- Viele Sonnenhungrige dürften Slowenien allein deswegen kennen, weil sie auf dem Weg nach Kroatien durch die Alpenrepublik fahren.
- Das kleine Land hat aber weit mehr zu bieten als Berge links und rechts der Autobahn.
- Wir starten auf eine Reise durch den Westteil des Landes auf über 2.800 Metern bis runter zur Mittelmeerküste.
Die Alpen und die Wurst
Im Norden Sloweniens, gleich hinter der Grenze zu Österreich, locken viele Abenteuer in die Berge der Julischen Alpen. Die Besteigung des 2.864 Meter hohen Triglav ist für jeden Slowenen ein Muss und für jeden Wanderurlauber eine lohnenswerte Herausforderung. Mehrere Wege in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden führen auf den höchsten Gipfel des Landes, für das letzte Stück ist ein Klettersteig-Set empfehlenswert.
Wer nicht ganz so hoch hinaus will: Die Sieben-Seen-Wanderung an den Triglav-Ausläufern oder eine Tour durch das Soča-Tal sind ebenfalls unvergessliche Erlebnisse für sportlich ambitionierte Wanderer.
In den Dörfern unterhalb des Triglav-Massivs warten urige Gasthäuser auf Wanderer. Eine landestypische Speise ist der Heidensterz - ein aus Buchweizenmehl, Grieben und Öl zubereiteter Eintopf, der mit Sauerkraut oder Wurst serviert wird.
Apropos Wurst: Die wohl bekannteste ist die Krainer Wurst. Im Jahr 2006 wurde sie sogar schon im Weltall gegessen. Die US-amerikanische Astronautin Sunita Williams, die auch slowenische Vorfahren hat, nahm die Wurst als Proviant zur Internationalen Raumstation (ISS) mit.
Der Bergsee und die Cremeschnitte
Wer das Bergpanorama lieber bei einem gemütlichen Spaziergang am Wasser geniessen möchte, der ist in Bled richtig. Das touristische Zentrum der Region liegt an einem grossen Bergsee, in dessen Mitte eine schmucke kleine Kirche auf einer Insel errichtet wurde.
Dorthin können Touristen nur mit Pletnas gelangen, den traditionellen Holzbooten, die über den See schippern. Nur wenige Bleder Familien besitzen das über Generationen vererbte Recht, die touristischen Bootsfahrten anbieten zu dürfen.
Am Seeufer gibt es viele Restaurants mit internationaler und slowenischer Küche. Das kulinarische Wahrzeichen hier ist die Bleder Cremeschnitte (slowenisch Kremšnita), die nach einem mehr als 60 Jahre alten Rezept zubereitet wird.
Die Almen und der Käse
Südlich von Bled liegt der Bohinjsko jezero, der Bohinjer See. Von dort aus können Besucher zum 38 Meter hohen Savica-Wasserfall laufen, der von den Gewässern der Triglav Seen gespeist wird. Vom Bohinjer See führen auch viele Wege zu den Hochalmen, auf denen Sennerinnen und Senner in den warmen Monaten mit ihren Kühen leben.
Auf der Uskovnica-Alm lebt Majda Gumzej. Mehr als ihren Kühen und ein paar Wanderern begegnet sie dort oben nicht. "Ich bin aber nicht einsam, ich habe die Natur und die Berge", sagt die 66-Jährige, die ihr Handwerk von ihrem Vater gelernt und damit so manches Geheimnis für einen guten Käse geerbt hat.
Aber das Wichtigste sei das gute Gras auf den Bergwiesen, sagt Majda Gumzej. In einem mit Milch gefüllten Kessel stellt sie - je nach Temperatur und Reifezeit - den für Slowenien bekannten Trapistkäse oder Emmentaler her.
Das Städtchen und der Honig
Slowenien ist ein Paradies für Bienen. Dem Einsatz des kleinen Landes für die fleissigen Insekten ist es zu verdanken, dass jedes Jahr am 20. Mai der Welttag der Bienen gefeiert wird. Die Slowenen haben auch ihre eigene Art gezüchtet, die Krainer Biene - ein besonders fleissiges Exemplar. Wer tiefer in die Bienentradition eintauchen will, muss das mittelalterliche Städtchen Radovlijca besuchen. Dort gibt es neben vielen Imkereien ein Bienenmuseum.
In Radovlijca, auch als süsses Radol’ca bekannt, werden seit Hunderten Jahren Lebkuchen aus Honig gebacken. Das Städtchen ist aber auch aus anderen Gründen ein süsses. Jedes Jahr findet in Radovlijca ein Schokoladenfestival statt. Schokoladenmanufakturen aus dem In- und Ausland stellen sich vor, dazu wird vor vielen Bühnen ausgelassen gefeiert.
