Wir alle wollen oder müssen sparen – aber nur die wenigsten schaffen es, vor allem nicht dauerhaft. Dabei können schon kleine Veränderungen Grosses bewirken.
Kaum ein Bereich bietet kurzfristig wie langfristig derart grosse Einsparpotenziale wie die Energie. Schon kleine Verhaltensänderungen wirken hier. "Wenn man seine Wohnungstemperatur im Winter um nur ein einziges Grad senkt, sorgt das bereits für fünf bis sechs Prozent Ersparnis", erklärt Marie Vaubel von der Energieberatung der Verbraucherzentrale Berlin.
Sie empfiehlt zudem, die Heizzeiten zu reduzieren, soweit dies möglich ist. "Wer einen regelmässigen Tagesablauf hat, kann immer schon etwa eine Stunde nach dem Aufstehen oder vor dem Schlafengehen die Temperatur senken." Auch die Vorlauftemperatur der Therme könne durchaus auf 45 Grad reduziert werden. "Einmal im Monat sollte man sie jedoch auf über 70 Grad hochregulieren, damit keine Legionellen aufkommen", rät Vaubel.
Ihr zufolge sind auch sieben Grad im Kühlschrank und minus 18 Grad im Tiefkühler völlig ausreichend. Die bekannten Klassiker bringen ebenso messbare Effekte: Stosslüften, Fenster abdichten, Duschen statt Baden, einen Spar-Duschkopf verwenden, Gefriergeräte regelmässig abtauen, die Waschmaschine voll beladen, LEDs statt Halogenlampen einsetzen und schaltbare Steckerleisten nutzen. "Auch der Stand-by-Modus zieht permanent Strom", betont die Expertin.
Neben dem Verbrauch lohnt auch der Blick auf die Verträge. "Viele Verbraucher stecken noch in alten teuren Energietarifen, weshalb wir appellieren: Schauen Sie sich ihre Verträge an und überlegen Sie, ob ein Wechsel sinnvoll ist. Es sind am Markt durchaus gute Verträge zu finden", sagt Hasibe Dündar, Energierechtsberaterin in der Verbraucherzentrale Berlin. Sie warnt zugleich vor unseriösen Anbietern, die an der Haustür oder am Telefon mit Druck auf einen Vertragsabschluss drängen. "Es gibt viele Strom- und Gasanbieter, die man sich einzeln anschauen kann, aber auch einige gute Vergleichsportale im Web, die einem anhand der persönlichen Gegebenheiten im Haushalt – durchschnittlicher Verbrauch, Personenanzahl etc. – gute Tarife zum Vergleich liefern", erklärt Dündar.
Sie empfiehlt ausserdem, einen Vertrag mit Preisgarantie zu wählen. Übrigens: Sollte man doch einen ungünstigen Vertrag abgeschlossen haben, besteht immer ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Diese Frist beginnt mit der Widerrufsbelehrung, spätestens mit dem Vertragsabschluss. "Es gibt Unternehmen, die einen nicht belehren, dann hat man sogar ein Widerrufsrecht von 12 Monaten plus 14 Tage", so die Expertin.
Versicherungen – Sicherheit ja, Kostenfalle nein
Viele Menschen zahlen Monat für Monat hohe Beiträge, ohne die Notwendigkeit ihrer Versicherungen kritisch zu hinterfragen. Das grösste Sparpotenzial liegt nach Einschätzung von Experten in der Altersvorsorge. "Bei privaten Rentenversicherungen haben viele Verbraucher nach der Ausbildung eine kostenintensive fondsgebundene Rentenversicherung abgeschlossen. Wenn sie stattdessen in Aktien mit kostengünstigem ETF investierten und ihre Altersvorsorge insgesamt optimierten, könnten sie monatlich viel Geld sparen", sagt Volker Schmidtke, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Berlin. Um zu sehen, inwieweit Aktien für die eigene Altersvorsorge passen, empfiehlt er, sich mit dem Thema ein bis zwei Tage intensiv zu beschäftigen und dann auf sein Bauchgefühl zu hören.
Auch bei klassischen Versicherungen gibt es Einsparmöglichkeiten. Schmidtke: "Man sollte sich zunächst einmal fragen, ob man die Versicherung wirklich benötigt respektive, ob es die nicht auch günstiger bei gleicher Qualität gibt." Selbst bei den gesetzlichen Krankenversicherungen könne ein Wechsel lohnend sein. "Da sind durchaus schon 20 bis 30 Euro monatlich drin", so Schmidtke.
Alltagsgewohnheiten überdenken
Nicht nur grosse Kostenblöcke, auch kleine Gewohnheiten summieren sich im Laufe eines Jahres. Impulskäufe bei Kleidung oder Technik belasten das Budget oft mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Secondhand-Angebote oder das Leihen seltener benötigter Geräte sind hier sinnvolle Alternativen.
Abonnements sollte man auch kritisch hinterfragen: Streamingdienste, Fitness- oder Yogastudio, digitale Zeitungen – einzeln wirken die Beträge gering, doch zusammen ergeben sie schnell eine erhebliche Summe. Oder: Was wird wirklich genutzt, was ist verzichtbar? Das Verkaufen ungenutzter Dinge schafft nicht nur Platz, sondern spült zusätzlich Geld in die Haushaltskasse. Und wer ein Haushaltsbuch führt – klassisch oder digital –, gewinnt einen klaren Überblick über Ausgaben und erkennt eigene Muster. So lassen sich weitere Einsparpotenziale gezielt erschliessen.
Fazit: Kleine Schritte, grosse Wirkung
Am Ende zeigt sich, dass Sparen kein starres Regelwerk, sondern ein individueller Weg ist. Nicht jeder Tipp passt zu jedem Leben und niemand muss alle Ratschläge gleichzeitig umsetzen. Doch jede einzelne Massnahme – sei es die Senkung der Raumtemperatur oder der Verzicht auf ein ungenutztes Abo – bringt Sie Ihrem Ziel näher.
Empfehlungen der Redaktion
Es geht nicht darum, sich einzuschränken, sondern bewusster mit den eigenen Ressourcen umzugehen. Wer Schritt für Schritt vorgeht und die Massnahmen auswählt, die dauerhaft umsetzbar sind, wird feststellen: Sparen im Alltag bedeutet nicht Verzicht, sondern Gewinn – an finanzieller Sicherheit, Freiheit und nicht zuletzt an Lebensqualität.
Über die Gesprächspartner
- Marie Vaubel ist Projektkoordinatorin Energieberatung in der Verbraucherzentrale Berlin.
- Volker Schmidtke ist Referent für Finanzdienstleistungen in der Verbraucherzentrale Berlin.
- Hasibe Dündar ist Energierechtsberaterin in der Verbraucherzentrale Berlin.
Verwendete Quellen
- verbraucherzentrale.de: Wenn das Geld knapp wird – 69 Tipps für schnelle Hilfe
- verbraucherzentrale.de: Sparen trotz Krise
- verbraucherzentrale.de: Was tun, wenn Ihnen ein Energievertrag untergeschoben wurde?
- verbraucherzentrale.de: Haushaltsbuch führen: Überblick über Ihre Finanzen
- sat1.de: Sparsam leben - 30 Tipps zum Geldsparen im Alltag
- smarticular.net: 63 einfache Tipps zum Geld sparen im Alltag
- adac.de: Sprit sparen: Die 11 besten Tipps