Wer mit Rabatt-Apps tatsächlich etwas Geld spart, hat es am Ende oft schnell wieder verloren. Davor warnt ein E-Commerce-Experte. Was steckt hinter diesem Effekt?

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Sie gehört inzwischen bei fast allen Supermarkt-, Discounter-, Verbrauchermarkt- oder Drogerie-Ketten zum Standard-Repertoire der Kundenbindung: eine App, die neben Online-Prospekten und Einkaufslisten etwa auch Treuepunkte, Rabatte und Coupons mit Preisnachlässen anbietet.

Apps verleiten zu Spontankäufen

Aber lässt sich damit auch tatsächlich sparen? "Eher nicht", sagt Markus Montz, vom IT-Fachmagazin "c't". Schnäppchen seien über die Apps kaum möglich, selbst dann nicht, wenn man vergleichsweise viel Geld in einer Supermarktfiliale lässt, sagt E-Commerce-Experte Montz weiter.

"Man kann etwas Geld sparen, aber der Spareffekt ist wirklich niedrig", sagt auch Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen. Der geldwerte Vorteil liege oft unter einem Prozent des Einkaufswertes. Und das sei auch nur dann der Fall, wenn man Angebote oder Aktionsware bedarfsgerecht kauft.

"Unter dem Strich gibt man, verleitet durch die Supermarkt-Apps, sogar mehr Geld als ursprünglich geplant aus."

Markus Montz vom IT-Fachmagazin "c't"

Selbst ein tatsächlich erzielter geldwerter Vorteil werde bei mangelnder Einkaufsdisziplin schnell wieder verspielt, so Montz. Denn oft komme es dazu, dass das durch Rabatte oder Coupons gesparte Geld wieder für von der App initiierte Impulskäufe ausgegeben wird, erklärt er. Und mehr noch: "Unter dem Strich gibt man, verleitet durch die Supermarkt-Apps, sogar mehr Geld als ursprünglich geplant aus."

"Für die Anbieter sind die Apps letztendlich ein Gewinn", resümiert Montz. Sie binden nicht nur Käuferinnen und Käufer an sich. Über die Apps erhalten sie auch ein immer besseres Bild vom Konsumverhalten ihrer Kundinnen und Kunden: Sie wissen etwa, wer was wann und in welcher Filiale gekauft hat und wie der- oder diejenige am liebsten bezahlt, sagt Montz. "Ob Kundinnen und Kunden diese Transparenz wirklich wollen, müssen sie für sich entscheiden."

Viele Kunden nutzen die Apps - Händler erheben Daten

Das Sammeln von Treuepunkten oder der Vergleich von Prospekten mit Sonderangeboten verschiedener Supermarktketten gehört für viele Kundinnen und Kunden seit Jahrzehnten zum Alltag. "Apps digitalisieren die Angebote, sparen viel Papier und Zeit und können das Einkaufen und Planen insgesamt bequemer machen, da sie von überall abrufbar sind", sagt Nastassja Hofmann, Retail-Referentin beim IT-Brachenverband Bitkom.

Händler erheben mithilfe der Apps in erster Linie Daten rund um den Einkauf beziehungsweise die Nutzung von Vorteilsprogrammen. "Das sind unter anderem die besuchte Filiale, die eingekauften Artikel sowie die eingelösten Rabattcoupons, Gutscheine und Bonuspunkte", sagt Markus Montz vom IT-Fachmagazin "c’t". Die Anbieter protokollierten ausserdem den Gesamtbetrag, Datum und Uhrzeit sowie das verwendete Zahlungsmittel. Ebenfalls erfasst werden Anschrift und Geburtsdatum der App-Nutzerinnen und –Nutzer.

Die Händler halten zudem mehr oder weniger intensiv nach, wie die App genutzt wird. "Auch übers Smartphone geben die Apps Infos an die Anbieter weiter, etwa dessen Werbe-ID oder Gerätekonfigurationen wie Sprach- und Ländereinstellungen", so Montz. (dpa/bearbeitet von sbi)