Ob man bei leichten Krankheitssymptomen zur Arbeit gehen sollte, ist manchmal nicht so einfach zu beantworten – gerade wenn man auch von zu Hause arbeiten und damit den sogenannten Workahomeism betreiben kann.

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Wahrscheinlich kennst auch du diese Situation: Du bist ein bisschen krank, aber unsicher, ob du zu Hause bleiben solltest oder darfst. Viele entscheiden sich dann, trotzdem zur Arbeit zu gehen – obwohl sie sich besser ausruhen und gesund werden sollten.

Gerade während der Corona-Pandemie hat dieses Phänomen durch den sogenannten Workahomeism mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Was ist Workahomeism?

Workahomeism betreiben Leute, die im Homeoffice arbeiten, obwohl sie krank oder sogar offiziell krankgeschrieben sind.

Das Phänomen des Workahomeism ist nicht wirklich etwas Neues, sondern eine Variation des Präsentismus. Auch bei letzterem geht es um das Arbeiten trotz Krankheit – allerdings vor Ort im Büro. Laut einer Umfrage geht jede:r Zweite krank zur Arbeit. Im Homeoffice ist das deutlich leichter umzusetzen, da es die Möglichkeit gibt, sich zwischendurch kurz hinzulegen oder die Erkältung mit Hausmitteln zu lindern.

Seit wann gibt es Workahomeism und was sind die Gründe?

Das Phänomen des Workahomeism gibt es schon seit einiger Zeit, jedoch tritt es vor allem seit der Corona-Pandemie vermehrt auf: Der Job verlagerte sich in den Pandemie-Jahren bei vielen Arbeitnehmer:innen in das eigene Zuhause, um bei möglicher Infektion niemanden anzustecken und Kontakte zu Kolleg:innen zu vermeiden. Also sollten Menschen, auch wenn sie nur leichte Krankheitssymptome wie beispielsweise eine kleine Erkältung hatten, besser zu Hause bleiben.

Auch nach der Pandemie ist Workahomeism noch ein Thema, da in vielen Jobs entweder zum Teil oder komplett in den eigenen vier Wänden gearbeitet wird. Gerade bei uns in Deutschland ist das Homeoffice verbreiteter als in anderen Ländern.

Die Gründe für Workahomeism basieren laut einer Studie in der Regel auf Schuldgefühlen und Versagensängsten:

  • Die Betroffenen haben oft ein schlechtes Gefühl dabei, sich auszuruhen, wenn sie auch einfach von zu Hause aus arbeiten könnten.
  • Ausserdem fühlen sich die Betroffenen auch oft ihren Kolleg:innen gegenüber schuldig, da sie befürchten, ihnen mit der eigenen Krankheit zu schaden und bestimmte Erwartungen nicht zu erfüllen. Dahinter steckt häufig Druck durch Personalmangel.
  • Zudem haben Arbeitnehmer:innen seit Corona mehr Schuldgefühle als vorher, wenn sie krank zur Arbeit gehen. Das führt zu mehr Workahomeism und hat die Hemmschwelle dafür, von zu Hause zu arbeiten, weiter gesenkt.

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Negative Folgen von Workahomeism

Arbeitnehmer:innen betreiben zwar oft Workahomeism, um die oben genannten Schuldgefühle zu vermeiden. Allerdings können entstehen dadurch meist neue Schuldgefühle. Diese betreffen beispielsweise

  • die Sorge um die eigene Gesundheit oder auch
  • die Frage, ob die Arbeitsleistung im aktuellen Gesundheitszustand überhaupt qualitativ hochwertig ist.

Interessanterweise fühlten sich die Studienteilnehmer:innen im Endeffekt genauso schuldig oder sogar noch schuldiger, dass sie krank von zu Hause aus arbeiteten, als wenn sie sich krankgemeldet und ausgeruht hätten.

Und es gibt noch einen weiteren Negativeffekt: Gravierend ist vor allem, dass Workahomeism die Genesung verzögern kann. Im schlimmsten Fall kann das sogar zu einer langwierigen Erkrankung führen. Schliesslich kannst du dich während der Arbeit, wenn du in Online-Meetings bist oder unter Druck Aufgaben erledigst, nicht wirklich erholen.

Denk immer daran: Bist du tagelang schlapp und nicht wirklich produktiv, hat auch dein:e Arbeitgeber:in nichts davon, wenn du krank im Homeoffice arbeitest.

Das kannst du gegen Workahomeism tun

Wenn du selbst vor dem Dilemma des Workahomeism stehst, hilft es dir vielleicht, wenn du dir die folgenden Fragen stellst:

  • Warum willst du arbeiten, obwohl du krank bist? Was steckt dahinter? Enttarne mithilfe von Selbstreflexion deine möglichen Schuldgefühle.
  • Wie wirkt es sich tatsächlich auf deine Arbeitsqualität aus, wenn du trotz Krankheit arbeitest? Sowohl kurzfristig als auch langfristig? Kannst du gewohnt effizient und sorgfältig arbeiten?
  • Welche Auswirkungen hat es auf deine Kolleg:innen, wenn du dich auskurierst und nicht arbeitest? Überlastest du sie damit wirklich dermassen?
  • Was schadet mehr? Wenn du arbeitest und so die Krankheit länger andauert, eventuell dadurch sogar weitere Probleme/Krankheiten/Stress entstehen oder wenn du dich komplett auskurierst? Es ist wichtig, zu reflektieren, was es für Auswirkungen haben könnte, wenn du trotz Krankheit arbeitest. Vor allem mit dieser Frage kannst du deine Schuldgefühle angehen und im besten Fall beseitigen.

Die zitierten Studien legen nahe: Schuldgefühle entstehen auch oder treten sogar noch stärker auf, wenn du Workahomeism betreibst. Expert:innen (zum Beispiel vom Informationsportal für Arbeitgeber) appellieren zudem an Vorgesetzte und Arbeitgeber:innen: Diese sollten ihren Mitarbeiter:innen vermitteln, dass es in Ordnung ist, sich im Bedarfsfall krankzumelden.

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Ruh dich also lieber aus, wenn du krank bist, und sorge dafür, dass du schnell wieder gesund wirst. Dadurch bist du auch schneller wieder produktiver, wovon deine Arbeit und Kolleg:innen profitieren.

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Überarbeitet von Lea Hermann

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