Bäume sind gut fürs Klima, ein Waldspaziergang für deine Gesundheit. Darum solltest du regelmässig ins Grüne gehen. Wie das auf deinen Körper wirkt, erfährst du hier.

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Ein Waldspaziergang hat einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit – sowohl auf mentaler als auch auf körperlicher Ebene. Es lohnt sich, einen Ausflug in die Natur zu machen. Warum gerade der Wald so guttun kann und worauf du bei einem Besuch achten solltest, erklären wir in diesem Artikel.

Warum lohnt sich ein Waldspaziergang?

Wald tut gut. Wer einen Waldspaziergang macht, spürt seine heilende Wirkung schnell: Die frische Luft, die Ruhe und ätherische Duftstoffe beruhigen Körper und Geist. Schon nach 15 Minuten Waldspaziergang senkt sich dein Puls und die Ausschüttung von Stresshormonen wird gehemmt. So kannst den Alltag hinter dir lassen und durchatmen.

Die Waldluft ist sauber und gesund. Zudem stossen Bäume wertvolle Stoffe aus, die sogenannten Terpene. Sie dienen als gegenseitige Warnung vor blattfressenden Insekten und haben eine positive Wirkung auf deine Gesundheit. Auch tannenartige Bäume bilden Terpene, daher ist jede Art Wald wohltuend.

Die Bedeutung der Terpene hat ein Forscher:innen-Team um Qing Livon der Nippon Medical School in Tokio an zwölf Personen untersucht. Sechs übernachteten in einem Zimmer, ohne zu wissen, dass dort Terpene eingeleitet wurden. Die andere Hälfte schlief in einem Zimmer ohne Terpenzufuhr.

Die Blutuntersuchungen der Studie dokumentierten, dass eingeatmete Terpene über den Blutkreislauf ins Gehirn gelangen. Sie scheinen dort die Produktion von Botenstoffen zu beeinflussen, die den Stresshormonspiegel, Blutzuckerspiegel und Blutdruck senken können.

Die Macht der Farben und Strukturen bei einem Waldspaziergang

Nicht nur die chemische Zusammensetzung der Luft macht gesund. Auch die Optik spielt eine Rolle. Einer Untersuchung nach senkt bereits der Anblick eines Waldes den Stresshormonspiegel im Schnitt um 13,4 Prozent. Selbst das Betrachten eines virtuellen Waldes lässt den Körper Glückshormone ausschütten, auch wenn die Wirkung nicht so stark ausfällt wie bei einem echten Waldspaziergang.

Diese Ergebnisse passen zu den Beobachtungen schwedischer Mediziner:innen um Roger Ulrich. Deren Patient:innen brauchten nach Operationen weniger Schmerzmittel, wenn vor dem Fenster ein Baum wuchs. Die Studie zeigte, dass der Blick auf eine Hauswand mit mehr Komplikationen einherging. Ein weiteres Ergebnis war, dass Menschen, die in einer grünen Siedlung leben, deutlich seltener an Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Störungen erkranken.

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Menschen nehmen Farben nicht nur optisch wahr. Überall auf der Haut befinden sich lichtempfindliche Sensoren, die auf Farben körperlich reagieren. Das passiert auch bei einem Waldspaziergang. Dein Nervensystem erkennt die Farben und leitet Signale an dein vegetatives Nervensystem. Je nach Farbe reagieren dein Stoffwechsel, deine Atmung und der Blutdruck. Damit gehen unterschiedliche Gefühle einher, die du beim Betrachten einer Farbe empfindest.

Laut der Krankenkasse AOK ist nachgewiesen, dass Menschen mit den richtigen Farben im Raum konzentrierter arbeiten können oder schneller entspannen. Grün ist eine lebensbejahende Farbe, die Glückshormone auslöst. Als die Farbe der Natur gibt sie ein Gefühl der Sicherheit.