Die Metropole und der Schichtkuchen
Während Besucher Radovlijca mit ein paar Kilo mehr verlassen dürften, können sie in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana wieder etwas Gewicht loswerden. Nicht, dass die schönen Kaffees entlang des Flusses Ljubljanica keine leckeren slowenischen Desserts zu bieten hätten - an dieser Stelle sei besonders auf den Schichtkuchen Prekmurska Gibanica aus Mohn, Nüssen, Rosinen, Äpfel und Quark hingewiesen.
Allerdings ist "die Geliebte" - so heisst Ljubljana ins Deutsche übersetzt - auch durch seine Fahrradfreundlichkeit bekannt. Bei Stadtführungen auf zwei Rädern kann man den Spuren von Joze Plečnik folgen, der in seinen Brücken und Gebäuden die Baustile der Antike, der Renaissance und der Moderne miteinander verbunden hat und damit die Architektur von Ljubljana prägte.
Die Höhlen und der Wein
Im Gegensatz zu den Julischen Alpen, wo die Wege steil nach oben führen, geht es in der Karstregion im Südwesten des Landes in die Tiefe. In endlosen Höhlenlabyrinthen hat das Wasser märchenhafte Landschaften im Gestein entstehen lassen. Die Höhlen von Škocjan zählen zum UNESCO-Welterbe und bieten neben unzähligen Tropfsteinen den weltweit grössten unterirdischen Canyon.
Die als Lipizzaner bekannten weissen Pferde sind eine weitere Sehenswürdigkeit der Karstregion. In der Region Lipica sieht man die stolzen Tiere häufig über die Karstwiesen galoppieren. Auch der bei Weinliebhabern bekannte rote Terrano stammt aus dieser Gegend. Oft wird er zu Karstschinken gereicht, der lange Zeit in den Bora-Winden vom nicht weit entfernten Mittelmeer reifen konnte.
Die Küste und das Salz
Die slowenische Mittelmeerküste ist keine 50 Kilometer lang. Dennoch ist sie sehr vielfältig mit ihren weiten Buchten, Steilküsten und stolzen Städten wie Piran. Mit einem venezianisch geprägten Kern zählt Piran zu den schönsten Städten am Mittelmeer. Ihren Reichtum hat sie dem Salzhandel zu verdanken, der bis heute in der nah gelegenen Secovlje-Saline praktiziert wird.
In der Saline produzieren knapp 100 Arbeiter 2.000 bis 3.000 Tonnen Meersalz pro Jahr. Die Anlage erstreckt sich über eine sieben Hektar grosse Fläche mit Hunderten Wasserbecken. Durch Kanäle wird das Meerwasser von Becken zu Becken weitergeleitet, wodurch es immer weiter verdunstet. Hohe Temperaturen und Wind beschleunigen den Prozess. In den hintersten Becken mit einem Salzgehalt von 25 Prozent kristallisiert sich das Salz im Wasser und wird abgeschöpft. Vom ersten Tag bis zur Ernte dauert der Prozess vier bis sechs Wochen.
Das Meer und der Fisch
Auch der Fischfang prägte die Küstenregion über viele Jahre. Alte Fischerhäfen erzählen von dieser Geschichte. Auch heute noch fahren Boote hinaus in den istrischen Teil der Adria, wo vor allem Makrelen, Tintenfische, Sepien und Goldbrassen leben.
Viele Restaurants der Region werden mittlerweile von der Fischfarm Fonda beliefert, die direkt vor den Salinen von Sejkovca liegt. In den 85 Netzen, die etwa zehn Meter tief im Mittelmeer hängen, schwimmen Wolfsbarsche. Die studierte Meeresbiologin Irena Fonda setzt dabei auf nachhaltige Zucht, wie sie betont.
Mit Bootstouren für Touristen durch ihre Anlage versucht sie dem oft schlechten Ruf der Fischfarmen ihr Konzept entgegenzusetzen. In den Netzen schwimmen weniger Fische als in anderen Zuchtanlagen, die Wolfsbarsche leben hier vier bis fünf Jahre bis zum Abfischen. "Wir verwenden auch keine Pestizide, deshalb bilden sich an unseren Netzen auch Korallen und der Fischbestand um die Netze hat sich nicht geändert", sagt sie.
Nach der Bootstour wieder an Land wird verkostet. Roher Wolfsbarsch mit bester Salzblüte aus den benachbarten Salinen und slowenisches Olivenöl dazu. Übrigens: "Frischen Fisch erkennt man an seinem zarten, angenehm meerigen Duft", erklärt Irena Fonda. "Riecht der Fisch schon richtig nach Fisch, ist er nicht mehr frisch."
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