Heidekraut leuchtet uns überall in Garten- und Supermärkten entgegen. Beim Kauf solltest du allerdings auf ein paar entscheidende Unterschiede achten: Nicht alle verkauften "Heiden" bieten Insekten Nahrung — manche Sorten sind ökologisch wertvoll, andere praktisch nutzlos für Bienen und Hummeln.
Heidekraut – auch Erika genannt – ist die Pflanze des Herbstes: Derzeit leuchtet sie uns überall in Garten- und Supermärkten entgegen. Wild wächst sie zum Beispiel in der Lüneburger Heide. Für Heidekraut im Garten, auf dem Balkon oder vor der Türe sprechen viele Gründe:
- Die Pflanze ist unkompliziert (beim richtigen Standort sogar fast unkaputtbar), preiswert zu haben und winterhart.
- Das Heidekraut bringt Farbe in den Garten und auf den Balkon – und das in einer Zeit, in der sonst nicht mehr viel blüht.
- Heidekraut ist immergrün.
- Heidekraut eignet sich auch für drinnen, für Kränze und andere Deko-Ideen und als klassischer Grabschmuck.
- Heidekraut ist bienenfreundlich — aber nur, wenn es sich um offenblühende oder wildtypische Sorten handelt.
- Besonders die offenblühende Besenheide (Calluna vulgaris, Wildformen) liefert im Spätsommer und Herbst reichlich Nektar und Pollen – und ihr Nektar enthält den Pflanzenstoff Callunene, dem eine schützende Wirkung gegen Parasiten bei Hummeln zugeschrieben wird.
- Die Heidekraut-Seidenbiene (Colletes succinctus) ist auf offene Heide-Blüten spezialisiert; ohne passende offenblühende Arten wie wildtypische Calluna oder bestimmte Erica-Arten verliert sie ihre Lebensgrundlage.
Heide ist nicht gleich Heide: Auf die richtige Sorte kommt es an
Heidekraut ist nicht gleich Heidekraut. Unter dem Namen werden nämlich verschiedene Pflanzen verkauft – vor allem Besenheide (Calluna) und Erika-Arten (z. B. Schneeheide oder Glockenheide). Auf den ersten Blick sehen sie alle ähnlich aus, für Insekten gibt es aber grosse Unterschiede: Bei vielen Zuchtsorten, den sogenannten Knospenheiden, bleiben die Blüten geschlossen. Sie sehen dadurch besonders lange frisch aus, bieten aber weder Bienen noch Hummeln Nahrung.
So findest du die richtige (weil insektenfreundliche) Heide:
Auch um diese Jahreszeit sind insektenfreundliche Pflanzen wichtig: "Das ist so lange wichtig, solange die Insekten fliegen. Das ist ungefähr von März bis November der Fall", erklärt Marja Rottleb vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Darum gilt: Schau beim Kauf genau hin, ob die Blüten geöffnet sind. Nur offenblühende Arten liefern wirklich Nektar und Pollen.
Ein kleiner Überblick über beliebte Heidearten:
- Knospenheide (Zuchtsorten von Calluna): Diese Züchtungen bilden viele geschlossene Knospen; sie blühen lange und dekorativ, sind aber für Insekten weitgehend wertlos, weil Nektar und Pollen nicht erreichbar sind. Solche Pflanzen werden häufig in Baumärkten und Supermärkten verkauft.
- Besenheide / Sommerheide (Calluna vulgaris): Die offenblühenden Wildformen sind von Juli bis Oktober wertvolle Nahrungsquellen für Bienen und Hummeln. Achte beim Kauf auf offen blühende Sorten oder auf den Hinweis "Wildform"; vermeide die als "Knospenheide" angebotenen Zuchtsorten.
- Winterheide / Schneeheide (Erica carnea): Diese Heide blüht von November bis April, sie ist mehrjährig, absolut winterhart und eine wichtige Futterpflanze für Bienen, vor allem ganz früh im Jahr, wenn sonst noch nichts blüht. Sie gedeiht auch in normalem Gartenboden. Nicht nur die Blüten sind farbenfroh, auch das Laub leuchtet je nach Sorte in Gelb, Silber oder Bronze. Gerade für Wildbienen ist sie im zeitigen Frühjahr ein Überlebensfaktor.
