Das Konzept der Work-Life-Balance ist bekannt und du bist vielleicht auch selbst ein:e Verfechter:in davon. Aber hast du auch von "Work-Life-Blending" schon einmal gehört?
Immer mehr Menschen erkennen, dass neben der Arbeit auch noch Zeit für andere wichtige Dinge bleiben muss und das Privatleben bei allem guten Willen zur Produktivität nicht zu kurz kommen sollte. Eine entsprechend gute Work-Life-Balance wird oft nicht nur von jungen Menschen, sondern teils auch von Berufstätigen aller Generationen gewünscht und umgesetzt.
Viele Angehörige der Gen-Z passen das Konzept nochmal an und entwickeln es zum Work-Life-Blending weiter, mit dem sich Arbeit und Privatleben noch besser vereinbaren lassen sollen.
Work-Life-Blending: Was ist das?
Work-Life-Blending bedeutet im Prinzip das genaue Gegenteil von Work-Life-Balance: Bei letzterer liegt der Fokus darauf, Arbeit und Privates strikt zu trennen, um bei der Arbeit produktiver und in der Freizeit entspannter sein zu können. Vertreter:innen des Work-Life-Blending haben dagegen einen anderen Anspruch an die Balance von Job und Freizeit. Beim Work-Life-Blending ist es gewollt, Arbeit und Freizeit verschmelzen zu lassen.
Das bedeutet, dass du während der Arbeitszeit problemlos auch einfach deinen Einkauf erledigen oder zu einem Termin gehen kannst, der mit deiner Arbeit nichts zu tun hat. Umgekehrt musst du dann aber auch bereit sein, abends oder am Wochenende noch beruflich erreichbar zu sein und gegebenenfalls Projekte fertigzustellen. Ganz anders als bei der Work-Life-Balance also – aber für viele Angehörige der Gen-Z dennoch eine gute Möglichkeit, Privates und Berufliches besser aufeinander abzustimmen.
Könnte Work-Life-Blending das Arbeitsmodell der Zukunft sein?
Warum ist die Idee des Work-Life-Blending relevant?
In Befragungen junger Menschen zu ihren Ansprüchen an die Arbeitswelt wird immer klarer: Flexibilität ist für die junge Generation einer der wichtigsten Faktoren im Job. Die Arbeitswelt verändert sich mit diesen Ansprüchen und flexible Arbeitszeiten werden infolgedessen in immer mehr Berufen angeboten. In Zukunft wird das Verlangen nach Flexibilität im Beruf ein wesentliches Kriterium bei der Jobauswahl sein. Das zeigt sich beispielsweise bereits an der wachsenden Zahl der Unternehmen, die Homeoffice anbieten.
So wird sich die Arbeit der Zukunft bestenfalls immer mehr an die Bedürfnisse der arbeitenden Bevölkerung anpassen und nicht andersherum. Besonders in bestimmten Lebenslagen könnte Work-Life-Blending ungemeine Erleichterung bringen – beispielsweise für arbeitende Eltern kleiner Kinder oder für Menschen, die neben der Arbeit noch andere Projekte wie beispielsweise eine Weiterbildung verfolgen.
Kann Work-Life-Blending überhaupt funktionieren?
Arbeit und Berufsleben vermischen – ist das nicht genau das, was man bisher mit der Work-Life-Balance unbedingt vermeiden wollte? Tatsächlich kann es eine Gefahr des Work-Life-Blending sein, dass die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben nicht mehr klar erkennbar und definiert sind. Obwohl genau darin viele Vorteile des Modells liegen, kann dieser Punkt auch Nachteile mit sich bringen:
- Work-Life-Blending fordert auch, dass Arbeitnehmer:innen gegebenenfalls in ihrer Freizeit oder im Urlaub geschäftlich erreichbar sind. Das kann schnell zu Stress führen.
- Besonders Workaholics können Probleme haben, auch mal eine Pause zu machen, wenn Job und Freizeit nicht klar getrennt sind.
- So könnte das Modell Work-Life-Blending potenziell ein verstärkender Faktor für innere Unruhe, Stress und schlimmstenfalls Burnout sein, wenn die Balance nicht gewahrt wird.
