Das Gassigehen an Getreidefeldern kann schnell zur Gefahr werden: Grannen an Getreide oder Gras können für Hunde lebensbedrohlich werden. Was Hundehalter über dieses oft unterschätzte Risiko wissen sollten.

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Ein sonniger Sommertag, goldene Felder, grüne Wiesen und mittendrin tollt ein Hund ausgelassen herum. Was nach Idylle aussieht, kann eine Gefahr bergen. Denn zwischen den Gras- oder Getreidehalmen lauern Grannen - Pflanzenteilchen, die für Vierbeiner schnell zur ernsthaften Bedrohung werden können. Die spitzen Getreidesamen setzen sich beispielsweise in der Nase von Hunden fest und können schwere gesundheitliche Schäden verursachen.

Was sind Grannen?

Grannen sind borstenartige, spitze Pflanzenteile, die an Getreide wie Roggen, Weizen, Hafer und Gerste sowie an verschiedenen Süssgräsern wie der Mäuse-Gerste wachsen. Diese haarförmigen Fortsätze umschliessen das Korn und verleihen den Ähren ihr charakteristisches Aussehen.

Grannen können für Hunde gefährlich werden. © Getty Images/iStockphoto/Marclschauer

Sie sind mit vielen kleinen, nach hinten gerichteten Widerhaken ausgestattet. Bei der Ernte lösen sich die Grannen oft vom Korn und können auf den Feldern liegen bleiben oder vom Wind über Strassen und Waldwege verteilt werden.

Warum werden Grannen zur Gefahr für den Hund?

Die Gefahr entsteht durch das spezielle "Design" der Grannen. Aufgrund ihrer scharfen Spitzen und der rauen Oberfläche mit den Widerhaken können sie nicht nur leicht in die Haut eindringen, sondern arbeiten sich bei jeder Bewegung des Hundes tiefer ins Gewebe ein.

Sie durchstechen die Haut, setzen sich fest und können an den betroffenen Stellen Infektionen, Entzündungen und Abszesse verursachen. "Da wo sie reingeht, kommt sie nicht mehr raus", bringt es Tierarzt Maximilian Krauss gegenüber dem WDR auf den Punkt.

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Besonders problematisch wird es, wenn die Fremdkörper durch Körperöffnungen wie Nase, Mund und Ohren in den Körper eindringen. Sie können durch den Magen-Darm-Trakt oder die Atemwege wandern und lebensbedrohliche Schäden auslösen. Im schlimmsten Fall bahnen sie sich ihren Weg zu einem inneren Organ – beispielsweise dringen sie durch die Nase ein und wandern entlang der Luftröhre, wo sie einen Lungenkollaps verursachen können.

Wo setzen sich Grannen beim Hund fest?

Da die Höhe der Pflanzen darüber entscheidet, an welcher Stelle Grannen vom Halm abbrechen, können sie praktisch überall am Hundekörper landen. Besonders gefährlich ist die Mäuse-Gerste, die am Wegesrand wächst und mit einer Durchschnittshöhe von nur 20 bis 30 Zentimetern genau auf der Höhe vieler Schnüffelnasen steht.

Häufig sind aber auch folgende Körperteile betroffen:

  • Pfoten: Zwischen den Zehen können Grannen eindringen und sich in die Haut hineinbohren.
  • Ohren: Besonders bei Hunden mit Schlappohren können sich Grannen im Gehörgang festsetzen.
  • Augen: Grannen können in die Bindehaut gelangen und schwere Augenschäden verursachen.
  • Achselhöhlen: Wo das Fell oft dünn ist, bohren sich Grannen besonders leicht durch.
  • Genitalbereich: Die sensible, dünne Haut bietet wenig Schutz.

Symptome erkennen und Warnzeichen beachten

Die Symptome variieren je nach betroffenem Körperbereich. Hundehalter sollten besonders aufmerksam werden, wenn ihr Tier folgende Anzeichen zeigt:

Bei Grannen in der Nase:

  • Häufiges, teilweise anfallartiges Niesen
  • Einseitiger Nasenausfluss (klar, blutig oder eitrig)
  • Schweres Atmen oder Schnaufen
  • Husten und Würgen
  • Kopfschütteln

Bei Grannen im Ohr:

  • Kratzen am betroffenen Ohr
  • Kopfschütteln oder schiefe Kopfhaltung
  • Schmerzempfindlichkeit
  • Unangenehmer Geruch
  • Gleichgewichtsstörungen

Bei Grannen in den Pfoten:

  • Lecken und Beissen an der betroffenen Stelle
  • Humpeln oder Lahmen
  • Sichtbare Schwellungen
  • Blutung oder eitriger Ausfluss
  • Bewegungsunlust

Erste Hilfe und Behandlung

Wenn sich eine Granne nur oberflächlich im Fell verfangen hat, können Hundehalter sie vorsichtig mit einer Pinzette entfernen. Ist die Granne jedoch bereits in die Haut eingedrungen oder in Körperöffnungen gelangt, sollten Besitzer keinesfalls selbst Hand anlegen. Dann müssen Tierkliniken helfen und die Fremdkörper operativ entfernen, empfehlen die mobilen Tierärzte von "felmo".

Bei Grannen in der Nase führen Tierärzte eine sogenannte Rhinoskopie durch – eine Untersuchung der inneren Nase unter Narkose mit einer winzigen Kamera. Grannen im Ohr werden mit einem Otoskop lokalisiert, oft ist eine Sedierung für die schmerzfreie Entfernung notwendig.

Vorbeugende Massnahmen

Besonders in der Hochzeit der Grannen von Juni bis August sollten Hundehalter vorsichtig sein - es empfiehlt sich, die Gassiroute anzupassen und Hunde in der Nähe von Getreidefeldern an der kurzen Leine zu halten.

Nach jedem Spaziergang sollten Hundehalter ihr Tier gründlich untersuchen. Besonders auf Nase, Ohren und die Bereiche zwischen den Zehen sollte geachtet werden. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten rät ausserdem dazu, das Fell an Pfoten, Ohren und rund um die Augen kurzzuhalten und die Unterwolle auszubürsten. (eyn)

Verwendete Quellen

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Teaserbild: © Getty Images/iStockphoto/Brett Holmes Photography