Die Schokoladen-Scorecard bewertet verschiedene Schokoladenhersteller hinsichtlich ihrer Transparenz und der Einhaltung ökologischer und sozialer Standards. Hier erfährst du, was es mit dem Bewertungssystem auf sich hat.
Schokolade gehört für viele zu einem besonders angenehmen Teil des Alltags: Wir verschenken sie zu Geburts- und Feiertagen, geniessen sie als Dessert oder als süssen Snack zwischendurch. Doch der süsse Genuss hat oft eine bittere Kehrseite: Die Produktion von Schokolade geht häufig mit Regenwaldabholzung, menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit einher.
Wenn du diese soziale und ökologische Ausbeutung nicht unterstützen willst, solltest du Schokolade von Unternehmen kaufen, die eine faire und ökologische Produktion entlang der gesamten Lieferkette garantieren können. Doch vor dem Supermarktregal den Durchblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Die Schokoladen-Scorecard kann dir in dieser Hinsicht eine Orientierung bieten.
Was ist die Schokoladen-Scorecard?
Die Schokoladen-Scorecard ist ein jährlicher Nachhaltigkeits- und Fairness-Check für Schokoladenunternehmen. Sie bewertet anhand gewisser Kriterien, wie fair und ökologisch die Unternehmen in der gesamten Lieferkette arbeiten – vom Anbau des Kakaos bis zur fertigen Tafel.
Die Ergebnisse helfen Konsument:innen, sich zwischen all den Schokoladenanbietern besser zurechtzufinden und bewusster einzukaufen. Zudem sollen sie auch den Unternehmen selbst als Orientierungshilfe dienen und dabei aktuelle Defizite aufzeigen, die die Unternehmen dann bis zum nächsten Jahr verbessern können.
Herausgeberin der Scorecard ist die australische NGO Be Slavery Free. Unterstützt wird sie von Universitäten und verschiedenen NGOs, wie etwa dem WWF, Green America und Everyday Slavery.
Schokoladen-Scorecard: Die Kriterien
Im Jahr 2020 arbeiteten allein in den beiden Hauptanbauländern Ghana und der Elfenbeinküste 1,5 Millionen Kinder auf Kakaoplantagen. Kinderarbeit hängt dabei nicht selten mit Sklaverei zusammen: Einige Kinder werden aus Nachbarländern verschleppt und als Kindersklaven gezwungen, unter schlimmsten Bedingungen auf den Plantagen zu arbeiten.
Hinzu kommen beim Kakaoanbau Umweltprobleme wie Entwaldung und der Einsatz giftiger Pestizide. Viele dieser Missstände sind für Konsument:innen nicht sichtbar – und genau da setzt die Scorecard an: Sie macht Fortschritte (oder Rückschritte) der Unternehmen sichtbar.

Die Schokoladen-Scorecard bewertet Unternehmen in sechs Kategorien:
- Transparenz: Legen Unternehmen ihre Daten offen? Ist es möglich, die Lieferketten zurückzuverfolgen?
- Existenzsichernde Einkommen: Werden Bäuer:innen und Arbeiter:innen angemessen entlohnt?
- Kinderarbeit: Können Unternehmen garantieren, dass es beim Kakaoanbau nicht zu Kinderarbeit kam? Welche Schutzmassnahmen dagegen gibt es?
- Entwaldung: Achten Unternehmen darauf, Kakao zu verwenden, für den keine Wälder abgeholzt wurden?
- Pestizideinsatz: Garantieren Unternehmen, dass keine chemisch-synthetischen Pestizide beim Anbau eingesetzt wurden?
- Anbau im Agroforstsystem: Stammt der Kakao aus Agroforstsystemen? Dabei handelt es sich um eine besonders nachhaltige Art des Kakaoanbaus, bei dem die Kakaobäume gemeinsam mit anderen Bäumen und Nutzpflanzen angebaut werden.
