Während manche Garten-Magazine die Kupfer-Felsenbirne als perfekten Baum für das heimische Grundstück anpreisen, schlägt Stadtbaum-Expertin Susanne Böll Alarm. Der nordamerikanische Neophyt ist nicht wirklich klimaresistent.
In Garten-Magazinen wird sie derzeit als Wunderbaum gepriesen: die Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii). Sie gilt als pflegeleicht, schnellwüchsig und optisch ansprechend. Doch während Hobby-Gärtner von den weissen Blüten im Frühjahr und der spektakulären Herbstfärbung schwärmen, warnen Experten vor den ökologischen Folgen.
Kupfer-Felsenbirne kämpft mit Trockenheit
Stadtbaum-Expertin Susanne Böll sieht die Euphorie um den nordamerikanischen Neophyten kritisch. In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erklärt sie, dass das Problem in der mangelnden Trockenresistenz liegt. Denn der Baum verliert früh seine Blätter und das ist gerade in Zeiten des Klimawandels mit heissen und trockenen Sommern ein Problem, wenn Bäume als schattenspendende und kühlende Elemente besonders gebraucht werden.
Was sind Neophyten?
- Als Neophyten werden gebietsfremde Pflanzen bezeichnet, wenn sie vom Menschen nach 1492, dem Jahr der Landung von Christoph Kolumbus auf dem amerikanischen Kontinent, in Gebiete gebracht wurden, in denen sie vorher nicht heimisch waren.
- Gebietsfremde Pflanzen vor dieser Zeit werden als Archäophyten bezeichnet.
Wenn ein Baum bei Trockenheit vorzeitig sein Laub abwirft, stellt er zudem seine wichtigsten Funktionen ein. Die Fotosynthese stoppt, die Kühlung durch Verdunstung entfällt und der Baum kann sich nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgen.
Böll, die seit Jahren die Auswirkungen verschiedener Baumarten in deutschen Städten untersucht, weiss: "Der Klimawandel setzt ihnen zu. Seit zehn Jahren haben wir einen Extremsommer nach dem anderen." Umso wichtiger ist es, auf wirklich hitzeresistente Arten zu setzen.
Die bessere Alternative: Schnee-Felsenbirne
"Anstatt der häufig empfohlenen Kupfer-Felsenbirne, die bei Trockenheit früh ihr Laub verliert, würde ich die Schnee-Felsenbirne, Amelanchier arborea 'Robin Hill', verwenden", empfiehlt Böll. Diese bietet ähnliche optische Vorzüge wie ihre bekannte Verwandte: weisse Blüten im Frühjahr, essbare Früchte im Sommer und eine attraktive Herbstfärbung. Der entscheidende Unterschied liegt in der Widerstandsfähigkeit gegen Trockenstress.
Susanne Böll empfiehlt ausserdem andere hitzeresistente Arten: "Pflanzen Sie Obstbäume aller Art, zum Beispiel Quitten, Mirabellen oder Maulbeeren." Auch der Dreilappige Zierapfel und die Weidenblättrige Birne sowie der Tulpenbaum seien echte Hingucker.
Heimische Alternativen nicht vergessen
Wer auf heimische Arten setzen möchte, kann die Gemeine Felsenbirne (Amelanchier ovalis) in Betracht ziehen. Sie wächst kompakter und buschiger als die Kupfer-Felsenbirne, bevorzugt trockene, kalkhaltige Böden und fügt sich optimal in das heimische Ökosystem ein. Ebenfalls heimisch und passend sind Walnuss, Feldahorn, Französischer Ahorn, Mehlbeere oder Winterlinde.
Empfehlungen der Redaktion
Wichtig ist laut Böll auch, dass man die reine Art in seinen Garten setzt und keine Sorte pflanzt. "Denn bei Sorten weiss man nicht, auf welcher Unterlage gepfropft wurde, und das kann kontraproduktiv sein, wenn es um Klimaresistenz geht", begründet Böll. Wer einen Baum für die Zukunft pflanzen möchte, sollte auf wirklich trockenresistente Arten setzen. (eyn)
Verwendete Quellen
- Bild der Frau: Das ist der beste Baum überhaupt (pflegeleicht, schnell wachsend, blühfreudig)
- Frankfurter Allgemeine: Stadtbäume im Klimawandel: "Im Grunde wäre ein Rückbau von Strassen notwendig"
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