Der Schuttkegel des Bergsturzes in Blatten VS ist laut dem Chef der Walliser Dienststelle für Naturgefahren stellenweise über 100 Meter hoch. Risse oder grössere Einstürze des Schutthaufens wurden bisher nicht festgestellt, wie Raphaël Mayoraz zu Medien sagte.

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Doch das könne sich ändern, sobald das Eis beginne zu schmelzen, sagte Mayoraz im Interview mit den Zeitungen "Walliser Bote", "Le Nouvelliste" und "ArcInfo" vom Montag. Der Schuttkegel bestehe aus sechs Millionen Kubikmetern Schutt und Geröll. Hinzu kämen drei Millionen Kubikmeter Eis, sagte er.

Wenn das Eis schmelze, könnten Schlammströme entstehen, sagte Mayoraz. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die weiter unten im Tal liegende Staumauer von Ferden diese auffangen könnte. Das zeigten demnach Simulationen. Sollten jedoch mehrere Ereignisse gleichzeitig eintreten, müssten auch die Dörfer Gampel und Steg evakuiert werden, sagte er.

Ein weiteres Risiko bestehe beim Fluss Lonza. Wenn sich das Wasser einen neuen Weg durch den Schuttkegel bahne, könnten sich sogenannte "Wassertaschen" bilden, sagte Mayoraz. Diese Ansammlungen von Wasser seien nicht nicht sichtbar. Doch auch bei diesem Szenario zeigte sich der Chef der Dienststelle Naturgefahren des Kantons Wallis optimistisch. Die Lonza fliesse derzeit relativ kontrolliert und weise eine langsame Erosion auf.

Niederschläge sind angekündigt

Was die angekündigten Niederschläge betrifft, "müssen wir nicht mit dem Schlimmsten rechnen", fügte der Geologe hinzu und stützte sich dabei auf Simulationen. Der Wasserstand des Sees, der sich hinter dem Schuttkegel gebildet hat, sei um etwa einen Meter gesunken.

Derweil bleibe das Kleine Nesthorn oberhalb von Blatten in Bewegung. "Etwa 100'000 Kubikmeter Material sind noch instabil", sagte Mayoraz im Interview. Vom Gletscher geht laut Mayoraz praktisch keine Gefahr mehr aus, da dieser weitgehend zusammengebrochen sei.

Auch der Gegenhang des Kleinen Nesthorns birgt ein Gefahrenpotenzial. Dort sei Material bis zu zehn Meter hoch aufgeschüttet worden, sagte Matthias Ebener vom Gemeindeführungsstab am Sonntag einem Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort. Dieses sei instabil. Durch den für die nächste Woche angekündigten Regen bestehe auch das Risiko, dass die Gesteinsmassen am Gegenhang wieder abrutschen.

Tag und Nacht werde das Gelände überwacht, sagte Mayoraz. Die Beobachtenden von Feuerwehr, Armee und Zivilschutz schlagen Alarm, wenn sie zum Beispiel sehen, dass der Pegel der Lonza steigt oder der aufgestaute See schneller abfliesst. So kann talabwärts entsprechend auf die Entwicklungen beim Schuttkegel oder am Berg reagiert werden.

Vergangenen Mittwochnachmittag war der Birchgletscher oberhalb von Blatten und darauf gelagertes Schuttmaterial vom Kleinen Nesthorn zu Tal gestürzt. Das Dorf im Walliser Lötschental wurde grösstenteils verschüttet. Hinter dem Schuttkegel entstand ein See, der vom Abbruch verschonte Häuser flutete. Dem Gletscherabbruch waren Abbrüche am Kleinen Nesthorn vorausgegangen. Im Vorfeld waren rund 300 Personen evakuiert worden. Eine Person galt nach dem Abbruch als vermisst. (sda/bearbeitet von phs)