Dieses Sicherheitsgefühl ist fest im Menschen verankert, da ein grüner Hügel oder ein dichter Wald schon für unsere Vorfahren ein gutes Versteck waren. Zudem ist es eine Farbe, die Glückshormone ausschüttet und motiviert und ausgleichend wirkt.

Im Herbst durch den Wald spazieren

Auch im Herbst lohnt es sich, im Wald spazieren zu gehen. Die Farbe Orange führt nachweislich zur Ausschüttung von Dopamin, eines Belohnungshormons. Sie wirkt belebend und stimmungsaufhellend. Gelb kann Ängste hemmen und wohlige Gefühle erzeugen, während Rot aufmerksamer macht und den Blick fürs Detail schärft. Gute Gründe für einen herbstlichen Waldspaziergang.

Übrigens: Die Aussicht von einem Berggipfel bietet weniger als ein Waldspaziergang, aber sie tut deinen Augen gut. Nach einer langen Wanderung kannst du den Blick lang und intensiv in die Ferne richten. Dabei wird der Ziliarmuskel entspannt, der bei der Nahsicht (etwa vorm Laptop und Smartphone) stets angespannt bleibt.

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Waldspaziergänge auf Rezept

Bei den Erkenntnissen dazu ist es nicht verwunderlich, dass in manchen Gebieten der Erde ein Waldspaziergang zur Gesundheitsvorsorge gehört. In Japan verschreiben Ärzt:innen regelmässig "Shinrin-yoku", auf deutsch Waldbaden. Dafür werden sogar Rezepte ausgestellt. Die Patient:innen sollen mit all ihren Sinnen in den Wald eintauchen und seine heilenden Kräfte spüren.

Ärzt:innen wissen inzwischen, dass der Wald das Immunsystem ankurbelt. Das Team um Qing Li wies bei Personen, die binnen drei Tagen sechs Stunden im Wald spazierten, eine erhöhte Zahl und Aktivität der "natürlichen Killerzellen" nach. Diese greifen unter anderem Tumorzellen an.

Der positive Effekt auf die Immunzellen hielt sieben Tage an und so stellte Li die These auf, dass regelmässige Waldspaziergänge auch Krebserkrankungen vorbeugen könnten. Er empfiehlt, pro Monat zwei volle Tage in einem Wald zu verbringen.

Die Natur wirkt sich also sowohl auf den Körper als auch auf den Geist aus. Während der Klimawandel und die damit einhergehenden Extremwetter Angstzustände auslösen können, kann ein Waldspaziergang Stress mindern und das Wohlbefinden bessern.

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Den Wald schützen und achten

Jede:r sollte das Ökosystem Wald mit Respekt betreten. Er ist nicht nur ein Kurhaus für Menschen, sondern das Zuhause für viele Tiere und Pflanzen. Auch da Bäume das Klima schützen, solltest du dich bei einem Waldpaziergang umsichtig verhalten. So geht’s:

  • Verhalte dich leise. Musik und lautes Lachen oder Rufen stören nicht nur die Tierwelt, sondern auch andere Menschen, die Ruhe und Erholung suchen.
  • Hinterlasse keinen Müll.
  • Sammle den Müll anderer auf. Die Umwelt wird es dir danken. Dafür kannst du eine mitgebrachte Plastiktüte verwenden.
  • Schütze Pilze und andere Pflanzen auf einem Waldspaziergang, zerstöre sie nicht.
  • Fahre und reite nur auf Wegen, passe deine Geschwindigkeit an und schone die Waldwege.
  • Halte deinen Hund an der Leine oder in deiner direkten Nähe.
  • Beachte Hinweisschilder und Absperrungen bei einem Waldspaziergang. Beschädige sie nicht.
  • Halte dich an die speziellen Betretungsregelungen in Schutzgebieten.
  • Verhindere Waldbrände, mache kein Feuer und rauche nicht im Wald.
  • Schaue nicht weg, wenn andere sich nicht richtig verhalten.

Überarbeitet von Lucas Drebenstedt

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