Mainz - Botschaften wie "Ohne Zuckerzusatz", "Süsse nur aus Früchten" oder "mit Apfelsüsse" stehen oft auf bunten Kinderprodukten. Sie suggerieren Eltern, dass es sich dabei um eine gesündere Wahl handelt. Ob sich in solchen Produkten tatsächlich geringere Zuckermengen finden, wollte die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz wissen und startete einem Marktcheck.

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Von 68 Kinderlebensmittel aus den Produktkategorien Quetschie, Riegel, Kekse, Fertigsossen (Ketchup) und Frühstückscerealien, die die Süsse-Werbebotschaften tragen, wurde der Zuckergehalt erfasst. Denn ein Zuviel an freiem Zucker ist besonders bei Kindern schnell erreicht und begünstigt die Entstehung von Übergewicht, Diabetes, Herz- und Kreislauf-Erkrankungen sowie Karies.

Was brachte der Marktcheck ans Licht?

  • Die untersuchten Kinderlebensmittel mit den Botschaften zu weniger Süsse können dennoch beträchtliche Zuckermengen enthalten, so das Fazit der Verbraucherschützer. Insbesondere Riegel mit dem Süsse-Claim "Ohne Zuckerzusatz" und "Süsse nur aus Früchten" sowie Kekse mit dem Süsse-Claim "Ohne Zuckerzusatz" wiesen hohe Zuckergehalte auf. Hier lagen die durchschnittlichen Zuckergehalte zwischen 18 und 37 Gramm Zucker pro 100 Gramm.
  • Die höchsten Zuckergehalte wiesen Produkte mit dem Süsse-Claim "Süsse nur aus Früchten" aus der Kategorie Riegel auf. Hierbei handelte es sich überwiegend um Frucht- oder Getreideriegel. Einige davon hatten ähnlich hohe Zuckergehalte wie Schokoladenriegel. Damit liegt zwar rechtlich kein Verstoss vor, aber den Käufern werde durch Süsse-Claims ein zuckerarmes Produkt suggeriert, so die Verbraucherschützer.
  • Auch bei Ketchup und Fertigsossen zeigte sich, dass einige Produkte mit dem Süsse-Versprechen "Ohne Zuckerzusatz" mehr eine Süssigkeit als eine Würzsauce darstellen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte Ketchup, der sich in seiner Aufmachung an Kinder richtet, überhaupt keinen zugesetzten Zucker enthalten.
  • Bei genauerer Betrachtung der Zutatenlisten werde deutlich, dass man sich bei dem Süsse-Claim "Süsse nur aus Früchten" nicht immer darauf verlassen könne, dass nur Fruchtzucker enthalten ist. In einigen Produkten findet sich in der Zutatenliste Magermilchpulver oder Agavendicksaft. Der prozentual grösste Anteil (82 Prozent) der Fruchtsüsse ist hingegen auf Apfel als Zutat zurückzuführen. Am zweithäufigsten wird Banane (53 Prozent) als Zutat eingesetzt.
  • Vor allem der Süsse-Claim "Süsse nur aus Früchten" vermittelt den Eindruck, dass es sich nur um "natürlichen" Zucker handelt und dieser gesünder sei. Aus ernährungsphysiologischer Sicht spiele es allerdings keine Rolle aus welcher Quelle Zucker stammt, auch Fruchtzucker ist nicht gesünder, erklären die Ernährungsexperten.
  • Der niedrigste durchschnittliche Zuckergehalt kam in Kinder-Frühstückscerealien mit dem Süsse-Claim "Süsse nur aus Früchten" vor.

Nicht auf Werbebotschaften, sondern auf Zutatenliste vertrauen

Zum aktuellen Zeitpunkt könne Eltern daher nicht empfohlen werden auf Süsse-Claims wie "Ohne Zuckerzusatz" und "Süsse nur aus Früchten" zu vertrauen, wenn sie für ihre Sprösslinge auf der Suche nach zuckerarmen Produkten sind, so die Verbraucherschützer.

Stattdessen raten sie, immer einen Blick auf die Zutatenliste und die Nähwerttabelle zu werfen. Denn diese allein gäben Aufschluss über die enthaltenen Zuckerarten und -mengen. Als Richtwert eigne sich hierbei der WHO-Grenzwert von maximal 12,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm.  © Deutsche Presse-Agentur