Wer einen flexiblen Stromtarif abschliesst und die richtigen Geräte besitzt, kann die Kosten für seinen Stromverbrauch senken und einen Beitrag zur Stabilisierung des Energiesystems leisten. Worauf dabei zu achten ist.

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Seit Anfang des Jahres sind alle Stromanbieter in Deutschland dazu verpflichtet, dynamische Tarife anzubieten. Bald soll der Börsenstrompreis zudem alle 15 Minuten neu berechnet werden, statt wie bislang jede Stunde. Die Idee dahinter: Wer seinen Verbrauch an Zeiten mit günstiger Stromproduktion anpasst, entlastet das Stromnetz und senkt seine Stromrechnung. Dadurch entstehen für Verbraucher viele neue Potenziale, Geld zu sparen.

Schon ab Mitte Juni sollen die Strompreise an der europäischen Strombörse EPEX viertelstündlich gehandelt werden. Auch wenn sich die Einführung noch ein wenig verzögern kann, ist die Richtung der Entwicklung klar: Strompreise werden kleinteiliger und flexibler - und damit besonders für smarte Haushalte spannend. Für Verbraucher bedeutet das: Wer den Strom dann nutzt, wenn er besonders günstig ist, profitiert unmittelbar - beispielsweise beim Laden eines Elektroautos oder beim Betrieb stromintensiver Geräte. Aber auch für diejenigen, die nicht ständig die Strombörsen-Preise im Auge behalten wollen, kann sich das lohnen. Mit sogenannten flexiblen Tarifen wird der Strom zwar weiter mit einem festen Preis pro Kilowattstunde abgerechnet, Verbraucher können aber profitieren, wenn sie dem Energieversorger beispielsweise die Möglichkeit geben, das E-Auto nachts in bestimmten Zeiten automatisch zu laden.

Studie belegt: Haushalte können mehr als gedacht

Wie gross das Potenzial dieser Neuerungen im Alltag tatsächlich ist, zeigt etwa der aktuelle "Eon Flexibilitäts-Check". Demnach könnten private Haushalte in Deutschland im Jahr 2025 potenziell bis zu 15,6 Terawattstunden Strom flexibel nutzen, was etwa einem Drittel der gesamten öffentlichen Stromerzeugung aus Gaskraftwerken im Vorjahr entspricht. Bis 2030 soll das Flexibilitäts-Potenzial sogar auf knapp 31 Terawattstunden ansteigen. Die technischen Voraussetzungen dafür wachsen rasant: Wärmepumpen, Elektroautos und Heimspeicher verbreiten sich schnell - und mit ihnen die Möglichkeit, den Strombezug in günstige Tageszeiten zu verlagern.

Interessant ist: Bereits heute machen sogenannte Mikroflexibilitäten, zu denen beispielsweise Waschmaschinen, Trockner und Spülmaschinen zählen, mit 8,1 Terawattstunden fast die Hälfte des flexiblen Strompotenzials aus. Zwar werden künftig grössere Technologien wie E-Autos und Heimspeicher dominieren, doch auch alltägliche Haushaltsgeräte können einen messbaren Beitrag leisten. Laut Schätzungen der Studie, die in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle für Energiewirtschaft erstellt wurde, werden bis 2030 rund 5,9 Millionen E-Autos, 4,7 Millionen Heimspeicher und 3,6 Millionen Wärmepumpen in Betrieb sein - ein deutliches Signal für den Wandel.

Wer in Zukunft Strom flexibel nutzen möchte, sollte zunächst prüfen, ob die Voraussetzungen erfüllt und die eigenen Geräte zeitlich flexibel betrieben werden können - etwa durch eine Ladeprogrammierung beim E-Auto oder eine Startzeitvorwahl bei Waschmaschine und Spülmaschine. Auch die Installation eines Smart Meters ist in den meisten Fällen Voraussetzung, damit der Verbrauch entsprechend abgerechnet wird. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, dynamische Tarife mit dem bisherigen Tarifmodell sorgfältig zu vergleichen - insbesondere, wenn zum Beispiel wenig technische Steuerung möglich ist oder sich höherer Verbrauch zu ungünstigen Zeiten kaum vermeiden lässt. Wichtig ist auch, auf Kündigungsfristen und transparente Preismodelle zu achten.

Verbraucher sind bereit - jetzt braucht es die passenden Tarife

Grundsätzlich sind 68 Prozent der Deutschen offen dafür, ihren Stromverbrauch in eine andere Tageszeit zu verlegen, wie eine repräsentative Umfrage im Rahmen des Flexibilitäts-Checks von Eon zeigt. Fast die Hälfte (44 Prozent) kennt bereits flexible Tarife. Ein zentrales Element ist dabei das intelligente Messsystem, der sogenannte Smart Meter. Er macht den aktuellen Stromverbrauch sichtbar und ermöglicht eine exakte Zuordnung des Verbrauchs zu bestimmten Zeiten. Auch können sie Preissignale empfangen und Strom dann verstärkt nutzen oder speichern, wenn er besonders günstig ist.

Der Wille zur Veränderung ist also da - nun kommt es auf passende Modelle an. "Unsere Prognose zeigt: Das Flexibilitäts-Potenzial wächst rasant. Das ist eine riesige Chance für unser Energiesystem - und für alle Verbraucherinnen und Verbraucher", ordnet Filip Thon, CEO von Eon Energie Deutschland, die Ergebnisse ein. Entscheidend sei, dass es für alle persönlichen Präferenzen Flexibilitäts-Modelle gebe, um das vorhandene Potenzial zu heben - aber auch die beschleunigte Installation von Smart Metern in den Haushalten durch die Netzbetreiber ist eine wichtige Voraussetzung. (elm/jmk/spot)  © spot on news