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Allerdings ist es für viele sowieso bereits Normalität, dass Arbeit und Privatleben mehr und mehr verschmelzen, besonders seit der Corona-Pandemie. In einer Studie des Kölner Markt- und Organisationsforschungsinstituts YouGov zeigte sich, dass etwa die Hälfte alle Befragten aktuell schon E-Mails oder Telefonate für die Arbeit in ihrer Freizeit beantworten oder tätigen.

Allerdings ist auch klar, dass extrem flexible Arbeitszeitmodelle wie das Work-Life-Blending nicht für alle Berufe in Frage kommen. Beispielsweise ist offensichtlich, dass ein solches Konzept in sozialen Berufen und im Gesundheitswesen schwieriger umzusetzen ist als beispielsweise in einem Job, den du komplett am PC und ortsunabhängig erledigen kannst. Wenn das Wohl anderer Menschen davon abhängt, dass du schnell an Ort und Stelle sein kannst (zum Beispiel bei der Polizei), ist es unpraktisch, wenn du dann gerade beim Friseur sitzt oder im Supermarkt an der Kasse stehst.
Work-Life-Blending – So klappt’s
Work-Life-Blending ist in vielen Berufen bereits keine Theorie mehr, sondern bereits Realität. Das gilt zumindest für Arbeitnehmer:innen, die laut Umfragen auch in der Freizeit oft berufliche Aufgaben erledigen. Für ein ausgewogenes Work-Life-Blending wird, müssen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen jedoch zusammenarbeiten. Damit Work-Life-Blending funktioniert, sind folgende Dinge wichtig:
- Bewusstsein für Chancen und eventuelle Herausforderungen des Modells – und zwar auf Seiten der Arbeitgeber:innen und -nehmer:innen gleichermassen. So müssen Vorgesetzte damit einverstanden sein, dass ihre Angestellten eben auch mal während der Arbeitszeit private Dinge erledigen. Auf der anderen Seite müssen Mitarbeitende aber auch bereit sein, während der Zeit erreichbar zu sein, die eigentlich ihre Freizeit ist.
- Einige Grenzen bewahren: Auch wenn ein kennzeichnender Faktor des Work-Life-Blending das Verschwimmen von Grenzen ist, sollten einige davon dennoch klar erhalten bleiben, damit das Modell nicht zu einer Überbelastung der Arbeiter:innen führt. Beispielsweise ist es sinnvoll, vorab bestimmte Zeiten zu vereinbaren, zu denen Angestellte in ihrer Freizeit beruflich erreichbar sein müssen.
- Gutes Zeitmanagement und Arbeitszeiterfassung: Diese beide Dinge sind ebenfalls essenziell, damit Work-Life-Blending funktioniert. Denn während vermieden werden soll, dass das Modell Angestellte zu sehr belastet, muss natürlich auch gewährleistet sein, dass Mitarbeiter:innen trotz ungeplanter Pausen während der Arbeitszeit auf ihre vertraglich festgelegten Stunden kommen. Deine Produktivität und Arbeitszeit kannst du zum Beispiel laut Forbes mit Time Blocking sehr gut planen.
Vorteile von Work-Life-Blending
Auch wenn das Konzept mit Herausforderungen einhergeht: Work-Life-Blending wird in der zukünftigen Arbeitswelt höchstwahrscheinlich eine Rolle spielen. Das wird besonders mit einem Blick auf die potenziellen Vorteile deutlich:
- Gesteigerte Zufriedenheit der Mitarbeitenden (durch das Gefühl, dass die Arbeit das Privatleben nicht einschränkt)
- Förderung von eigenverantwortlichem, selbständigen Arbeiten (durch die selbständige Zeiteinteilung)
- Gute Vereinbarung von Beruf und Familie (da Arbeitnehmer:inne auch mal früher gehen dürfen, um für Freude und Familie da zu sein)
- Höhere Produktivität (weil man dann arbeiten kann, wenn man sich am fittesten und konzentriertesten fühlt)
Welche Vorteile und potenziellen Schwierigkeiten das Work-Life-Blending mit sich bringt, variiert je nach individueller Situation und Beruf. Es ist aber auf jeden Fall davon auszugehen, dass die Idee dahinter uns im aktuellen Wandel der Arbeitswelt hin zu mehr Flexibilität noch oft begegnen wird. © UTOPIA