Stell dir vor, du produzierst deinen eigenen Strom – direkt auf dem Dach deines Hauses. Keine Sorge mehr vor hohen Strompreisen, keine Abhängigkeit von fossilen Energiequellen. Doch wie viel kostet eine Photovoltaik-Anlage eigentlich? In diesem Artikel zeigen wir, welche Komponenten dazugehören und mit welchen Ausgaben du rechnen solltest.

Mehr Ratgeber-Themen finden Sie hier

Bei Neubauten sind Solaranlagen inzwischen beinahe Standard, aber auch Millionen Bestandsgebäude haben Photovoltaik-Module auf dem Dach installiert. Die Vorteile sind eindeutig: Günstiger erneuerbarer Strom macht unabhängig von hohen Strompreisen und schützt das Klima. Doch dafür braucht es zunächst eine ordentliche Investition. Wie hoch sind die Kosten für eine Photovoltaik-Anlage im Einfamilienhaus wirklich?

Was gehört zur PV-Anlage auf dem Einfamilienhaus?

Im Mittelpunkt jeder Photovoltaik-Anlage stehen die Solarmodule, die Sonnenlicht in elektrische Energie umwandeln. Sie werden in der Regel auf dem Dach montiert, bevorzugt in Südausrichtung. Je nach Grösse und Strombedarf deines Haushalts brauchst du mehr oder weniger Module. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus reichen meist 8 bis 12 Kilowattpeak (kWp) installierter Leistung. Die Einheit Kilowattpeak und bezeichnet die maximale elektrische Leistung, die eine Photovoltaikanlage unter idealen Bedingungen liefern kann.

Damit aus dem erzeugten Gleichstrom nutzbarer Wechselstrom wird, den du in Deinem Haushalt nutzen kannst, brauchst du einen Wechselrichter. Der wandelt den Strom um und übernimmt oft auch die Steuerung und Überwachung der Anlage.

Dann gibt es noch das Montagesystem, das die Module sicher auf dem Dach befestigt. Auch Elektroinstallation, wie Verkabelung, Verteilerschrank, Netzanschluss und ggf. ein neuer Stromzähler gehören zur Grundausstattung.

Optional kannst du deine Anlage mit einem Stromspeicher ergänzen, um selbst erzeugten Strom auch abends oder nachts nutzen zu können – dazu später mehr. Ebenfalls optional, aber immer häufiger mitgedacht: eine Wallbox zum Laden eines E-Autos und ein Energiemanagementsystem, das den Eigenverbrauch intelligent steuert.

? Kurz gesagt: Eine PV-Anlage ist ein modulares System, das individuell an dein Haus und deine Bedürfnisse angepasst wird.

Photovoltaik geplant? Diese 10 häufigen Fehler solltest du vermeiden

Die Kosten für eine Photovoltaik-Anlage im Überblick: Womit du rechnen solltest

Die gute Nachricht vorweg: Photovoltaik ist heute günstiger als je zuvor. Die Gesamtkosten setzen sich aus verschiedenen Posten zusammen – von der Hardware bis zur Handwerker:innen-Leistung. Und es gibt nicht nur die Anschaffungskosten, sondern auch laufende Betriebskosten, die du berücksichtigen solltest.

1. Anschaffungskosten

Dies sind die Kosten, um eine funktionierende PV-Anlage aufs Dach zu bringen. Hier investierst du in Technik und Montage.

