Massenandrang möchte die Gemeinde am Gardasee nun eine Tagesgebühr einführen – ganz im Stil von Venedig, wo der Eintritt zur Hauptsaison bei zehn Euro liegt. Wie die italienische Zeitung "Corriere della Sera" berichtet, plant der Sicherheitsstadtrat Massimo Padovan zusätzlich ein obligatorisches Reservierungssystem für den Zugang zum historischen Zentrum an Spitzentagen, eine Überarbeitung des Parksystems sowie mehr Kontrollen. Das Reservierungssystem soll eine Begrenzung der Anzahl der Tagestouristinnen und -touristen enthalten.
Von den Ideen sind bisher jedoch nicht alle überzeugt. Die Bürgermeisterin Luisa Lavelli betonte gegenüber der Tageszeitung "Corriere", dass noch nichts beschlossen sei und die Vorschläge erst geprüft und diskutiert werden müssten. Ob Urlauberinnen und Urlauber diesen Sommer bereits mit Eintrittsgebühren rechnen müssen, ist noch nicht klar.
Limone sul Garda führt Alkoholverbot ein
Sirmione ist nicht der einzige Ort am Gardasee, der unter den Folgen der Touristenanstürme leidet. Die Gemeinde Limone sul Garda hat ein zeitlich begrenztes Alkoholverbot eingeführt, um die Müllverschmutzung im öffentlichen Raum zu reduzieren und die Sicherheit zu erhöhen. Die neue Verordnung soll ausserdem dazu beitragen, die Lärmbelästigung für die Bewohnerinnen und Bewohner zu mindern und Vandalismus gegenzusteuern, der wohl vor allem in den Sommermonaten deutlich zunimmt.
Das Alkoholverbot im öffentlichen Raum trat am 19. April 2025 in Kraft und gilt vorerst bis zum 01. November. Damit ist allerdings nicht nur der Konsum, sondern auch der Besitz von alkoholischen Getränken auf allen öffentlichen Strassen, Plätzen, Gärten, Parks und anderen öffentlichen Orten im Gemeindegebiet gemeint. Wer Alkohol kauft, muss diesen versiegelt oder verschlossen nach Hause transportieren.
Kontrolliert wird das Alkoholverbot von Polizei und Ordnungskräften. Wer sich nicht an die Verordnung hält, muss mit Strafen in Höhe von 25 bis hin zu 500 Euro rechnen. Für offiziell genehmigte Veranstaltungen gibt es Ausnahmen von der Vorschrift.
Verwendete Quellen
- Bresciaoggi: Affollamento e caos: a Sirmione scoppia il caso "overtourism" (italienisch)
- Corriere della Sera: L'idea di Sirmione, dopo le code del Primo Maggio (40 mila persone in più del 2024): "Valutiamo l'ingresso a pagamento" (italienisch)
- Comune di Limone sul Garda: Ordinanza nr. 1611 (italienisch)