Schneeheide: Wie du die Winterheide anpflanzt, pflegst und schneidest
- Englische Heide (Erica x darleyensis): Blütezeit ist von November bis Mai. Sie versorgt nicht nur Bienen, Hummeln, sondern auch Schmetterlinge früh im Jahr mit Nektar. Sie gilt als besonders robust und ist damit auch für weniger erfahrene Gärtner:innen geeignet.
- Glockenheide (Erica tetralix): Die Blütezeit der Glockenheide erstreckt sich von Juni bis September, in dieser Zeit versorgt sie Insekten mit reichlich Nahrung. Der Boden sollte humos, sauer und feucht sein. Bienen und andere Insekten finden in ihren glockenförmigen Blüten Nektar und Pollen. Sie ist ein wichtiger Ersatzlebensraum für Feuchtgebiete, die in vielen Regionen verschwunden sind.
Glockenheide: Pflanzen, pflegen und überwintern
Heidekraut pflanzen und pflegen: Diese Punkte sind wichtig
- Standort: am besten vollsonnig, aber auch Halbschatten toleriert das Heidekraut.
- Pflege: giessen nach Bedarf (auch im Winter bei Trockenheit), am besten mit Regenwasser. Im Frühjahr mit Kompost düngen.
- Pflanzzeit: Herbst (September bis November) oder Frühling (März bis Mai)
- Boden: Die meisten Sorten bevorzugen einen nährstoffarmen, eher sauren Boden, der gerne sandig sein darf.
- Vermehrung: im Sommer über Stecklinge.
- Zusammen mit Heidelbeeren, Rhododendron oder Azaleen pflanzen, die ebenfalls eher sauren Boden bevorzugen.
Heidekraut im Garten und auf dem Balkon: Bitte torffreie Erde verwenden
In der freien Natur liebt das Heidekraut Moorböden, d.h. saure Böden. In der Praxis verwenden Gärtnereien und Hobbygärtner:innen deshalb gerne Erde mit Torf. Das ist keine gute Idee, denn torfhaltige Erde ist extrem schlecht für die Umwelt: Um Torf für unsere Blumenerde zu gewinnen, werden Moore trockengelegt, damit wird vielen Pflanzen und Tieren der Lebensraum genommen und Klimagase freigesetzt. Als Alternative empfiehlt Corinna Hölzel, Pestizid-Expertin des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): "Einen sauren Boden erreicht man auch durch das Untermengen von Kaffeesatz oder dem Einarbeiten oder Mulchen mit Fichtennadeln."
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Bio: Auch bei Heidekraut die bessere Wahl
Spritzgifte sind laut BUND auch bei Heidekraut ein Thema: "Bei konventionellen Heidekrautpflanzen kann man davon ausgehen, dass Pestizide eingesetzt werden. Getestet haben wir das allerdings noch nicht." Erst im Sommer hat der BUND in einem Zierpflanzentest in vermeintlich bienenfreundlichen Pflanzen jede Menge Pestizide gefunden, die für Bienen, aber auch für uns Menschen gefährlich sind.
- Daher gilt: Kaufe möglichst Bio-Heidekraut. So stellst du sicher, dass weder Bienen noch Umwelt durch Pestizide belastet werden.
Bunte Herbst-Blumen – garantiert bienenfreundlich
Heidekraut ist nicht die einzige hübsche Herbstpflanze mit Nektarwert. Gute Alternativen für Balkon und Beete sind z. B.:
- Cosmea
- Fette Henne
- Herbstanemone
- Herbstastern
- Katzenminze
- Ringelblume
- Sonnenhut
- Sonnenröschen
- Studentenblume
- Zinnien
Und Marja Rottleb vom Nabu hat noch einen Tipp parat: "Efeu ist der unauffällige Held im Garten, hier finden Insekten noch sehr lange Nahrung und Unterschlupf. Dazu muss der Efeu aber schon älter sein, er blüht erst nach vielen Jahren." © UTOPIA