  • Solarmodule: Ein einzelnes Solarmodul hat eine Leistung zwischen 400 und 480 Wattpeak (Wp). Für monokristalline Module musst du aktuell mit etwa 75 bis 150 Euro pro Stück rechnen. Polykristalline Module kosten weniger, haben aber auch einen geringeren Wirkungsgrad. Die Menge der benötigten Solarmodule ist abhängig von der Dachsituation und der beabsichtigten Stromausbeute. Ein Fachbetrieb wird dir die notwendige Modulanzahl ausrechnen.
  • Wechselrichter: Er wandelt den Gleichstrom der Module in nutzbaren Wechselstrom. Gute Geräte kosten zwischen 1.000 und 3.000 Euro, je nach Anlagengrösse und Funktionen wie Schattenmanagement oder Speicheranbindung.
  • Montagematerial: Dazu gehören die Unterkonstruktion, Befestigungsschienen, Schrauben und Dachhaken. Die Kosten liegen bei etwa 500 bis 1.500 Euro, abhängig vom Dachtyp und Aufwand.
  • Elektromaterial: Dazu zählen Kabel, Überspannungsschutz, ein neuer Stromkasten und meist auch ein intelligenter Zähler (Smart Meter). Hier solltest du mit rund 600 bis 1.500 Euro rechnen. Smart Meter sind verpflichtend bei Anlagen über 7 kWp oder bei gleichzeitiger Nutzung eines Speichers.
  • Handwerker:innen-Leistungen: Die Montage auf dem Dach und die Elektroinstallation im Haus machen einen wesentlichen Teil der Kosten aus. Je nach Aufwand, Region und Anbieter kostet das circa 2.000 bis 6.000 Euro. Der Preis hängt unter anderem davon ab, wie leicht zugänglich das Dach ist und ob die Elektrik im Haus angepasst werden muss.

? Mit dieser Faustformel kannst du die zu erwartenden Gesamtkosten für deine PV-Anlage grob abschätzen:

Anschaffungskosten = 10.000 Euro für die ersten 5 kWp + 1.000 Euro für jede weitere kWp Leistung

2. Betriebskosten

Auch wenn die Sonne kostenlos scheint – ganz ohne laufende Kosten funktioniert eine Solaranlage nicht. Aber diese Ausgaben sind überschaubar.

  • Wartung und Reparatur: Moderne PV-Anlagen sind wartungsarm. Dennoch ist es ratsam, alle paar Jahre eine Sichtkontrolle oder Reinigung durchführen zu lassen. Auch kleinere Reparaturen sollten eingeplant werden. Kalkuliere etwa 100 bis 200 Euro pro Jahr.
  • Zählermiete: Ein einfacher digitaler Stromzähler liegt bei etwa 20 Euro jährlich, während ein Smart Meter meist 50 Euro pro Jahr kostet. Weitere Kosten können durch zusätzliche Steuergeräte für Speicher, Wallbox oder Wärmepumpe entstehen.
  • Versicherung: Viele schliessen eine spezielle Photovoltaikversicherung ab, die Schäden durch Wetter, Diebstahl oder Ausfall abdeckt. Je nach Umfang kostet das etwa 50 bis 150 Euro jährlich.
  • Ersatzteile: Innerhalb der Betriebsdauer von rund 30 Jahren ist mit einem Wechselrichtertausch zu rechnen. Auch ist davon auszugehen, dass ein (optionaler) Stromspeicher nicht 30 Jahre durchhält und zwischendurch einmal ausgetauscht werden muss.

? Mit dieser Faustformel kannst du die Betriebskosten für deine PV-Anlage abschätzen:

Jährliche Betriebskosten = Anschaffungskosten PV-Anlage x 0,015

Photovoltaik und Steuern: Diese Gesetze gelten

3. Zusatzkosten und individuelle Faktoren

Die Basispreise für eine Photovoltaik-Anlage lassen sich gut kalkulieren – doch wie bei jeder grösseren Investition spielen individuelle Gegebenheiten eine grosse Rolle. Je nachdem, wie dein Dach beschaffen ist, welche Anforderungen dein örtlicher Netzbetreiber stellt oder ob du zusätzliche Optionen wie einen Stromspeicher oder eine Wallbox planst, können die Kosten variieren.

