Viele Halter ärgern sich über Hunde, die an der Leine ziehen. Doch anders als oft angenommen, ist das nicht das Resultat mangelnder Erziehung oder fehlender Bindung zwischen Halter und Tier. Was es damit wirklich auf sich hat und wie man dem Hund dieses Verhalten abtrainieren kann.
Fast jeder Hundehalter kennt das Problem: Der Vierbeiner zerrt beim Spaziergang an der Leine. Doch das hat nichts mit fehlender Bindung zu Herrchen oder Frauchen zu tun, erklärt Hundetrainerin Katharina Marioth. "Das häufigste Missverständnis ist die Frage nach dem Warum", sagt die Expertin im Interview mit "PetBook".
Viele gehen davon aus, ein Hund zieht, weil er ungezogen ist. In Wahrheit hat der Hund laut Marioth schlicht gelernt, dass Ziehen funktioniert: "Er kommt damit schneller zum Schnüffelplatz, zum anderen Hund oder zur spannenden Person." Das Zerren ist also ein erlerntes Verhalten – und das lässt sich auch wieder abtrainieren.
Hundehalter fördern das Ziehen an der Leine oft unbewusst
Nicht nur der Hund beeinflusst das Verhalten, auch der Halter spielt eine entscheidende Rolle. Viele geben unbewusst nach, indem sie den Arm ausstrecken. Schon dadurch lernt der Hund, dass sich Ziehen lohnt.
Eine pauschale Methode für alle Hunde gibt es nicht. Ein sehr schneller Hund brauche zum Beispiel einen entsprechend reaktionsschnellen Halter, während Hunde mit langsamerem Lernvermögen vor allem durch Konsequenz profitieren, sagt Marioth. Bei unsicheren Hunden, etwa aus dem Tierschutz, sei es zunächst wichtig, Vertrauen aufzubauen. Leinenführigkeit habe nicht mit Respekt oder Status zu tun, erklärt die Expertin: "Für Hunde ist es schlicht unnatürlich, langsam und kontrolliert neben uns zu gehen – wir müssen es ihnen fair beibringen."
Diese Tipps können helfen, das Ziehen an der Leine abzutrainieren
Das Portal "Medpets" gibt Tipps, wie man dem Hund das Ziehen an der Leine abtrainieren kann. Bewährt habe sich die sogenannte "Be a Tree"-Methode – also "Sei ein Baum": Sobald Spannung auf der Leine ist, bleibt der Halter stehen, ohne den Hund zu beachten. Erst wenn der Vierbeiner die Aufmerksamkeit zurück auf seinen Menschen richtet und die Leine lockert, gibt es eine Belohnung und es geht weiter.
Eine Alternative ist das Umdrehen: Bei Leinenzug dreht sich der Halter um 180 Grad und geht in die entgegengesetzte Richtung. So lernt der Hund, dass Ziehen kontraproduktiv ist.
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Aber Achtung: Das Ziehen kann auch durch die Wahl der Leinen begünstigt werden. So rät Marioth etwa von Rollleinen ab. Denn diese förderten das Zerren. Sinnvoll seien sie nur bei Hunden, die bereits gelernt haben, ihren Umkreis einzuhalten. (sv)
Verwendete Quellen
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