Detailhändler Coop führt nun doch keine Rückvergütung für Lieferanten von Obst und Gemüse ein. Die individuellen Verhandlungen seien "zu komplex". Der Vorstoss war stark kritisiert worden.
Coop verzichtet auf die Einführung einer pauschalen Rückvergütung von drei Prozent für Gemüse-, Früchte- und Beerenlieferanten. Ende Juli habe der Detailhändler die umstrittene Vereinbarung gestoppt, teilte der Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) am Dienstag mit.
Coop habe mit dem neuen Bestellsystem gute Erfahrungen gemacht, erklärte der Grossverteiler gegenüber dem "Tages-Anzeiger". Die individuellen Verhandlungen mit den Produzenten hätten sich jedoch als "zu komplex" erwiesen.
Coop könnte öffentlichem Druck nachgegeben haben
FMS-Präsident Stefan Flückiger vermutete, Coop habe aus Angst vor einer Verurteilung seitens der Wettbewerbskommission (Weko) und unter öffentlichem Druck nachgegeben. Coop argumentierte zuletzt, dass mit zeitlich früheren Bestellungen ein deutlicher Mehrwert für die Produzenten geboten werde. Sie erhielten die definitiven Bestellungen früher, verfügten somit über mehr Planungssicherheit und gewännen an Effizienz, die auch für die Lieferanten mit Kostenvorteilen verbunden seien.
Coop wollte ursprünglich, dass die Produzenten einen Teil ihres Verkaufsumsatzes an Coop zurückzahlen. In der Region Bern betrug diese Abgabe laut FMS ab Mai ein Prozent. Schweizweit hätte per Januar 2026 eine Abgabe von drei Prozent eingeführt werden sollen. Coop erklärte nun, vergleichbare Anpassungen an den Lieferkonditionen seien derzeit nicht geplant.
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FMS rechnete mit Kosten von zwölf Millionen Franken im Jahr
Die Regelungen hätten laut FMS einer rückwirkenden Preissenkung ohne Gegenleistung entsprochen und die Branche jährlich rund zwölf Millionen Franken gekostet. FMS hatte im Juni Anzeige bei der Weko wegen mutmasslichen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung eingereicht. Diese ist jetzt vom Tisch.
Der Fall gilt als Beispiel für die strukturelle Abhängigkeit vieler Landwirte von wenigen Grossverteilern. Zudem zeigt er den anhaltenden Preisdruck im Detailhandel. (SDA/bearbeitet von ank)