  • Dachausrichtung, Neigung und Verschattung. Eine ideale PV-Anlage liegt auf einem nach Süden ausgerichteten Dach mit einem Neigungswinkel von etwa 30 bis 35 Grad. Doch auch Ost-West-Ausrichtungen oder flachere Dächer sind gut nutzbar – allerdings brauchst du dafür eventuell mehr Module, um dieselbe Strommenge zu erzeugen. Wenn dein Dach durch Bäume, Nachbarhäuser oder Gauben teilweise verschattet ist, kann es sein, dass zusätzliche Technik wie Optimierer notwendig wird.
  • Statik und Dachbeschaffenheit: Ist dein Dach besonders alt oder sanierungsbedürftig, kann vor der Montage eine Dachinspektion oder sogar eine Erneuerung erforderlich sein. Auch die Statik muss stimmen – gerade bei älteren Häusern oder bei zusätzlichem Gewicht durch einen Stromspeicher im Dachbereich. Solche Massnahmen sind nicht im Standardangebot enthalten, können aber notwendig sein, um Sicherheit und Langlebigkeit zu gewährleisten.
  • Netzanschluss und Zählerschrank: Wenn dein aktueller Zählerschrank nicht den technischen Anforderungen für eine PV-Anlage genügt – was bei Altbauten oft der Fall ist –, muss er erneuert werden. Auch zusätzliche Installationsarbeiten wie Leerrohre, Wanddurchbrüche oder Erdleitungen können anfallen, je nachdem, wo Wechselrichter, Speicher und Zähler untergebracht werden. Die Kosten hierfür können sich auf mehrere hundert bis tausend Euro summieren.
  • Planung und Anmeldung: Einige Anbieter bieten die Anlagenplanung und Netzanschluss-Anmeldung als Teil eines Gesamtpakets an – bei anderen fallen dafür separate Planungs- und Abwicklungskosten an. Diese Leistungen sind wichtig, damit deine Anlage später reibungslos ins öffentliche Stromnetz einspeist und alle rechtlichen Vorgaben erfüllt. Je nach Anbieter und Projektgrösse liegen die Kosten für Planung und Antragstellung bei etwa 300 bis 1.000 Euro.
  • Optionale Ergänzungen: Speicher, Wallbox, Energiemanagement: Wenn du deine PV-Anlage gleich von Anfang an für maximale Eigenversorgung auslegen willst, kannst du zusätzliche Komponenten einplanen. Ein Stromspeicher erhöht zwar die Investitionskosten, sorgt aber für deutlich mehr Autarkie. Ähnlich verhält es sich mit einer Wallbox für E-Autos. Wer das Maximum aus seiner Anlage holen möchte, setzt auf ein Energiemanagementsystem, das alle Komponenten intelligent aufeinander abstimmt – auch das kostet extra, rechnet sich aber oft langfristig.

? Tipp: Es kann wegen der teils hohen Nachfrage schwierig sein, Installationsbetriebe in bestimmten Regionen zu finden. Dann können Seiten wie Solaranlagen-Portal hilfreich sein. Dort bekommst du unverbindliche Angebote von verschiedenen Installationsbetrieben in deiner Nähe.

Lohnt sich ein Stromspeicher – und was kostet das?

Wenn du auf Solarstrom setzt, wirst du dich früher oder später mit der Option auf einen Stromspeicher beschäftigen müssen. Der Stromspeicher ist für viele Hausbesitzende der Schlüssel zu mehr Unabhängigkeit vom Stromnetz. Sein Hauptzweck besteht darin, den Eigenverbrauch zu erhöhen. Dies ist der Anteil des selbst erzeugten Solarstroms, den du auch direkt im eigenen Haushalt nutzt.

Ohne Speicher verbrauchst du meist nur etwa 20 bis 30 Prozent des Stroms selbst – der Rest wird eingespeist. Mit einem Speicher kannst du den Eigenverbrauch auf 60 bis 80 Prozent steigern, weil der tagsüber erzeugte Solarstrom zwischengespeichert und abends oder nachts genutzt wird.

Doch ein Stromspeicher muss genau zu deinem Haushalt passen. Die optimale Speicherkapazität hängt von zwei Faktoren ab: der Grösse der PV-Anlage und dem jährlichen Stromverbrauch.