Die Gewinner 2025
Die Bewertung für die Schokoladen-Scorecard erfolgt in erster Linie durch Fragebögen, die die Unternehmen ausfüllen sollen. Die Ergebnisse werden mit Ampelfarben visualisiert – Grün steht für gut, Rot für grossen Verbesserungsbedarf.
In der aktuellen Bewertung landen Tony’s Chocolonely, Halba, Cemoi, Ritter Sport und Nestlé auf den vorderen Plätzen bei den mittelgrossen bis grossen Unternehmen.
- Tony’s Chocolonely überzeugt mit dem klaren Ziel, "jede Form von Ausbeutung in der Kakaoindustrie zu beenden". Die niederländische Firma zeigt, wie fairer Handel funktionieren kann – auch wenn beim Agroforstanbau noch Luft nach oben ist. Ihr "5-Sourcing-Prinzip" soll ein Vorbild für die gesamte Branche sein.
- Halba (Schweiz), Cemoi (Frankreich), Ritter Sport (Deutschland) und Nestlé (Schweiz) schneiden ebenfalls gut ab – besonders beim Engagement für mehr Transparenz und fairere Einkommen.
Bei den kleinen Herstellern führt Beyond Good aus den USA die Liste an – mit Top-Bewertungen in allen Kategorien. Dahinter folgen Choba Choba (Schweiz) und Original Beans (Niederlande), die sich durch ökologischen Anbau und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Kakaobäuer:innen auszeichnen.
Schokoladen-Scorecard: Die Verlierer
Nicht alle Unternehmen schneiden bei der Schokoladen-Scorecard gut ab:
- Ferrero und Unilever haben sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert – Ferrero punktet nur bei der Transparenz, Unilever beim Thema Entwaldung.
- Die Firmen Glico und Daito Cacao (beide Japan) bilden das Schlusslicht. Ursachen dafür sind mangelnde Transparenz, kaum Massnahmen gegen Kinderarbeit und ökologische Versäumnisse.
- FrieslandCampina (Niederlande) liegt bei den europäischen Produzenten weit hinten.
- Mondelez International (etwa bekannt für Milka, Toblerone, Oreo), Krueger sowie Kellanova (ehemals Kellogg’s) verweigerten erneut die Teilnahme an der Bewertung – das macht eine Einschätzung ihrer Lieferketten unmöglich und lässt an ihrem Einsatz für ökologische und soziale Standards zweifeln.
Tipps für faire Schokolade
Auch an der Schokoladen-Scorecard ist nicht alles perfekt. So basiert sie grundsätzlich auf freiwilligen Angaben der Unternehmen – wer nicht mitmacht, taucht nicht oder mit unvollständigen Daten auf. Ausserdem kann sie keine vollständige Kontrolle über komplexe Lieferketten garantieren. Dennoch bleibt sie eines der besten Instrumente, um sich schnell einen Überblick über unterschiedliche Schokoladenmarken zu verschaffen.
Willst du beim Einkauf auf sozial und ökologisch fair produzierte Schokolade achten, können dir neben der Schokoladen-Scorecard folgende Tipps helfen:
- Achte auf Bio- und Fairtrade-Schokolade. Siegel wie Fairtrade, GEPA oder Naturland garantieren (je nach Kriterien) die Einhaltung von sozialen und ökologischen Standards. Einige Bio-Fairtrade-Schokoladen stellen wir dir auch in unserer Schokoladen-Bestenliste vor.
- Weniger ist mehr. Schokolade gehört zu den klimaschädlichsten Lebensmitteln. Schliesslich muss der Kakao weite Transportwege bis nach Europa zurücklegen. Nimm die beliebte Süssigkeit deshalb lieber in Massen zu dir.
- Kleinmarken unterstützen: Marken wie Original Beans oder Choba Choba sind bei der Umsetzung sozialer und ökologischer Standards oft konsequenter nachhaltig als grosse Konzerne.
- Fragen stellen: Frag im Supermarkt, am Kiosk oder im Späti gezielt nach fair produzierter Schokolade – Nachfrage verändert das Angebot.
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