Im aargauischen Baden startet das 23. Internationale Filmfestival für Animationsfilm Fantoche (-07. September). Im Hauptwettbewerb konkurrieren 32 Kurzfilme um fünf Preise.

Zum ersten Mal ist das Fantoche ein Festival, bei dem sich der Gewinnerfilm der Kategorie "Best Film" für die BAFTA- und Oscar-Verleihung qualifiziert. Für die hiesige Filmszene sei dies ein "starkes Zeichen", wie Festivaldirektorin Ivana Kvesić auf Anfrage von Keystone-SDA schrieb. "Die Qualifizierung stärkt die Wahrnehmung der Animation als eigenständige Kunstform - sowohl international als auch national - und positioniert uns in einer Reihe mit renommierten Festivals wie Locarno oder den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur."

Mit "Qui part à la chasse" ("Hunting") der Westschweizer Regisseurin Lea Favre ist auch ein Schweizer Film im Internationalen Wettbewerb vertreten. Der elfminütige Kurzfilm erzählt von der Figur Lea, die sich mit der Kamera im Anschlag auf die Jagd nach einem guten Thema für ihren Dokumentarfilm macht. So gerät ihr jemand ins Visier, der ihr perfekt scheint. Doch dann entpuppt sich dieser als aufdringlich, als jemand, der sie belästigt. Die Rollen von Jägerin und Gejagtem verkehren sich ins Gegenteil. Beim Schauen wird bald einmal klar, dass "Qui part à la chasse" keine Fiktion, sondern eine Dokumentation ist. Da ist es auch kein Zufall, dass Hauptfigur und Filmemacherin den gleichen Vornamen haben.

Arbeitsstrukturen hinterfragen

Neben den verschiedenen Wettbewerben - es gibt noch den Schweizer und den Kinderfilm-Wettbewerb - und den Panorama-Programmen, legt das Fantoche unter anderem einen Themen-Fokus auf Arbeit: "9 to 5" heisst diese Sektion, in der Kurz- und Langfilme zu sehen sind. Sie handeln etwa von der Rolle der Frau im Arbeitsmarkt oder von Arbeitslosigkeit.

Mit dem Fokus wolle das Festival Räume öffnen, um die mit Arbeit verbundenen Strukturen filmisch zu reflektieren, schrieb Kvesić und verwies als Beispiel auf über 700'000 Menschen, die in der Schweiz unter der Armutsgrenze leben und auf die Zunahme psychischer Erkrankungen.

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"Unser kapitalistisches System koppelt Einkommen häufig an persönlichen Wert. Wer viel verdient, gilt als erfolgreich, wer wenig verdient, als weniger wert." Dabei werde essenzielle Arbeit - etwa in Pflege oder Kultur - systematisch unterbezahlt, während andere enorme Vermögen anhäufen. Mit "kritischem, kreativem und manchmal auch humorvollem Blick" wolle man diese Missstände unter die Lupe nehmen, so Kvesić.  © Keystone-SDA