? Als Faustregel gilt: Pro 1.000 kWh Stromverbrauch und pro 1 kWp Photovoltaikleistung ist etwa 1 kWh nutzbare Speicherkapazität sinnvoll. Bei einem durchschnittlichen Haushalt mit 4.000 kWh Jahresverbrauch und einer 8 kWp-Anlage sind also rund 6 bis 8 kWh Speicherkapazität eine gute Grösse.

Eine Unterdimensionierung bedeutet, dass der Speicher oft voll ist und überschüssiger Strom trotzdem ins Netz fliesst. Das reduziert den möglichen Eigenverbrauch und die Einsparung. Eine Überdimensionierung führt dagegen dazu, dass der Speicher selten komplett genutzt wird – was hohe Investitionskosten mit einer nur begrenzten Nutzung kombiniert. Beides schmälert die Wirtschaftlichkeit.

Moderne Heimspeicher kosten heute etwa 2.500 bis 3.000€ für ein Basismodul mit 5 kWh Speicherkapazität plus 300 bis 400 Euro für jede weitere Kilowattstunde Kapazität. Für einen 7 kWh-Speicher musst du also mit 3.500 bis 4.000 Euro rechnen, zuzüglich der Kosten für Installation und Steuerungselektronik.

Trotz der Kosten kann sich ein Speicher lohnen: Du sparst bei jeder selbst verbrauchten Kilowattstunde den aktuellen Strompreis. Je höher also dein Eigenverbrauch, desto besser ist meist die wirtschaftliche Bilanz.

Experten: So holst du das meiste aus deiner Photovoltaikanlage raus

Ab wann rechnet sich eine Photovoltaik-Anlage?

Obwohl sich eine PV-Anlage bereits ab dem ersten Tag ökologisch rechnet, interessieren sich die meisten Hausbesitzenden natürlich mehr für die Wirtschaftlichkeit ihrer Investition. Hier ein vereinfachtes (!) Rechenbeispiel, um die Amortisationsdauer einer künftigen PV-Anlage abzuschätzen:

In dieser vereinfachten Rechnung wurden laufende Kosten der Anlage oder Fördergelder nicht berücksichtig. Zur präziseren Berechnung deiner zukünftigen Photovoltaik-Anlage gibt es Solar-Rechner online, wir empfehlen zum Beispiel:.

  • Der Solarisator der Hochschule für Technik und Wirtschaft, HTW Berlin
  • Der Solardach-Rechner der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft CO2online

Noch attraktiver wird die obige Bilanz übrigens, wenn du einen dynamischen Stromtarif nutzt, bei dem sich der Speicher an günstigen Börsenstromzeiten orientiert. Hier kannst du selbst zum Stromhändler werden, indem du zu Zeiten, wenn der Strompreis besonders niedrig ist, deine Speicher füllst und später zu einem höheren Preis wieder ins Stromnetz speist.

Dynamische und variable Stromtarife: Für wen sich schwankende Strompreise lohnen

Insgesamt gilt: Wenn du deine PV-Anlage möglichst effizient und zukunftssicher betreiben möchtest, lohnt es sich, Fachleute zu Rate zu ziehen. Dies können im ersten Schritt unabhängige Energieberater:innen oder berufserfahrene Solarteur:innen sein.

Mehr Inhalte von Utopia.de
News, Tipps, Rezepte und Kaufberatung für eine nachhaltigere Welt.

? Wichtig: Qualifiziert für die staatlichen Förderprogramme sind nur Energieberater:innen auf der offiziellen Liste für Energieeffizienz-Experten. Um die Suche nach einem passenden Angebot abzukürzen, kannst du deine Adresse und Telefonnummer bei Portalen wie Enter hinterlassen. Die Plattformen vermitteln dir dann unverbindliche Angebote für zertifizierte Energieberater:innen.

Kann man mit einer Solaranlage autark werden? 4 PV-Mythen im Check  © UTOPIA