An der diesjährigen 27. Ausgabe des Festivals Videoex für avantgardistisches Filmschaffen (16. bis 25. Mai) ist Schottland Gastland. Als Gäste werden die iranische Filmemacherin Maryam Tafakory und der US-amerikanische Filmemacher Sky Hopinka erwartet.

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Hopinka ist Mitglied der Ho-Chunk-Nation und befasst sich in seinen Filmen häufig mit indigenen Sprachen sowie mit Sprache als Trägerin von Kultur. In seinen meist poetischen Filmen verbindet er Sprache und Gesang, Farbe und Bewegung. "Mit seiner 'Ethnopoesie' zersetzt er den ethnographischdokumentarischen Blick und schafft eine eigene Erzählweise der poetischen Indirektheit", schreibt Videoex dazu.

Strategien des Verschweigens

Die iranische Filmemacherin Maryam Tafakory steht für recherchebasierte Projekte. Sie lebt heute in Grossbritannien. Während des Covid-Lockdowns tauchte sie ein ins Archiv des iranischen Kinos seit 1979 und enthüllt nun Kommunikationsstrategien, mit denen bestimmte Körper, Intimität und Geschichte sowie Geschichten verschwiegen werden. Sie zeigt wie das iranische Kino auf staatliche Moralvorstellungen und Zensur reagiert.

Der schottische Gastlandauftritt "Views on Scotland" thematisiert mit "Werken über Wahnsinn, Abweichung und Geschlecht" die Kluft zwischen populärem Mythos und privater Realität. Ein weiteres "Special" ist der Schottin Margaret Tait (1918-1999) gewidmet. Sie gilt als eine der Pionierinnen des poetischen Experimentalfilms.

Das Programm über Tait stammt von Ute Aurand - auch sie eine Pionierin der Experimentalfilmbewegung im Westdeutschland der 1980-er Jahre. Aurand präsentiert zehn Filme, die Tait zwischen 1951 und 1998 gedreht hat.

Laurence Favre im CH-Fokus

Die Sektion CH-Fokus widmet sich dem Werk der Filmemacherin Laurence Favre aus La Chaux-de-Fonds, die mit ihren Filmen den Klimawandel erforscht. Sie sucht nach Bildern von der Natur, in denen der Mensch keine Rolle spielt. In Zürich wird sie ihren neuen Film "Lettres au Docteur L." (2025) vorstellen, der am Festival Visions du Réel seine Weltpremiere feierte. Ihr Werk wurde auch bereits an anderen internationalen Festivals wie dem Locarno Film Festival gezeigt.

In "Lettres au Docteur L." zeigt sie vier Persönlichkeiten, die im afrikanischen Süden auf die Memoiren des Doktor L. reagieren; der Film ist ein Mix aus Abenteuererzählungen, religiösem Eifer und medizinischer Berichterstattung aus dem 19. Jahrhundert.

Am letzten Tag des Festivals findet die Preisverleihung der beiden Wettbewerbe statt - dem internationalen, der in fünf Themenblöcke unterteilt ist, sowie dem Schweizer Wettbewerb mit neun Werken.

Die Verantwortlichen des internationalen Experimentalfilm- und Videofestivals nehmen für ihr Programm in Anspruch, dass "abseits konventioneller Erzählstrukturen die Geschichten unserer Zeit erzählt" werden. Gezeigt werden experimentelle Filme zur "Wahrnehmungserweiterung, weil sie andere Zugänge finden", als das Publikum gemeinhin gewohnt ist.

https://videoex.ch/  © Keystone-SDA